Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Beckmann
Vom Netzwerk:
Kleinkind spazieren fuhren oder nur den leeren Kindersitz. Die Verkehrsberuhigung durch den Birkenparcour war so erfolgreich, dass ein paar Schulkinder auf ihren Fahrrädern sie spielend und frech lachend überholten.
    Wagner hielt vor einem Einfamilienhaus, an dessen Haustür mal kein Gummiadler hing, sondern ein großer Hampelmann, gespickt mit Hühnerfedern, die wie mit Blut gesprenkelt aussahen. Als sie ihn an der Tür dicht vor Augen hatten, sahen sie, dass dem Hampelmann ein Foto mit dem feisten Gesicht von Wilhelm Kock aufgeklebt worden war.
    Wagner deutete auf die Hampelmannfratze und sagte: »Da wissen Sie gleich mal, was der Bruno von seinem eigenen Vater gehalten hat. Und so wie er denken hier alle über den alten Kock.« Wagner selbst nicht ausgenommen, aber das wussten sie ja bereits. Und sie mussten nach dem Besuch in der Kock’schen Mastanlage nicht mal mehr die Nase großartig in den brechreizenden Wind halten, um zu wissen, dass der Hass nur allzu verständlich war.
    Doch das war jetzt nicht Hufelands vordringliches Problem. Er spürte auf einmal wieder diesen unangenehmen Druck, jetzt sogar ein schmerzhaftes Stechen zwischen den Beinen. Er atmete zweimal tief durch und versuchte sich einen Moment lang einzureden, er habe gar keine Beschwerden. Kerkhoff, sein Budosport-Trainer, hatte mal behauptet, durch Meditation lasse sich jeder Schmerz bezwingen. Aber dazu fehlte es Hufeland offenbar an Mu. Denn auch jetzt ließ der pochende Schmerz nicht nach. Im Gegenteil, er nahm noch zu.
    In der Tür erschien eine brünette Frau Mitte dreißig mit einem blassen, sommersprossigen Gesicht; sie schaukelte ein ebenso blasses Baby im Arm.
    Â»Tag, Vera«, sagte Wagner. »Und herzliches Beileid wegen … deinem Schwiegervater«, schickte er matt hinterher.
    Â»Hallo, Jochen.« Die Frau nickte schwach und sah die beiden fremden Männer, Hufeland und Kevin Kuczmanik, fragend an.
    Â»Das sind Kommissar Hufeland und sein Assistent«, beeilte sich Wagner zu erklären.
    Â»Tag, Frau Kock«, sagte Hufeland. »Auch von unserer Seite aufrichtiges Beileid.«
    Die Frau sah ihn ausdruckslos an.
    Â»Wir würden gern mit Ihrem Mann sprechen.«
    Â»Mein Mann ist nicht zu Hause.«
    Â»Weiß er noch gar nichts von dem, was passiert ist?«, fuhr Wagner eifrig dazwischen. Es klang, als würde er in diesem Fall ihrem Mann die frohe Botschaft gern selbst überbringen.
    Â»Doch, sicher. Bruno hat mich ja angerufen und es mir gesagt. Ich kann halt momentan nicht weg von hier. Wegen dem Kleinen. Maik kränkelt ein bisschen, zahnt wohl.«
    Der kleine Maik, er mochte etwas über ein Jahr alt sein, hatte sich ein Händchen in den Mund geschoben und fuhr sich leicht nörgelnd über die untere Kauleiste.
    Â»Entschuldigen Sie, Frau Kock, wo finden wir Ihren Mann?«, sagte Hufeland. »Es handelt sich immerhin um ein Gewaltverbrechen, da zählt jede Minute.«
    Â»Gewaltverbrechen«, wiederholte Vera Kock mechanisch und wurde selbst leichenblass.
    Â»Hat Ihr Mann nichts davon gesagt?«, mischte sich Kevin Kuczmanik ein.
    Â»Doch, natürlich, Bruno hat so was gesagt«, erwiderte Vera Kock. Und plötzlich steifte sie ihren Rücken durch, um mit gefestigter Stimme hinzuzufügen: »Hat er also endlich gekriegt, was er schon lang verdient hat, der Alte, ja!«
    Das war weniger eine Frage als die Feststellung einer Tatsache. Der Wagner aus vollem Herzen beipflichtete: »Das kannst du laut sagen!«, setzte er selbst nicht eben leise hinzu.
    In diesem Moment packte Hufeland der Schmerz zwischen den Beinen mit einer solchen Wucht, dass er plötzlich in die Knie gehen musste wie nach einem Schlag unter die Gürtellinie.

19
    Kevin Kuczmanik war zwar dick, aber unglaublich reaktionsschnell. Er fing seinen Chef am Ellbogen auf und hinderte ihn so daran, kopfüber in den Hausflur der Familie Kock zu stürzen.
    Â»Was ist los, Herr Hufeland. Ist Ihnen schlecht?«
    Â»Soll ich einen Arzt rufen?«, fragte Wagner.
    Hufeland wehrte kopfschüttelnd ab und bat mit heiserer Stimme: »Darf ich Ihr Bad benutzen, Frau Kock?«
    Vera Kock war vor Schreck einen Schritt zurückgewichen, ihr Baby, das die Aufregung spürte, fing an zu weinen.
    Â»Das Bad ist gleich hier im Flur links«, sagte sie und wies mit dem Kinn in die Richtung.
    Kevin half Hufeland, sich wieder aufzurichten und führte ihn den etwas dunklen Flur

Weitere Kostenlose Bücher