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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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worden, keinesfalls jedoch ordnungsgemäß. Es käme weiterhin nur kaltes Wasser heraus.
    »One moment, please«, sagte die Schöne, ein silbernes Glöckchen schwingend, wie es Frau Antonie immer zum Einläuten des Weihnachtsabends zu benutzen pflegte. Ein Boy erschien, bekam Anweisungen, die Tobias nicht verstand, trabte ab. Zehn Minuten lang betrachtete er die ausgehängten Fotos vom Hochseefischen und las sich durch die Vergnügungsangebote, die »African Night« hießen oder »Wunder der Mangrovenwelt«. Er hatte gerade begonnen, auch noch die Busfahrpläne zu studieren, als der Boy zurückkam. Ihm folgte der Installateur. Er hatte sich bereits in sein Quartier am äußersten Ende des Hotelareals zurückgezogen und mußte erst geholt werden. Seine Miene erinnerte Tobias an einen wütenden Gorilla.
    Gemeinsam gingen sie zum Bungalow, vorbei an der Tanzfläche, wo der eine Schlangenbeschwörer gerade etwas langes Braunes in einen Sack stopfte, während sich der zweite mit einem Suppenteller durch die Stuhlreihen zwängte. Auch Tinchen ließ eine Münze in den Teller fallen. Sie sah etwas grün aus im Gesicht, fand Tobias.
    Im Bewußtsein korrekt verrichteter Arbeit marschierte der nur mit einer löchrigen Khakihose bekleidete schwarze Fachmann schnurstracks ins Bad, schob den Duschvorhang zur Seite und drehte den Wasserhahn auf. Schon nach wenigen Sekunden dampfte es aus dem Duschbecken. »You can see, it’s okay.«
    Tobias sah es. Er hatte aber auch gesehen, daß der Herr Ingenieur den Kaltwasserhahn aufgedreht hatte. Darauf angesprochen, zuckte der Eingeborene nur mit den Schultern. »Not important.«
    Nein, wichtig war es wirklich nicht, aus welchem Hahn das heiße Wasser kam, nur wissen mußte man es! Ein Zehnshillingstück wechselte den Besitzer, worauf der Fachmann versprach, morgen in seiner Eigenschaft als Tischler wiederzukommen und auch noch die Eingangstür abzuhobeln, sogar ohne schriftlichen Auftrag.
    »Schwarzarbeit im wahrsten Sinne des Wortes«, brummte Tobias, bevor er unter die nun endlich wohltemperierte Dusche stieg. Sogar ein Handtuch fand er auf Anhieb. Manchmal waren Schwestern doch ganz brauchbar.

    Es war mitten in der Nacht, als der gräßliche Schrei ertönte. Jemand rief gellend um Hilfe. Tinchen fuhr in ihrem Bett hoch und knallte schon zum zweitenmal mit dem Kopf an die zu niedrig hängende Leselampe. »Autsch, verdammt noch mal!« Sie tastete nach dem Knöpfchen. Die 25-Watt-Funzel beleuchtete sowohl den Wecker, dessen Zeiger auf zwanzig Minuten nach drei standen, als auch den Hinterkopf von Florian. Mehr war von ihm nicht zu sehen.
    »Aufwachen!!! Draußen muß was passiert sein!« Energisch rüttelte sie an seinem Arm, bekam aber nur ein unwilliges Grunzen zur Antwort. »Heute bist du mit den Handtüchern dran.«
    »Mit welchen Handtüchern?«
    »Für die Liegen«, brummte er im Halbschlaf, »sonst sind morgen früh wieder alle besetzt.«
    »Mein Gott, wir sind doch nicht auf Teneriffa!« Sie griff nach dem Bademantel. »Steh endlich auf, vielleicht können wir helfen.«
    Florian dachte nicht daran. Er hatte Urlaub und außerdem gar nichts gehört. Sollten sich doch die Askaris darum kümmern, oder wozu sonst wimmelten diese Nachtwächter überall auf dem Hotelgelände herum?
    Als Tinchen vor die Tür trat, stieß sie mit Tobias zusammen. »Wo kam dieser Schrei eigentlich her?«
    »Ich glaube, von nebenan.«
    »Bei Toni?« Tinchen schüttelte den Kopf. Über ein derartiges Stimmvolumen verfügte ihre Mutter nicht. Wenn überhaupt, dann würde sie wesentlich dezenter schreien.
    »Doch nicht Oma. Julia hat gebrüllt!« Wieder trommelte Tobias an die Tür, und endlich öffnete sie sich einen Spaltbreit. »Moment, ich mache gleich auf.« Frau Antonie trug Lockenwickler und mußte erst nach einem Kopftuch suchen.
    Kaum hatte Tinchen den Bungalow betreten, da warf sich Julia schluchzend in ihre Arme. »Ich w-will wie-wieder na-nach Hause, hie-hier b-bleibe ich n-nicht länger.«
    »Was ist denn passiert, Kleines?«
    »Eine Spinne hat sie gesehen«, gab Frau Antonie zur Antwort, »nach ihrer Schilderung muß es mindestens eine Tarantel gewesen sein.«
    »Mitten in der Nacht? Wo denn?«
    »In der Dusche.« Immerhin hatte sich Julia so weit beruhigt, daß sie halbwegs zusammenhängend erzählen konnte. »Mir war so heiß, und da wollte ich mich kalt abbrausen. Als ich reingehen wollte, bin ich beinahe draufgetreten. Ein Riesenvieh war das, so groß wie ein Fünfmarkstück.« Sie schüttelte

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