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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Mühe gemacht, der alten Lady mal in ’n Mund zu sehn.«
    »Die Broccoli-Lady«, sagte ich. »Gerettet!«
    »Kein Quatsch. Kommt rein, seht sie euch an.«
    Die Broccoli-Lady war riesig, gomerös und roch übel. Abgesehen von einem gelegentlichen, anfallsartigen Zittern ihres Brustkorbs atmete sie immer noch nicht und sah auch nicht so aus, als ginge es ihr besonders gut.
    »Sieht prächtig aus, was?« fragte Chuck.
    »Eine Glanzleistung«, sagte der Kleine.
    »Was werden Sie mit ihr machen?« fragte Jo.
    »Was ich mit ihr machen werde? Also, ich hab sie auf broccoliarme Diät gesetzt, was sonst?«
    Von da an hielt man Chuck im
House
nicht mehr für den dummen Schwarzen, der es auf dem Quotenweg ins
House
geschafft hatte, sondern für einen gescheiten
Intern.
    Als er und ich und selbst der Kleine zunehmend kompetenter wurden, begriffen wir, daß wir immer unentbehrlicher wurden, da niemand das tun wollte, was wir
Interns
tun mußten. Das
House
brauchte uns. Das
House
dachte zumindest, es brauchte uns, da etwas für die Gomers und für die sterbenden Jungen getan werden mußte. Tatsächlich aber brauchte uns das
House,
um nichts für die Gomers zu tun und um die Hilflosigkeit zu ertragen, wenn es um die Betreuung der sterbenden Jungen ging.
    In jenem strahlenden Herbst, in dem es immer mehr so aussah, als würden sowohl Agnew als auch Nixon gleichzeitig in den Knast wandern, bemühten wir uns ständig, unser Nichtstun vor unserem Spürhund Jo zu verbergen. Die Visiten gerieten zu Bravourstückchen in Sachen Doppelzüngigkeit. Wir versuchten, uns zu erinnern, welche imaginären Untersuchungen wir angeordnet hatten, welche imaginären Komplikationen aufgetreten waren, welche imaginäre Behandlung dieser imaginären Komplikationen zuteil geworden war und welche imaginären Ergebnisse das alles gebracht hatte. Und gleichzeitig taten wir alles, um die Gomers woanders unterzubringen. Die Spannung, unter der wir standen, war so groß, daß manchmal alles zusammenbrach. Eines Tages wollte Jo wissen, warum ich bei Anna O. kein Fiebermessen für den Nachmittag angeordnet hatte, um ihr – imaginäres – Fieber zu kontrollieren. Da platzte ich mit einer neuen Regel heraus. Nr.  10 : Wenn du keine Temperatur mißt, stellst du auch kein Fieber fest. Und ich begann alle möglichen Dinge aufzuzählen, die man nicht tun sollte, um nicht etwas zu finden, was man nicht behandeln will, ersetzte » TEMPERATUR « und » FIEBER « durch » EKG « und » ARRHYTHMIEN « und war bereits bei » THORAX - RÖNTGEN « und » PNEUMONIE « angelangt, als Chuck und der Kleine mich am Kragen packten und aus Jos Reichweite schoben.
    Um unsere Spannung zu lockern, verbrachten Chuck und ich immer mehr Zeit in der Stationszentrale, die Füße hochgelegt, ein Ginger-Ale in der Hand. Obwohl der Kleine inzwischen schon sehr viel ruhiger geworden war, war er noch immer zu verspannt, um mit uns rumzuhocken. Towl dagegen, sein BMS , machte mit. Er füllte sich einen riesigen Behälter mit Ginger-Ale, setzte sich grunzend neben uns und legte die Füße hoch.
    »Towl, ich wollte dich nach Enid fragen«, sagte der Kleine. »Ihr Darm ist noch immer nicht sauber für die Untersuchung.«
    »Rrhhmmmmmmm, rhmmmmm, weiß ich. Na und?!«
    »Also, was soll ich machen? Sie muß abführen, aber was ich auch mache, die nimmt zu, ohne daß sie was ißt und hat seit drei Wochen keinen Stuhlgang. Ihre Tochter sagt, sie hat seit acht Jahren keinen normalen Stuhlgang gehabt. Es ist erstaunlich, sie macht aus Wasser Scheiße.«
    »Rrhhmmmmm rhmmmm, weiß ich. Warum willst du denn die Endoskopie?«
    »Weil sie dafür hier ist.«
    »Ja, ich mein’, kricht sie in echt ’n großen Darmangriff oder tun wir nur so? Seitich sie dir übergebm hab, kannich sie nich mehr ruhig haltn.«
    Verlegen gab der Kleine zu, daß Enids
Private,
Putzel, den Kontrasteinlauf wollte, und er nun wirklich versuche, ihn zu machen.
    »Rrhhmmmmm rhmmmm, also, dann gib ihr Milch und ’lasse, runter in’n Mund und rauf in’n Darm, gleichzeitig.«
    »Milch und ›lasse?«
    »Richtig. Milch und Molasse. An beidn Enden. Sie wird explodiern.«
    Wie ein Aufseher erschien während unserer Ginger-Ale-Visiten unweigerlich der Fisch in der Stationszentrale. Unserem Blick ausweichend, fragte er:
    »Hallo, Jungs, wie geht’s?« Und dann, ohne unsere Antwort abzuwarten:
    »Sie wissen doch, daß das sehr unprofessionell aussieht.«
    »Gut, gut«, sagte Chuck und nahm seine Füße vom Tresen. Um den Fisch zu

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