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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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sich. »Keine zehn Pferde kriegen mich mehr ins Bad.«
    »Ich sehe mal nach.« Aber Julia stellte sich ihrem Bruder in den Weg. »Wehe, du machst die Tür auf, dann bleibe ich keine Minute länger hier im Zimmer.«
    »Na schön, dann eben nicht.« Er machte Anstalten, den Bungalow wieder zu verlassen.
    »Schlagt das Weib tot, und laßt das Tier leben!« klang es vom Eingang, wo Karsten aufgetaucht war, in einer Hand eine Dose mit Insektenspray, in der anderen eine Flasche Shampoo. »Manchmal sind die Viecher schon immun gegen Chemie, dann hilft aber immer noch Seife.«
    Mit Ausnahme von Julia, die vorsichtshalber auf den Schreibtisch geflüchtet war, gruppierten sich alle erwartungsvoll um die Badezimmertür. Karsten bewaffnete sich zusätzlich noch mit einer Taschenlampe, weil man wilde Tiere blenden soll, damit sie erst mal stehenbleiben. Vorsichtig öffnete er die Tür. Nichts. Der Lichtstrahl wanderte über Waschbecken und Toilette, dann über den Boden …
    »Da in der Ecke sitzt sie!« Tinchen zeigte auf etwas langes Dunkles, das Karsten sofort intensiv besprühte. Hinterher war die halbe Dose leer und das Bad eingenebelt. »Die ist hinüber!« stellte er befriedigt fest, schlug aber sicherheitshalber noch einmal mit dem Badelatschen zu. Es knackte, und dann war der Lockenwickler kaputt.
    Die Spinne fand sich aber doch noch im Duschbecken, wo sie von Tobias zuerst ersäuft und dann vor Julias Augen in die Toilette gespült wurde. »Eigentlich schade drum. Das war eine Teganaria domestica. Ein wirklich schönes Exemplar. Ich hätte sie für meinen Biopauker konservieren sollen.«

Kapitel 5
    S o geht das nicht weiter, entschied Tinchen, nachdem sie den morgendlichen Kampf mit dem Bettlaken beendet – aus noch nicht geklärten Gründen wickelte sich dieses überdimensionale Stück Leinen während der Nacht regelmäßig in Wurstform um ihre Beine – und sich aus dem Bett gestrampelt hatte. Man kann schließlich nicht den ganzen Tag am Pool herumliegen und neidisch die von neonfarbenen Bikinis nur unzulänglich verhüllten Traumfiguren junger Mädchen anstarren, eine Beschäftigung, der besonders Florian mit ungewohntem Eifer nachging. Nun war man schon mal in Afrika und hatte noch nicht mehr gesehen als Meer, Palmen und herumbalzende Gockel, vergebens bemüht, ihre Wohlstandsbäuche und den weißen Hautstreifen am Ringfinger zu verstecken.
    Automatisch warf sie einen Blick aus dem Fenster. Wie jeden Morgen knallte die Sonne vom postkartenblauen Himmel und tauchte die ganze Umgebung in ein beinahe unnatürlich helles Licht. Selbst der Rasen vor den Bungalows sah hellgrau aus statt grün, und das Meer hatte überhaupt keine Farbe. Es glitzerte nur und tat in den Augen weh, wenn man lange genug hineinblickte. Kein Regenschauer in Sicht, nicht mal ein kleines Wölkchen am Horizont, nur Sonne, Sonne, Sonne … Ein bißchen zuviel Sonne, fand Tinchen, schade, daß man nicht ein paar Strahlen davon nach Hause schicken konnte. Elf Grad minus hatten sie in Deutschland, wie Herr Kurz erzählt hatte, in Hamburg sogar noch mehr, wer weiß, wie es jetzt dort aussah, die Bild-Zeitung war immerhin schon vier Tage alt gewesen. Also sei dankbar, Ernestine, daß du im Warmen sitzt und nicht Schnee schippen mußt. Das tut jetzt Herr Knopp, und dafür will er einen Neger haben. Sie beschloß, sich heute um den Erwerb eines solchen zu kümmern. So hatte sie wenigstens einen triftigen Grund, das Dorf zu besuchen, dessen Besichtigung Florian bisher strikt abgelehnt hatte. Der Weg dorthin sei viel zu weit – knapp achthundert Meter, schätzte Tinchen –, auf der Straße gebe es keinen Schatten, und überhaupt seien die Andenkenhändler in diesem Kaff viel zu teuer, das wisse schließlich jeder.
    »Jeder« war Herr Dr. Schneider, seines Zeichens Psychiater und seit seiner Ankunft beliebtes Gesprächsthema. Vor zwei Tagen war er morgens mit einem Taxi vorgefahren und hatte die Mamba in beträchtliche Verwirrung gestürzt. Man hatte ihn schon eine Woche früher erwartet.
    Nun genießen Akademiker mit Titel auch in Ostafrika eine gewisse Hochachtung, und so fand sich für den Herrn Doktor selbstverständlich noch ein halbes Doppelzimmer, das er allerdings mit dem Gschwandtner-Gustl teilen mußte, einem gestandenen Mannsbild aus Oberbayern, das immer im Unterhemd herumlief und sich auch geistig auf Latschen bewegte. So sah man bereits um die Mittagszeit Herrn Dr. Schneider empört zur Rezeption eilen, und wenig später zog am

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