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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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nichts abgewinnen konnten und Autopsien noch viel weniger, spürten plötzlich wieder, daß die Chancen gegen das Leben standen und daß wir noch härter arbeiten mußten, um die armen, arglosen Patienten zu schützen, die vertrauensvoll ins
House of God
kamen und nichts von der Schwarzen Krähe, dem Preis für ihren Tod und ihre Autopsie, wußten.
    Hooper verlor keine Zeit. Am folgenden Nachmittag, ich diktierte gerade einen Entlassungsbericht, hörte ich aus der Nachbarkabine seine bekannte Stimme:
    »Die Patientin hatte bei der Aufnahme eine Entzündung der Harnwege, war sonst bei guter Gesundheit …«
    Ich diktierte weiter, horchte aber nach wenigen Sekunden wieder auf. »… die Temperatur stieg auf 41 , 7 und ein resistenter Pseudomonas-Stamm wuchs in der Liquor-Kultur …«
    Liquor? Ich dachte, die Krankheit hatte in den Harnwegen angefangen? »… der
Intern
wurde gerufen, um die Patientin zu untersuchen und fand sie in komatösem Zustand vor. Sie starb drei Stunden später. Die Erlaubnis zur Obduktion wurde erteilt. Juhuuu! Es spricht Dr. H. Hooper.«
    Als er herausstürmte, packte ich ihn am Arm und fragte ihn, was passiert war.
    »Das Übliche, Death City. Und ich habe die Autopsie. Atlantic City, ich komme! Schwarze Krähe, schwarze Hosen und alles.«
    »Aber sie war gesund, als sie hier ankam!«
    »Ja, und dann Klappe zu, und ich kriege den Punkt für die Autopsie. Die Schwarze Krähe muß los. Bis dann.«
    »Der Preis ist ein Scherz. Die können das nicht ernst meinen.«
    »Er ist kein Scherz. Autopsien sind die Blume, nein, die rote Rose der Medizin. Der Leggo will mehr Autopsien, damit er gut aussieht.«
    »Für wen?«
    »Ist doch egal. Bei diesem scheußlichen Muttermal wird er jedes kosmetische Hilfsmittel versuchen. He, ich muß los. Die kleine Frau und ich gehen heute abend wieder in den Eucalyptus Room. Versuchen das E vom K weg zu kriegen. Ciao!«
    Und der
Intern
flog aus den Startlöchern für die Schwarze Krähe den Flur hinunter und hinaus aus dem
House of God.
Er hatte dasselbe Funkeln in den Augen wie der Dicke beim Essen und wenn er von seiner Erfindung sprach und wie der Kleine, wenn er Pornographisches von der Donnerkeule berichtete. Dasselbe Funkeln hatte Chuck in den Augen gehabt, als er auf dem Sportplatz Hackfleisch aus Ernie machte und wenn er von Hazel sprach. Und ich hatte dieses Funkeln in den Augen, wenn ich an Molly dachte.
    Wenn ich an Molly dachte, sah ich ihre gestreckte Beuge und ihre Spitzenunterwäsche und die Tränen, die sie vergossen hatte, als sie dachte, sie würde sterben, und ihre Strumpfhose herunterzog, um mir das Mal auf ihrem Schenkel zu zeigen. Wenn ich an Molly dachte, regte sich etwas in meiner Hose, und ich fühlte mich jünger als ich war und bekam dieses Funkeln in den Augen. Und ich dachte an meine erste Liebe und an das bittersüße Chaos beim Herumfummeln an Haken und Gürteln und Reißverschlüssen, auf Couchen, Vordersitzen, Rücksitzen, Kinositzen, Felsen und überall, nur nicht im Bett. Ich sah Molly jung und unschuldig und lustig.
    Jung und unschuldig? Konnte ich ahnen, daß diese Vorstellung allein der Höflichkeit meiner Einbildungskraft zu verdanken war? Weil ich dies junge und unschuldige, lustige Ding verführen wollte, fühlte ich mich schuldig und tat wirklich alles, um sie zu verführen. Wenn wir zusammen arbeiteten, berührte ich sie, legte ihr die Hand auf die Schulter oder auf die Hüfte. Sie streifte meinen Arm mit ihrer Brust, ließ das Kleid aufgeknöpft, und zusätzlich zu ihrer gestreckten Beuge zeigte sie noch mehr aus ihrem Repertoire, darunter das was der Dicke das »Blitz-Setzen« nannte: Wenn in dem Augenblick zwischen Hinsetzen und Überschlagen der Beine das phantastische Dreieck aufblitzt, das französische Höschen, das sich über dem flaumweichen
mons
wölbt wie ein Spinnaker vor den sanften blonden Passatwinden. Obwohl ich medizinisch alles über diese Organe wußte und meine Hände ständig in erkrankten Exemplaren hatte, trotzdem, wissend, wollte ich es, und da ich es mir gesund und jung und frisch vorstellte und blond und daunenweich und prickelnd, wollte ich es um so mehr.
    Endlich lud sie mich ein, mit ihr und einigen anderen Schwestern auszugehen. Wir gingen in eine Bar, wo Rockmusik nur die Gehörknöchelchen der über Dreißigjährigen – wie etwa meine – rausdonnert, während die unter Dreißigjährigen unberührt bleiben und es lieber noch lauter haben wollen. Dann wollte sie einen Tanz mit mir tanzen,

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