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Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Titel: Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GABAL Verlag
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mehr und mehr zum Kapitän deines Lebens.
    Du siehst also: Viele Ängste und Sorgen sind mit dem Erreichen eines Erfolgs verbunden. Neben der Angst vor der Veränderung und all ihren Facetten gibt es noch eine weitere Unsicherheit, in die du dich mit jeder Entscheidung begibst: Nicht nur du selbst stellst ja deine Entscheidungen in Frage. Auch die anderen tun das.
    Was da passiert, lässt sich sehr gut am Beispiel der Schweinegrippe durchdeklinieren, die die Welt im Jahr 2009 in Atem hielt.
La gripe porcina
    In Mexiko nahm alles seinen Anfang. Die Hälfte der Einwohner der Arbeitersiedlung »La Gloria« litt gleichzeitig an schwerem Husten und Durchfall. Zwei Kinder waren schon gestorben. Am 5. April 2009 gingen die Menschen auf die Straße, weil sie die benachbarten gigantischen Schweinemastbetriebe für die grassierende Krankheit verantwortlich machten.
    Auf den ersten Blick hätten es die Symptome einer ganz normalen Influenza-Epidemie sein können, so wie sie jedes Jahr und überall auf der Welt grassiert. Was aber merkwürdig war: Bei manchen Patienten traten besonders schwere Symptome auf, zum Beispiel eine Lungenentzündung. Und diese Kranken gehörten nicht zu den bekannten Risikogruppen wie Alte, durch andere Krankheiten Geschwächte, sondern es waren meist junge Menschen und Erwachsene im besten Alter.
    Der Erreger dieser »Schweinegrippe« wurde als ein Influenza-A-Virus des Typs H1N1 identifiziert. Weil er sich als äußerst ansteckend erwies, gab das mexikanische Gesundheitsministerium die Empfehlung aus, die Schulen zu schließen, und verteilte Schutzmasken an die Bevölkerung. Doch der Erreger breitete sich trotzdem in rasendem Tempo aus. Am 21. April meldeten die USA die ersten beiden Fälle. Am 24. April waren es acht Patienten. Eine Woche später waren hunderte Schulen geschlossen und Gouverneur Schwarzenegger hatte den Notstand über den Staat Kalifornien verhängt. Zu diesem Zeitpunkt war das Virus bereits über den Atlantik gekommen und auch in Deutschland traten die ersten Fälle auf.
    Eine neue Pandemie war längst erwartet worden. Nun war sie da.
    Die Weltgesundheitsbehörde WHO war in höchstem Alarmzustand: Nach der Spanischen Grippe von 1918/19, der Asiatischen Grippe von 1957 (ein H2N2-Virus) und der Hongkong-Grippe von 1968 (ein H3N2-Virus) hatte sie schon längst eine neue Pandemie erwartet. Nun war sie da. Die Frage war nur noch, ob die Welt wie 1957 und 1968 mit ein bis zwei Millionen Toten vergleichbar glimpflich davon kommen würde. Oder ob es wie 1918/19 sein würde, als ein Drittel der damaligen Erdbevölkerung von dem Virus befallen war und es 50 Millionen Todesopfer gegeben hatte. Die schlechte Nachricht: Auch damals war es ein Influenza-A-Virus des Typs H1N1 gewesen. Und die ersten Nachrichten aus Mexiko sprachen dafür, dass die Sterblichkeitsrate so groß war, wie die Ausbreitungsgeschwindigkeit schnell.
    Es war klar, dass nicht rechtzeitig für alle Menschen Impfstoff produziert werden konnte. Drei bis sechs Monate dauert die Herstellung. Wie ernst die Lage eingeschätzt wurde, zeigt die Empfehlung der WHO an die Länder der Welt, mit oberster Priorität das medizinische Personal zu impfen, um ein Zusammenbrechen des Gesundheitssystems zu verhindern.
    Noch im Frühjahr 2009 hatten die Bundesländer entschieden, bei GlaxoSmithKline insgesamt 50 Millionen Impfdosen zu bestellen. Später wurde diese Zahl auf 34 Millionen heruntergehandelt. Im Sommer 2009 war das Kuddelmuddel dann perfekt: Teilweise brach Hysterie aus, weil offensichtlich nicht genug Impfdosen für alle vorhanden sein würden. Gleichzeitig gelangten die ersten Meldungen an die Öffentlichkeit, dass die Pandemie wohl doch nicht so gefährlich war, wie zuerst angenommen. Nun wurde von Fachleuten und Nicht-Fachleuten vor den starken Nebenwirkungen der Impfmittel gewarnt.
    In Deutschland lief die Impfaktion im Oktober 2009 an. Österreich folgte zwei Wochen später. Dann die Schweiz. Überall war die Nachfrage nur schleppend. Denn es hatte sich in der Zwischenzeit tatsächlich gezeigt, dass die Grippe längst nicht so gefährlich war wie befürchtet. Viele Krankheitsfälle in Mexiko, die glimpflich abliefen, waren gar nicht als Fälle von »Schweinegrippe« eingestuft worden, sondern meist nur die, die mit schweren Symptomen in den Krankenhäusern behandelt werden mussten. Deshalb war das Verhältnis von den an dieser Krankheit Gestorbenen zu den Erkrankten insgesamt viel zu hoch eingeschätzt worden.
    Glück gehabt!

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