Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
Vom Netzwerk:
beweist die Weisheit Dr. Cohens, er hat sich die Psychiatrie ausgesucht, und beweist auch die Maxime seiner Heimatstadt: Man kann den Jungen aus South Philadelphia herausholen, aber man kann niemals South Philadelphia aus dem Jungen herausbekommen.«
    Ganz erschlagen von der Vorstellung, nur einmal in sieben Nächten Dienst zu haben, hörte ich Gilheeny zu, wie er Cohen fragte:
    »In welche bemerkenswerten Abgründe des menschlichen Geistes sind Sie denn heute Nacht abgetaucht? Und warum, meinen Sie, hat unser schizoider Junge das Ban geschnüffelt?«
    »Probleme mit Nähe und Abgrenzung sind der Kern der Schizophrenie«, sagte Cohen. »Wir alle leiden, wie Freud bemerkte, unter egodystonischen neurotischen Konflikten.«
    »Wie Sie schon sagten«, meinte Quick, »man wächst nie aus seinem Bedürfnis nach Neurosen heraus.«
    »Richtig«, sagte Cohen, »aber die Kämpfe des Schizophrenen spielen sich früher ab, prägenital, und sie drehen sich um persönliche Grenzen: Wie nahe kann man jemandem kommen, bevor man verschlungen wird? Ich habe ihm Stelazine gegeben.«
    »Und das Selbstmordmotiv, das Deodorant?« fragte Gilheeny.
    »Ganz einfach«, sagte Cohen,
»Mit Ban kann man sich näher kommen.«
    »Es wäre nicht schlecht«, sagte Quick, »wenn die gesamte Polizei mal zu einer ausgedehnten Gruppentherapie zu Ihnen käme.«
    »Wir wissen alles über die Polizei«, sagte Cohen und zwinkerte mir zu, »ein Haufen Schwuler.«
    »Oh, Dr. Cohen«, sagte Quick, »das dürfen Sie nicht verallgemeinern.«
    »Die Sache ist die«, sagte Gilheeny, »wir leben in ständiger Angst um unser Leben. Das treibt den Blutdruck hoch wie einen arabischen Geysir, und die Spannungskopfschmerzen, unter denen wir leiden, würden einem Bullen die Eier weghauen, so bohrt sich der Schmerz in die Nebenhöhlen.«
    »Ich muß gestehen«, sagte Quick, »daß ich eine seltsame Leidenschaft für biegsame, abgeknickte Plastikstrohhalme entwickelt habe. Und als meine Frau mich neulich abends wegen irgendwas angeschrien hat, habe ich zu ihr gesagt, sie soll darauf einen Furz lassen. Was stimmt mit mir nicht?«
    »Sehen Sie?« sagte Cohen und wandte sich wieder augenzwinkernd an mich. »Was hab ich gesagt: homosexuell, der ganze Haufen.«
    Motorrad-Eddie kam, um mich abzulösen. Ich hatte so viel Spaß gehabt! Es fiel mir schwer zu gehen. Im Warteraum kam Abe aus seiner Ecke, wo sich jetzt neben seiner Einkaufstüte auch noch der junge Mann mit dem lilafarbenen Damenschlüpfer auf dem Kopf befand und mich mißtrauisch musterte.
    »Freuen Sie sich, daß ich wieder da bin?« fragte Abe.
    »Ja, das tue ich.«
    »Das ist gut. Ich habe einen Freund gefunden, der da drüben in der Ecke. Wissen Sie, manchmal kann es in diesem Raum einsam sein, aber ich mag es auch nicht, wenn er zu voll ist. Der Typ ist merkwürdig, aber er ist mein Freund. Spricht mit niemandem außer mit mir, also ist er mein Freund. Mein Freund. Fahren Sie vorsichtig, es herrscht Schneeglätte. Gute Nacht.«
    Ich war voller Hoffnung. Diese sechzehn Stunden waren so gewesen, wie sie sein sollten, wie im Roman, wie im Lehrbuch. Sie waren wie ein Text aus einem Lehrbuch gewesen. Buchstäblich.
     
    Glitzern und Gleiten. Unter den farbigen Lichtern wirbelte und funkelte das Paar in lange geprobten und nun mühelos ausgeführten Bewegungen. Ihr Kostüm war winzig, Träger hielten winzige mit Pailletten besetzte Brustkörbchen an ihrem Platz, das Bikinihöschen wurde von der Dunkelheit der Eisbahn verborgen gehalten. Auf langen, starken Beinen glitten sie in innig verschlungenen Figuren herum, die die erotische Ausstrahlung des Balletts noch verstärkten. Und dann hob er sie für das Finale hoch hinauf und trug sie in einem langen, letzten Gleiten um das weiße Eis herum. Die Scheinwerfer schnitten ihre Schlittschuhe ab, und Mann und Frau standen reglos da, ein Höhepunkt so glatt und so gewalttätig wie das Eis selbst. Wie so oft wurde ich vom Detail eingefangen: Sein Daumen drückte sich in ihre Gesäßspalte und dehnte empfindliche Nervenenden in den
labiae,
der Klit …
    »Ooohh! Ist das nicht phantastisch, Roy?«
    Noch bevor ich wußte, mit welcher Frau ich zusammen war, antwortete ich instinktiv: »Jap.«
    »Das ist so, weißt du, so aufregend und hübsch und sauber.«
    Es war Molly, und wir waren bei den Ice Follies.
    »Weißt du«, sagte sie, schob ihre Hand unter meinen Pulli, streichelte kurz meinen Brustkorb hinauf und tauchte dann ohne zu zögern nach unten, tief, tiefer nach unten,

Weitere Kostenlose Bücher