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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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ärgern, zündete ich mir eine Zigarette an.
    »Ich hörte von Jo, daß Sie zu spät gekommen sind.«
    »Oh, ja«, sagte Chuck. »Das Problem ist mein Wagen. Macht ständig schlapp, ich muß ihn dauernd in die Werkstatt bringen.«
    »Oh, das ist was anderes. Haben Sie einen guten Mechaniker? Wenn Sie wollen, sage ich Ihnen meinen. Der bringt Ihnen das verdammte Ding ein für alle Mal in Ordnung, und Sie müssen sich keine Sorgen mehr darum machen. Ja, und noch etwas: Ihre Orthographie ist haarsträubend. Wir sollten einige Ihrer Berichte gemeinsam durchgehen. OK ?«
    »Gut, gut.«
    »Ich verstehe übrigens etwas nicht«, sagte ich. »Trinke ich, weil ich pinkeln muß, oder muß ich pinkeln, weil ich trinke?«
    »Hören Sie auf zu trinken, und warten Sie ab, was passiert.«
    »Habe ich versucht. Ich kriege Durst.«
    »Vielleicht haben Sie die Addisonsche Krankheit«, sagte der Fisch, und seine Aufmerksamkeit wandte sich meiner Zigarette zu, bis er es nicht mehr aushalten konnte und sagte:
    »Ich verstehe nicht, wie Sie, bei allem, was Sie über Lungenkrebs wissen, immer noch rauchen können. Ich hoffe, Sie inhalieren wenigstens nicht?«
    Ich inhalierte nicht, sagte aber: »Ich inhaliere.«
    »Warum tun Sie das?«
    »Es fühlt sich gut an.«
    »Wenn jeder täte, was sich gut anfühlt, wo kämen wir da hin?«
    »Wir würden uns alle gut fühlen.«
    »Sie sind zu oberflächlich«, sagte der Fisch. »Ich weiß nicht, wie Sie so gute Arbeit machen können, bei Ihrer Oberflächlichkeit. Genießen Sie die Zigarette, Dr. Basch, das sind drei Minuten Ihres Lebens weniger.«
    In dem Augenblick kam Klein-Otto herein, ging zum Schwarzen Brett, um mir eine Nachricht zu schreiben, sah den Platz von einem frischen ABI belegt und stieß ein scharfes Bellen aus, so daß alle sich zu ihm umdrehten. Da er keinen Schwamm fand, spuckte er auf die Tafel und wischte das Ding knurrend mit seinem Ärmel ab.
    »Sehen Sie, genau das ist es, was mich ärgert«, sagte ich zum Fisch, »daß im ganzen Haus dieses verdammte ABI unter meinen Namen geschmiert wird. Ihre albernen Rausschmeißer haben überhaupt nichts erreicht. Können Sie nicht endlich dafür sorgen, daß das aufhört?«
    »Ich habe es versucht«, sagte der Fisch. »Aber es hat nichts genützt. Die verdammte Sache soll wahrscheinlich bloß ein Witz sein.«
    »Ich habe was anderes gehört. Der Preis für den ABI soll eine Reise für zwei Personen mit Ihnen und dem Leggo nach Atlantic City zum AMA Kongress im Juni sein.«
    »Davon weiß ich nichts«, sagte der Fisch und wollte gehen.
    »Wahnsinn!« sagte Chuck. »Mann, sieh dir das an!«
    Der Fisch, ich, Towl und Klein-Otto sahen zum Schwarzen Brett, wo unter meinem Namen in allen Farben des Regenbogens ein hübsch verziertes Roy G. Basch, ABI , stand.
     
    Gegen Ende der Woche luden der Leggo und der Fisch zu einem weiteren BM -Deli-Essen ein, um einen neuen Preis anzukündigen, der bei uns sofort den Namen Schwarze Krähe bekam. Seit dem ersten Juli war es das erste Mal, daß alle
Interns
zusammenkamen, und wir begrüßten uns herzlich und erleichtert. Einiges war inzwischen passiert. Die meisten von uns hatten genug gelernt, um sich weniger darum zu kümmern, Patientenleben zu retten, als vielmehr selbst durchzukommen. Zwar war die eine oder andere Methode der Selbsterhaltung doch recht verrückt, aber nicht verrückt genug, um gar gefährlich oder unerträglich zu sein.
    Als ich mich im Saal umsah und das brodelnde Schwatzen, Scherzen und Lachen hörte, das hin und wieder in lautes, fröhliches Gelächter aufbrauste, wurde mir klar, wie sehr wir hier zusammengewachsen waren. Wir hatten ein System entwickelt, mit dem wir uns umeinander kümmerten. Wir halfen uns, rechtzeitig nach Hause zu kommen, wir nutzten uns nicht gegenseitig aus, sondern tolerierten vielmehr unsere jeweiligen Verrücktheiten und hörten uns unsere Klagen an. Das Leben eines jeden von uns war auf den Kopf gestellt worden, gebrandmarkt. Gemeinsam erlebten wir etwas Großes, Mörderisches, Gewaltiges. Bei dieser Erkenntnis kamen mir fast die Tränen: Wir wurden langsam richtige Ärzte.
    Motorrad-Eddie, der im Totenhaus, der Intensivstation, gebeutelt wurde, sah schlimm aus und erzählte gerade von der vergangenen Nacht, in der er Dienst gehabt hatte.
    »Ich bin dabei, meinen sechsten Herzstillstand aufzunehmen und da kriege ich diesen Anruf von der Notaufnahme. Das warst du, Hooper. Da unten hatte einer einen Stillstand, und du wolltest ihn zu mir schicken, wenn

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