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House of God

House of God

Titel: House of God Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Samuel Shem
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Abwesenheit. Die Schwestern waren schnippischer als sonst, und selbst Flash war gereizt und schien nur sein Stammhirn zu benutzen. Schwerer, nasser Schnee war gefallen, und ich hatte bereits die ersten der zahlreich erwarteten Herzinfarkte behandelt, jetzt, da die untrainierten Vorstadtväter mittleren Alters ihre Einfahrten freischaufelten. Ich sagte zu Gath, er wirke niedergeschlagen, und er meinte:
    »Jah, das bin ich auch. Es ist wegen Elihu, er kann seinen Arsch nicht von seinem Ellenbogen unterscheiden. Also muß ich ständig seine Arbeit überwachen. Wundversorgung. Ein Mann mit meinen Fähigkeiten muß Schnittwunden nähen! Aber wenn ich Elihu machen lasse, wird das hier ein Schlachthaus. Wir kriegen hier keine großen Sachen mehr rein. Keine Schußverletzungen, keine Unfälle, immer nur Bauchschmerzen, Schnittwunden und Punzen. Macht mich ganz krank.«
    Die Schwestern reichten jedem von uns eine Klemmappe. Gath sah darauf und bedeckte dann in einer gequälten Geste seine Augen.
    »Wissen Sie, was das ist, Junge? Ne Punze. Ne kranke Punze. Ich bin zwar nur ein rassistischer Südstaatler aus Alabama, aber um Christi Willen, HERR , gib mir doch mal was Vernünftiges. Diese kranken Punzen ruinieren einem armen Jungen noch das ganze Liebesleben.«
    Auf meinem Klemmbrett steckte ein Weißer, ein spindeldürrer Mann, dreiunddreißig Jahre alt. Man hatte ihn auf der Straße vor der Bibliothek gefunden, wo er die Toilette benutzt hatte. Zalman war einen Meter zweiundneunzig groß und wog siebenunddreißig Kilo. Er sah aus wie aus dem Konzentrationslager, war nur Hinterbacken, Rippen und Unterkiefer, zu träge, um irgend etwas zu tun, außer zu reden. Er aß kein Fleisch, weil die Seele der Tiere wie die der Menschen wandere, er sei ein arbeitsloser Philosoph, die Welt voll von Inkompetenz, und sein typisches Abendessen bestand aus einer einzigen kernlosen Weintraube. Faszinierend. Abschiebung in die Psychiatrie. Mein Gespräch mit dem Psychiater wurde vom zweiten schneeschippenden Herzinfarkt unterbrochen, der im Sterben lag. Gath, Elihu und ich boxten ihn ins Leben zurück.
    In der Zeit, die wir brauchten, um den Schneeschipper zu retten, hatten sich die Klemmappen gestapelt. Die ersten Nichtschwimmer, die mit der steigenden Samstagnacht-Flut angeschwemmt worden waren. Als ich einige Mappen nahm und in die Untersuchungszimmer zurückgehen wollte, wurde ich von einem kahl werdenden Mann in meinem Alter in Jeans und schwarzem Rollkragenpullover angesprochen.
    »Dr. Basch, ich bin Jeff Cohen,
Resident
in der Psychiatrie. Ich habe gerade Ihren anorektischen Patienten Zalman begrüßt.«
    »Freut mich, Sie kennenzulernen. Die Polizisten haben mir schon viel von Ihnen erzählt. Ja, Zalman, er ist unglaublich. Er braucht Ihre Behandlung.«
    »Erzählen Sie mir von ihm«, sagte Cohen und setzte sich mit interessiertem Gesichtsausdruck.
    »Ich habe jetzt leider keine Zeit«, sagte ich.
    » OK , später. Wir nehmen ihn, aber nicht gleich. Wir nehmen Patienten erst, wenn sie medizinisch durchgecheckt sind. Wir fassen unsere Patienten niemals in physischem Sinne an.«
    »Niemals? Sie fassen niemals Körper an?«
    »Sie sind überrascht? Körperlicher Kontakt läßt die Übertragung aufflammen. Nun, ich sehe, Sie sind in Eile, und ich bin auf dem Weg nach oben, um etwas nachzulesen. Lassen Sie uns später über ihn sprechen, wenn Sie Zeit haben. Männliche Anorektiker sind selten und faszinierend. Rufen Sie mich an, OK ? Bis später.«
    Ich sah ihm nach, als er ging. Er war anders: Er hörte zu. Im
House of God
hörte, wie in anderen jüdischen Häusern, niemand zu, wenn einer sprach. Ich hatte das Gefühl, Cohen war daran interessiert, was ich zu sagen hatte. Wie der Dicke, aber ohne dessen Zynismus. Und er war wirklich an seinen Patienten interessiert! Das konnte ich sehen. Zalmans Knochen waren nicht im entferntesten so interessant wie die Geschichte, die er zu erzählen hatte. Selbst ich hatte gespannt zugehört. Und Cohen hatte während des Dienstes Zeit zum Lesen?
    Total scheißabgefahren!
    Ich stürzte mich wieder in die Samstagnacht, die langsam auf Touren kam. Eine junge Frau wurde auf den Schultern ihres Freundes von einer Party angeschleppt. Sie atmete nicht mehr und wurde blau und immer blauer. In blitzartigem
presto
verwandelten Gath und ich sie aus einer beinahe toten Überdosis in eine kotzende, hysterische Unterdosis, die zu Cohen abgeschoben wurde. Als ich gerade einen Weihnachtsmann mit säurebedingter

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