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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Nierenschalen empfand, sogar den Glauben an ihren Tausendfüßler verlieren und sich umbringen würde.
    Unser Streit war nicht der heftige, heulende und bellende Streit, der die Reste der Liebe lebendig hält, sondern der müde, distanzierte, stille Streit, bei dem die Streitenden sich fürchten zuzuschlagen, aus Angst, der Schlag könnte töten. Das ist es also, dachte ich dumpf, vier Monate
Internship,
und ich bin zum Tier geworden, zum mooshirnigen Elch, der weder denken noch sprechen will, kann und wird. Und wie ein erschöpftes krebskrankes Tier ist es über meine ewig geliebte, meine liebe Berry und mich gekommen. Ja, es ist über uns gekommen: Beziehung kaputt, BK .

9
    »Dickie?« rief ich überrascht.
    »The Today Show!«
sagte der Kleine mit großen Augen.
    »The Today Show?«
schrie ich.
    »Fatso«, sagte der Kleine.
    Meine Gedanken überschlugen sich.
    »Du hast ihn tatsächlich in der
Today Show
gesehen?«
    »Nö«, sagte der Kleine, »aber jemand hat gesagt, er hätte ihn gesehen. Als Dr. Jung verkleidet. Barbara Walters hat ihn zu so einer verrückten Sache befragt, er nannte sie …«
    »Analspiegel. Ich weiß Bescheid.«
    »Barbara soll die ganze Zeit gekichert haben. Du, Roy, willst du wissen, was sie mit ihrem Mund macht?«
    »Barbara Walters?«
    »Nein, Angel. Weißt du, sie nimmt ihre Lippen und stülpt sie über meinen …«
    »Später«, sagte ich. »Ich muß den Dicken suchen.«
    Ich wußte, ich würde ihn beim Essen finden, denn es war Mittagszeit, und obwohl er an das St.-Irgendwo-Krankenhaus vermietet worden war, hatte er, wie immer, mit Gracie von der Diätberatung eine besondere Abmachung getroffen, die es ihm erlaubte, kostenlos im
House of God
zu essen. Mit einem flauen Gefühl im Magen setzte ich mich zu diesem Giganten der Medizin.
    »Ein köstliches Gerücht«, lachte Dickie. »Ich wünschte, es wäre wahr. Ich habe manchmal von einem kleinen, feinen Interview mit Cronkite in den CBS -Spätnachrichten geträumt.«
    »Warum Cronkite?« fragte ich, und mir schwindelte bei der abwegigen Vorstellung, Väterchen Cronkite könnte Millionen von Amerikanern, die sich auf den Krieg und Hängebacke Nixon eingestellt hatten, Dr. Jung’s Analspiegel vorführen.
    »Wahrscheinlich hat er eine Analfissur. Wissen Sie, ein großer Teil der Krankheiten dieser Welt spiegelt sich im Anus wider. Und ich bin sicher, richtig angepackt, kann mich das Spiegelbild des erkrankten Anus reich machen. Stellen Sie sich vor, es gäbe den Analspiegel und Nixon besäße einen. Dann würde er jeden Tag einen Blick auf genau das werfen, was er ist. Mir geht es ja nur um das Geld, wissen Sie. Ich möchte einfach reich sein, bevor das sozialisierte Gesundheitswesen mich umbringt. Genau wie Isaak Singer.«
    »Der Schriftsteller?«
    »Nein, der Nähmaschinen-Singer. Er hat sagt: Die Erfindung ist mir egal, hinter dem Geld bin ich her. Aber hören Sie zu, Basch, diese Laetrile-Geschichte von neulich ist Dynamit. Da steckt Geld drin.«
    »Laetrile? Das ist Schwindel. Völlig wertlos. Ein Placebo.«
    »Was ist falsch an Placebos? Der Placeboeffekt ist Ihnen doch ein Begriff?«
    »Natürlich.«
    »Also was? Placebos können die Schmerzen bei Angina lindern, und wenn der Krebs dich kalt macht, sind Placebos ’ne heiße Sache. Wie Dyspareunie.«
    »Wie?« fragte ich und grübelte über diesen Vergleich nach.
    »Sie wissen doch: Lieber ein bißchen Brennen beim Paaren als überhaupt nicht gepaart.«
    »Sie sind verrückt.«
    »Stellen Sie sich vor, wir bekommen das Laetrile aus mexikanischen Aprikosenkernen, indem wir den Analspiegel gegen Aprikosen eintauschen.«
    »Sie wollen versuchen, Dr. Jung’s Analspiegel an die Mexikaner zu verkaufen?«
    »Natürlich nicht Dr. Jung’s, sondern Dr. Cortez’s Analspiegel. In Mexiko hat man häufig Durchfall. Wissen Sie, woran ein Mexikaner erkennt, daß er Hunger hat?«
    »Woran denn?«
    »Sein Arschloch brennt nicht mehr. Ha! Aber in Mexiko müssen wir vorsichtig sein, daß man uns nicht verklagt.«
    »Warum?«
    »Selbst wenn wir auf dem Waschzettel eindringlich davor warnen und es ins Spanische übersetzen, besteht immer die Gefahr, daß irgendein Dussel den Analspiegel unter freiem Himmel benutzt, an einem hellen, sonnigen Tag. Wissen Sie, was dann passiert?«
    »Nein.«
    »Die Linse bündelt das Sonnenlicht, es wird durch die beiden Spiegel reflektiert und Huiiiii, der ganze Arsch steht in Flammen. Ich kann Ihnen sagen! Und schon haben wir einen Prozeß am Hals. Geld zurück

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