Huebsch in alle Ewigkeit Roman
Accessoires (u. a. einem gelben Schuh), die in der Nähe des Fundorts lagen, als die sterblichen Überreste von Vivian Schlevogt und Helene Burmanns identifiziert werden konnten. Die beiden Freundinnen waren nach dem Besuch der Hamburger Diskothek Carpe Noctem verschwunden. Trotz intensiver Fahndung und zahlreicher Hinweise aus der Bevölkerung konnte die Polizei den beiden Frauen nicht mehr helfen. Hauptkommissar Günther Werner, der Leiter der Soko Carpe Noctem , sagte: »Es gibt eben Verbrechen, gegen die ist die Polizei machtlos.« Die Familien der beiden sind zutiefst bestürzt. »Mein Gott«, sagte Olga Burmanns, Helenes Mutter, als sie von der Polizei die schlechte Nachricht erhielt. »Das ist ja furchtbar. Wie lange ist sie denn schon fort? Kommt mir gar nicht so lange vor.« Dann ging sie in ihre Stammkneipe. »Die Routine beizubehalten ist sehr wichtig in so einer Situation«, sagte ein Polizeipsychologe. Auch Familie Schlevogt äußerte sich zutiefst betroffen. »Wir haben bis zuletzt gehofft, dass es sich um eine Entführung handelt«, schluchzte Petra Schlevogt, Vivians Mutter, unter Tränen. Ihr Vater, Würstchen-Tycoon Hans Schlevogt, sagte: »Ich hab gewusst, dass es eines Tages so kommen würde. Wer kein Fleisch isst, muss ein böses Ende nehmen.« Die Urnenbeisetzung findet nächste Woche statt. Der Bruder der Ermordeten, Holger Schlevogt, sagte: »Es ist schwer zu glauben, dass sie tot ist, wenn man sich nicht richtig verabschiedet hat.«
»Dass wir so früh die dritten Zähne kriegen, hätte ich nicht gedacht«, kicherte ich und befühlte zum ersten Mal meine Hauer.
»Abgefahren«, fand Vivian. Wir saßen auf der Rückbank von Eduards Jaguar und ließen uns durch die schwindende Nacht des 14. Januar 1989 kutschieren. »Hör mal, Ede, was sollte denn der Quatsch mit dem Rätsel?«, fragte Vivian und stemmte die Knie gegen die Beifahrerlehne. »Warum hast du mich nicht gleich mitgenommen?«
»Nun, wertes Fräulein Vivian …«
»Vivi. Meine Freunde nennen mich Vivi.«
»Also, ähem, Vivi, ich bin jetzt Ihr Pate.«
»Mit meinem Patenonkel duze ich mich aber.« Forsch war Vivian schon immer gewesen, aber jetzt kam es mir vor, als ob sie jede Hemmung abgelegt hätte.
Eduard Canterbury seufzte leise. »Nun denn, Vivi, als Vampirpate habe ich die Aufgabe, dich in unsere Sitten und Gebräuche einzuweisen. Und das Rätsel ist die erste Vampirprüfung. Wer - mit Verlaub - von zu bescheidenem Verstand oder von zu arroganter Wesensart ist und das Rätsel nicht löst, der wird in der Regel sehr schnell ein Opfer der Sonnenstrahlen. Das ist eine Art natürliche
Auslese. Unsere Herrscherin kann solche Bürger nicht gebrauchen.«
»Huuu! Herrscherin. Klingt ja imposant«, sagte Vivian.
»Ja, unsere Herrscherin Königin Carla zu Lohenstein ist auch eine imposante Erscheinung.«
»Gibt’s auch einen schicken Kronprinzen?«, fragte ich und strich über das weiche Lederpolster der Sitze. Ein Vampir zu sein lohnte sich offensichtlich, denn in einer so schicken Karre war ich noch nie gefahren.
»Da muss ich euch leider enttäuschen.«
»Schade.«
Eduard kurvte den Jaguar auf den Parkplatz einer Autovermietung. Er drehte sich zu uns um. »Meine verehrten Fräuleins, das oberste Gebot für mich ist nun, euer Verschwinden so unauffällig wie möglich zu gestalten. Zum Wohle eures zukünftigen Lebens in der Vampirrepublik Deutschland.«
»Alles roger«, sagte Vivian. »Was sollen wir tun? Sollen wir uns verkleiden?«
»Oder unsere Klamotten tauschen?«, rief ich.
»Ich hab’s! Wir geben uns Tarnnamen!«
»Ich heiße Holly McClane, wie die Frau von Bruce Willis in Stirb Langsam !«, sagte ich schnell.
»Oh, Menno, den wollte ich«, quengelte Vivian.
»Nun, in unserer derzeitigen Situation wäre es schon hilfreich, wenn wir etwas weniger Konversation betreiben würden, damit wir noch vor Sonnenaufgang in unserem Tagesdomizil eintreffen«, sagte Eduard mit einem Anflug von Gereiztheit.
»Oh. Okay«, sagte ich, und wir hielten die Klappe und
folgten Eduard nach draußen. Er warf den Autoschlüssel und die Papiere in den Briefkasten der Autovermietung und sagte, dass wir ein paar Meter laufen müssten. Ich war total erstaunt, dass meine Füße gar nicht mehr wehtaten, obwohl ich immer noch die Pumps trug.
»Wow!«, sagte ich. »Ich glaube, der Erfinder der Stöckelschuhe war ein Vampir.« Ich machte ein paar Sprünge und konnte es nicht fassen, wie leicht das ging! Ich hüpfte wie eine Antilope herum,
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