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Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition)

Titel: Huckleberry Finns Abenteuer und Fahrten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Twain
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nun wirklich?« – »George Peters!«
    »Na, vergiß das nur nicht und sag du heißt Alexander, eh du weggehst, und lüg dich dann mit einem George-Alexander heraus, wenn ich dich fange. Und zeig dich keiner Frau mehr in dem alten Kattunrock, du kannst dich da drin für kein Mädchen ausgeben. Männern könntest du's vielleicht weismachen, aber einer Frau nie. Und Kind, wenn du wieder eine Nadel einfädeln willst, so halt die Nadel fest und steck den Faden durch, und nicht umgekehrt; so machen's die Männer und ein ganz kleines Mädchen würde dich daran erkennen, wenn du mit der Nadel so in der Luft herumfuchtelst. Und wenn du nach einer Ratte oder irgend etwas werfen willst, so stell dich auf die Fußspitzen und heb den Arm über die Schulter, so ungeschickt du nur kannst, und wirf sechs bis sieben Fuß daneben – wie ein Mädchen, nicht wie ein Junge aus dem Handgelenk und Ellbogen. Und, denk dran, wenn ein Mädchen etwas fangen will, das man ihr in den Schoß wirft, so spreizt sie die Knie auseinander und preßt sie nicht zusammen, wie du's bei dem Bleiklumpen tatst. Sieh, ich wußte gleich, daß du ein Junge bist, als du die Nadel einfädeln wolltest, und hab' dich absichtlich all das andre tun lassen, um meiner Sache sicher zu sein. – Jetzt troll dich zu deinem Onkel, Sarah Mary Williams George Alexander Peters, und wenn du jemand brauchst, der dir in irgend etwas helfen soll, so schick zu Frau Judith Loftus – so heiß' ich –, und ich will für dich tun, was ich kann. Halt dich immer am Strom hin, und wenn du wieder durchbrennen willst, nimm Schuh und Strümpfe mit, der Weg ist ordentlich steinig und deine Füße werden gut aussehen, bis du nach Goshen kommst!«
    Etwa fünfzig Meter weit ging ich den Strom entlang, dann stahl ich mich wieder zurück, am Hause vorbei bis dahin, wo ich mein Boot gelassen hatte, stieg hinein, und hast du nicht gesehen, ging es fort. Ich ließ mich am Ufer hin treiben, bis ich meiner Berechnung nach etwa der Insel gegenüber war, und legte mich dann ordentlich ins Zeug in der Richtung quer übers Wasser. Den Hut hatte ich abgenommen; Scheuleder brauchte ich keine mehr. Da hör' ich die Uhr schlagen, zähle und merke, daß es schon elf ist – elf Uhr! Als ich zur Insel kam, nahm ich mir nicht einmal Zeit, die Nase zu putzen, obgleich ich's sehr nötig hatte, sondern landete gerade an meinem alten Lagerplatz und zündete ein tüchtiges Feuer dort an.
    Dann wieder ins Boot und weiter unserem Höhlenfelsen zu, so schnell sich's nur irgend tun ließ. Ich legte an, kroch den Felsen hinauf und in die Höhle.
    Da lag Jim in süßem Schlaf. Ich schrei' ihm in die Ohren: »Auf, Jim, Jim, sie sind hinter uns her!«
    Der sagt kein Wort und fragt auch nichts weiter, schnellt nur auf, aber die Art, wie er in der nächsten halben Stunde schuftete, zeigte, wie ihm der Schreck in die Glieder gefahren war. In kürzester Zeit hatten wir unser ganzes Hab und Gut aufs Floß gebracht, das im Weidengebüsch versteckt lag, und alles zur Abfahrt bereit gemacht. Das Feuer in der Höhle hatten wir gleich anfangs ausgelöscht und uns wohl gehütet, Licht sehen zu lassen.
    Ich fuhr im Boot zuvor noch eine kleine Strecke ins Wasser hinaus, um Ausschau zu halten; aber wenn sich auch ein Fahrzeug in der Nähe befand, so war es bei der ungünstigen Beleuchtung doch nicht zu erkennen. So zogen wir denn das Floß hinaus, glitten leise im Schatten des Ufers dahin, dann weg von der Insel ins offene Wasser, und keiner redete nur ein Sterbenswörtchen dabei.

12. Kapitel
Langsame Fahrt – Geliehene Dinge – Besteigung des Wracks – Die Verschwörer – »Das ist unmoralisch!« – Jagd nach dem Boot
    Es mußte beinahe ein Uhr sein, als wir endlich aus dem Bereich der Insel kamen; es war eine verflixt langsame Fahrt auf dem Floß. Sollte uns irgendwas Verdächtiges begegnen, so hatten wir verabredet, das Floß zu verlassen, unser Boot, das wir angehängt hatten, zu besteigen und uns so schnell wie möglich nach dem Illinois-Ufer zu aus dem Staub zu machen. Glücklicherweise hatten wir das aber nicht nötig, sonst wäre es uns übel ergangen, denn wir hatten mit keinem Gedanken daran gedacht, Flinte oder Angelleine oder irgendwelche Lebensmittel in unser Boot zu tun. Der Mensch kann nicht an alles denken, aber es war wahrhaftig sehr dumm gewesen, unsre ganze Habe aufs Floß zu schaffen.
    Wenn die Männer wirklich nach der Insel gekommen sind, werden sie wohl mein Lagerfeuer gefunden und die ganze Nacht dabei

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