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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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unterschrieb die Rechnung und zog den widerstrebenden Florian aus dem Laden. »Nun hab dich nicht so wegen der fünfhundertzwanzig Shillinge, das klingt bloß so viel, ist es aber gar nicht.«
    »Grob gerechnet fünfundfünfzig Mark.«
    »So darfst du aber nicht rechnen«, widersprach Tinchen sofort. »Überleg mal, was wir allein an Porto sparen. Zu Hause würden wir fast das Doppelte zahlen.«
    »Zu Hause würden wir auch keine Ansichtskarten schreiben.«
    »Mit deiner Logik kannst du einem manchmal ganz schön auf den Geist gehen«, sagte sie wütend. »Und überhaupt rechne ich dir ja auch nicht jedes Glas Bier nach. Möchte nicht wissen, was so ein von der Redaktion anberaumter Streifzug durch die Düsseldorfer Altstadt kostet.«
    Da Florian das ziemlich genau wußte, schwieg er lieber. Sie hatte ja recht! Außerdem hatte der Februar weniger Tage als alle anderen Monate, da mußte zwangsläufig etwas Geld übrigbleiben. Warum sollte Tinchen das nicht für einen Blumenhut ausgeben?

    Während des Abendessens, das Frau Antonie ungeachtet ihrer asketischen Vorsätze mit sichtbarem Appetit verspeiste, informierte sie die Sippe über die ihr wichtig erscheinenden Punkte der »Karibuni-Party«. Als einzige von der Familie hatte sie an diesem Willkommenstreff teilgenommen und gewissenhaft notiert, was die Mamba eine Dreiviertelstunde lang von sich gegeben hatte. Danach war es nicht erwünscht, mit entblößtem Oberkörper das Mittagessen einzunehmen, während man am Abend auch die Beine bedeckt zu halten hatte; den Damen waren zwar Bermudashorts gestattet, da sie auch nicht kürzer wären als Miniröcke, die Herren mögen aber bitte lange Hosen anziehen. Des weiteren seien bei eingeschalteter Klimaanlage die Fenster geschlossen zu halten, weder die herumstreunenden Katzen noch die gelegentlich auftauchenden Affen zu füttern, die Pässe vorsichtshalber im Tresor zu deponieren und keine Eingeborenen ins Hotel mitzubringen, woran gelegentlich alleinreisende Herren interessiert seien. Wünsche und Beschwerden seien entweder im Tourist-Office vorzubringen oder an der Rezeption, wo man auch Deutsch spräche.
    »Davon habe ich bloß nichts gemerkt«, sagte Karsten. »Den Nachmittag bin ich durch sämtliche Bungalows dem Installateur hinterhergetrabt, der offenbar gleichzeitig Elektriker, Zimmermann und wahrscheinlich auch noch Barkeeper ist. Jedenfalls habe ich ihn dann endlich aufgegabelt. Bis ich ihm verklickert hatte, daß aus unserer Dusche bloß kaltes Wasser kommt, war’s dunkel, und als ich zum Abendessen ging, hat er immer noch rumgebastelt. Ich bezweifle, daß er heute noch fertig wird.«
    »Ich gehe mal nachsehen«, erbot sich Tobias, »wollte sowieso noch den Fotoapparat für die Snake-Show holen.«
    »Was für ’ne Show?«
    »Schlangen.«
    »Etwa hier im Hotel?« Julia wurde kreidebleich. »Wo?«
    »Da drüben auf der Tanzfläche.« Tobias zeigte auf das überdachte Rondell, wo einige Boys Stühle aufstellten und jedesmal einen respektvollen Bogen um einige seitlich stehende Kisten machten. »Ich glaube, die Viecher sind schon da.«
    Das genügte. Julia sprang auf und raste wie von der Tarantel gestochen quer durch den Speisesaal Richtung Bungalows.
    »Hysterische Ziege!« Trotzdem spurtete Tobias hinterher. Er konnte sich noch gut an jenen Tag in Spanien erinnern, als seine Schwester die vergessene Puppe von der Terrasse hatte holen wollen und im Dunkeln auf etwas getreten war, das sich sofort um ihren nackten Fuß gewickelt hatte. Es war nur eine harmlose Ringelnatter gewesen, aber von diesem Augenblick an hatte Julia eine panische Angst vor Schlangen und lief sogar aus dem Zimmer, wenn im Fernsehen mal eine gezeigt wurde. Abenteuerfilme, die südlich der Alpen spielten, lehnte sie von vornherein ab, und barfuß war sie seit zehn Jahren nicht mehr vor die Tür gegangen.
    Er fand sie mit angezogenen Beinen auf der Terrasse sitzend, zitternd wie Glibberpudding. »Ich habe mich ziemlich albern benommen, nicht wahr? Aber glaub mir, ich kann nichts dafür. Seit damals steckt das einfach in mir drin.«
    »So was gibt es eben«, sagte er scheinbar verständnisvoll, »jedenfalls war dein dramatischer Abgang direkt bühnenreif. Oma wird allerdings sauer sein.«
    »Weil ich mal wieder die Contenance verloren habe?«
    »Nee, weil du ihr deine Cola über ihr Grünseidenes gekippt hast.« Er zog den Schlüssel aus seiner Hosentasche und ging zu seinem eigenen Bungalow hinüber. »Komm, wir sehen mal nach, was unser

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