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Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition)

Titel: Hühnerbus und Stoppelhopser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Sanders
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als ich sie gekauft habe«, erinnerte Tinchen.
    »Weiß ich, aber was ist das hier?« Er hielt ihr einen rosa Zettel unter die Nase. »Ein Strandkleid und eine Korallenkette, und darunter steht deine Unterschrift. Was für ein Strandkleid?«
    »Das hellblaue mit den Streifen, das dir so gut gefällt.«
    »Für fünfhundert Shilling gefällt es mir überhaupt nicht! Das sind über sechzig Mark. Und dabei kennen die hier nicht mal Mehrwertsteuer.«
    »Oller Geizhals«, murmelte Julia.
    »Zu dir komme ich gleich!« Er fischte einige Zettel aus dem Stapel. »Dreimal Wasserski und zweimal Segeln. Findest du das nicht ein bißchen viel?«
    Sie zuckte nur mit den Achseln. »Ich kann mich doch nicht dauernd von Daniel einladen lassen. Der ist Student und lebt von Bafög.«
    »Ach? Und dann kann er sich diesen Urlaub leisten?«
    »Dafür hat er auf dem Großmarkt gejobbt.«
    Florian knurrte Unverständliches, untersagte seiner Tochter jedoch, ohne vorherige Rückfrage Quittungen abzuzeichnen, die über den Betrag einer Cola hinausgingen. »Und jetzt zu dir, mein Sohn!«
    Kopfschüttelnd blätterte er die restlichen Zettel durch. »Deine Nebenkostenaufstellung liest sich wie der kenianische Verteidigungshaushalt. Was, bitte sehr, habe ich unter einer Beach-Rakete zu verstehen? Und die gleich dreimal?«
    »Das ist dieser Cocktail mit der Wunderkerze oben drauf.« Tobias grinste. »Du hattest mir extra aufgetragen, die beiden Mädchen einzuladen, also mach jetzt keine Randale.«
    »Nur ist von alkoholischen Exzessen nicht die Rede gewesen, ich hatte mehr an eine Portion Eis gedacht«, berichtigte Florian. »Jedenfalls übersteigen jetzt die Wiederbeschaffungskosten für meine verlorene Sonnenbrille ihren Anschaffungspreis. Und mit deiner Surferei ist erst mal Schluß! Ich nehme ja auch kein Bügelbrett mit ins Wasser, wenn ich schwimmen gehe!«
    »Als Anfänger fällt man eben oft rein. Es wird aber jeden Tag besser.«
    »Dann wollen wir es mal bei dem gegenwärtigen Stand deines Könnens belassen!« Die Quittungen stopfte Florian wieder in seine Tasche und stand auf. »Die Safari könnt ihr euch jedenfalls abschminken, dafür habe ich kein Geld mehr.« Im Weggehen drehte er sich noch einmal um und sah Tinchen durchdringend an. »Wehe, wenn du etwas bei diesen Dorf-Hyänen kaufst!« Doch dann schmunzelte er. »Kannst du ja auch gar nicht, die nehmen bloß Bares.«

    Sie mußte unter der Schranke durchkriechen, denn der Sicherheitsmensch hielt Siesta. Dezentes Schnarchen drang aus seiner Hütte. Ohnehin war diese Sperre eine mehr symbolische Vorrichtung und ziemlich überflüssig. Wer unbedingt wollte und offiziell nicht durfte, würde jederzeit einen Weg auf das Hotelgelände finden. Dazu war es einfach zu groß, und selbst die Askaris konnten nicht überall sein. Immer noch hielt Tinchen den Atem an, wenn sie abends zum Bungalow ging und plötzlich vor einem dieser Wächter stand. »Jambo, Mama.« In ihren schwarzen Uniformen waren sie bei Dunkelheit kaum zu erkennen und nächtliche Schreie erschrockener Spätheimkehrer keine Seltenheit.
    Kaum hatte Tinchen die Dorfstraße betreten, da war sie schon von Eingeborenen umringt, die in verschiedenen Sprachen auf sie einredeten. »Du deutsch? – Parlo italiano? – Are you english? No? Dann deutsch. Ich sprechen Deutsch. Mache Führung durch Dorf. Zeige alles, kostet nix.«
    Davon war Tinchen nun gar nicht überzeugt. Das dicke Ende kam immer erst hinterher. Genau wie bei der Blumenvase, die der Roomboy auf ihre Bitte gebracht und dann behauptet hatte, er habe sie extra aus seiner eigenen Hütte geholt. Die zehn Shillinge Trinkgeld hatten ihn nicht interessiert, er hatte es auf ein »used T-Shirt« abgesehen, so eine Art inoffizielle Währung, wobei besonderer Wert auf ins Auge fallende Dekors gelegt wurde. Tinchens hartnäckiger Cicerone trug auch so ein Ding, »Hofbräuhaus« stand drauf.
    Nachdem die Frage ihrer Herkunft geklärt war, kamen die Angebote. In einem zwar holprigen, aber durchaus verständlichen Deutsch. »Du gehen in meine Geschäft. Nur gucken, nicht kaufen. Ansehen kostet nicht.«
    Die zweite Offensive war schon detaillierter. »Ich tauschen alles. Du bringen Sachen, ich dir geben, was du willst. Habe alles. Kann bringen alles. Echte Massai-Schild, echte Tam-Tam aus Busch, nicht von Fabrik gemacht. Komm in meine Laden, nur looki-looki machen.«
    Erst jetzt bemerkte Tinchen die vielen Buden, die auf beiden Seiten der Dorfstraße aufgeschlagen waren und alles

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