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Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen

Titel: Hudson River - die Kunst, schwere Entscheidungen zu treffen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: GABAL Verlag
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gemeint« ist dann keine Option mehr. Das Leben kennt keine Reiserücktrittsversicherung. Deshalb ist die Angst vor dem Erfolg auch die Angst vor der Festlegung.
    Selbst in der Politik gilt das. Wahlversprechen können vergessen werden. Das weiß jeder. Wenn aber rechtlich bindende Zusagen gemacht werden, gibt es auch hier keinen Weg zurück. Das Kinderförderungsgesetz (KiföG) aus dem Jahr 2008 sichert ab dem 1. August 2013 jedem Kind in Deutschland zwischen seinem ersten und dritten Geburtstag einen rechtlichen Anspruch auf einen Betreuungsplatz zu. Unterzeichnet ist das Gesetz vom Bundespräsidenten Horst Köhler, der Bundeskanzlerin Angela Merkel, der Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen und dem Bundesfinanzminister Peer Steinbrück.
    Fünf Jahre hatten die Behörden Zeit, die Voraussetzungen für dieses Gesetz zu schaffen. Doch die Bemühungen reichten nicht aus. In den vier Jahren bis Anfang 2013 wurden statt der berechneten 405 000 Kita-Plätze nur etwa 200 000 geschaffen. Weniger als die Hälfte! Scheinbar völlig überrascht stellte man fest, dass in den wenigen verbleibenden Monaten die noch fehlenden 205 000 Betreuungsplätze nicht aus dem Boden gestampft werden konnten. Im Artikel 1 dieses Gesetzes heißt es: »Ab 2013 soll für diejenigen Eltern, die ihre Kinder von ein bis drei Jahren nicht in Einrichtungen betreuen lassen wollen oder können, eine monatliche Zahlung eingeführt werden.« Bundesfamilienministerin Kristina Schröder sagte Ende Februar 2012 in einer Talkrunde mit Günther Jauch, dass sie mit einer Klagewelle der Eltern rechnet, die bei der Vergabe der Plätze leer ausgehen werden.
    Das heißt nichts anderes als: »Ach, lieber doch nicht.«
    Erfolg verpflichtet. Deshalb ist die Versuchung so groß, sich doch noch alle Optionen offenzuhalten, indem man erst gar nicht über die Ziellinie geht. Doch wie gesagt: Ein Zurück gibt es nicht. Es ist wie beim Segeln vor dem Wind: Du kannst deine Richtung ändern, aber nicht geradewegs zurücksegeln. Solange du die Möglichkeit hast, die Konsequenzen deines Handelns abzuwägen und deine Fahrtrichtung um ein paar Grad den Gegebenheiten anzupassen, solltest du sie auch nutzen. Aber geh nicht irgendwelchen Glaubenssätzen auf den Leim. »Ich bleibe nun doch hier. Ich tue es nur für dich, Schatz!« soll nur dabei helfen, den Rückzieher vor sich selbst zu rechtfertigen. Im Grunde heißt das nichts anderes als: »Ach, lieber doch nicht.«
    Lass dich nicht von deinen Ängsten klein machen. Du hattest einen guten Grund, warum du in der Vergangenheit eine bestimmte Entscheidung getroffen hast. Irgendwo habe ich einen interessanten Satz gehört, besser noch: eine interessante Frage. Diese Frage ist so etwas wie der finale Hebel, wenn es um Entscheidungen geht: »Was würdest du tun, wenn du keine Angst hättest?« Klingt zunächst vielleicht etwas pathetisch, trifft den Kern der Sache aber sehr gut. Wenn du bei ruhiger Überlegung siehst, dass immer noch vieles dafür spricht, den Weg zu Ende zu gehen, dann unternimm selbstbewusst den letzten Schritt. Wenn dich das »kein Zurück« schreckt; es gibt immer noch einen Weg, der dir offensteht: Voran. Nach dem Erfolg ist vor dem Erfolg – der nächste Entwicklungsschritt wartet ja schon auf dich!
    Du siehst: Viele unbewusst ablaufende Vorgänge arbeiten in dir. Manche auch gegen dich. Wenn du diese Hürde genommen hast, wartet schon die nächste auf dich. Denn nicht nur kurz
vor
dem Erreichen deines Ziels hast du eine Durststrecke zu überwinden. Auch der Erfolg selbst kann dich in ein schwarzes Loch stürzen.
Paradise lost
    »In dieser Welt gibt es nur zwei Tragödien«, sagte einmal Oscar Wilde. »Die eine ist, nicht zu bekommen, was man sich wünscht, und die andere ist, es zu bekommen.« Und er fügte noch hinzu: »Das Zweite ist viel schlimmer.«
    Seit zehn Jahren hast du dich auf die Rente gefreut – und dann langweilst du dich zu Tode. Oder: Du hast jahrelang an einem Haus gebaut. Einen Architekten beauftragt, mit ihm zusammen geplant und wieder verworfen. Bis das perfekte Konzept stand. In der Bauphase hast du dich mit den Handwerkern herumgestritten. Nerven und Haare gelassen. Und auf einmal ist es fertig. Nichts ist mehr zu tun. Du müsstest nur noch genießen. Die Bang&Olufsen-Anlage wartet auf dich. Doch du sitzt in deinem Schöner-Wohnen-Wohnzimmer, aber weißt nicht, was du jetzt mit dir anfangen sollst.
    So wie eine Entscheidung eine Veränderung nach sich zieht, ändert auch das

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