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Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Beckmann
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gekauft. Aber nachdem Wilhelm die Silke geheiratet hat … nach dem endgültigen Bruch mit dem Alten, gab’s von ihm keinen Cent.«
    Â»Das dürfte sich jetzt ändern«, sagte Kevin.
    Vera Kock stutzte einen Augenblick und blickte ihn forschend an. »Ich weiß, was Sie denken, Herr Kommissar.«
    Â»Anwärter«, verbesserte er.
    Sie achtete nicht darauf. »Sie kennen ihn nicht. Bruno ist der friedliebendste Mensch, den man sich vorstellen kann. Er …« Aus irgendeinem Grund brach sie ab und sagte stattdessen: »Außerdem sitzt jetzt Silke auf dem Erbe. Die wird schon dafür sorgen, dass Bruno leer ausgeht. Oder jahrelang nichts von seinem Erbteil sieht.«
    Nebenan hörten sie jetzt die Klosettspülung rauschen, und kurz darauf erschien Hufeland in der Tür, immer noch leicht gebeugt, aber frischer im Gesicht, wie eine gut geschminkte Leiche.
    Im Kopf schien er wieder hellwach zu sein. »Sagen Sie, Frau Kock«, kam er gleich zur Sache, »wo war Ihr Mann gestern Abend?«
    Â»Was meinen Sie?«, fuhr Vera Kock erschrocken zu ihm herum. Das Baby begann wieder zu jammern.
    Hufeland warf ihm einen bedauernden Blick zu. »Ich meine, wo war Ihr Mann gestern Abend, sagen wir ab sieben?«
    Â»Ab sieben? Wieso? Ist Wilhelm denn zu dieser Zeit …?«
    Â»Beantworten Sie bitte einfach nur meine Frage, Frau Kock. War er um die Uhrzeit zu Hause? Oder nicht?«
    Â»Also, um sieben war Bruno noch im Dorf, im Brooker Hof. Der Kneipe seines Onkels. Brunos Stammkneipe.«
    Â»An Allerseelen in der Kneipe?«, warf Kevin ein.
    Â»Ja, warum denn nicht?«, gab sie genervt zurück. So genervt, wie ihr Baby inzwischen schrie. »Ich wusste gar nicht, dass die Polizei so kreuzkatholisch ist.«
    Â»Nicht alle sind’s«, sagte Hufeland. »Wann war Ihr Mann wieder zu Hause?«
    Â»Zur Tagesschau war er wieder da. Die haben wir nämlich zusammen geschaut. Maik hat schon geschlafen. Kommt nicht so häufig vor zurzeit. Wegen der Zähne.«
    Â»Armer Wicht, du«, sagte Hufeland und sah das Baby wieder mitleidig an. Als Kind hatte er selbst oft Zahnschmerzen gehabt. Schon bei den Milchzähnen. Zu viel Schokolade, zu viele Bonbons, die seine Mutter ihm regelmäßig spendiert hatte. Er hatte es mit schrecklichen Sitzungen bei der Zahnärztin bezahlt. Es kam vor, dass der Bohrer technische Ausfälle hatte und im schon halb aufgebohrten Loch verreckte. Ihm wurde jetzt noch schlecht, wenn er daran dachte.
    Â»Okay«, sagte er. »Vielen Dank, Frau Kock.« Er wandte sich an Kevin: »Wo ist eigentlich Wagner?« Mit den Augen folgte er dessen Handzeichen zum Fenster, um zu bewundern, wie ihr Dorf-Navi genüsslich Rauchringe in den Novemberhimmel aufsteigen ließ.

20
    Das Golfhotel Vennebeck-Kapellen befand sich Luftlinie nur knapp zwei Kilometer außerhalb der Ortschaft. Doch um hinzugelangen, folgten sie Wagners Dienstwagen in einem ähnlichen Muster wie das Pferdchen beim Schach, zwei Felder vor, eins zur Seite. Die Felder hier bestanden aus blassgrünen Weiden oder fettschwarzen Äckern, vielleicht mit Wintersaat, Hufeland hatte keinen Schimmer.
    Sie krochen mit Tempo zwanzig hinter Wagners Dienstwagen her, und dieser folgte einem Trecker in der Dimension eines Panzers. Dieser Saurier von Landmaschine zog einen Anhänger mit einem walgroßen Behälter darauf vermutlich zu einem der Felder. Seine gigantischen doppelten Hinterreifen ragten seitlich weit über die schmale Straße hinaus und wirbelten die Grasnarben auf, sodass sie regelmäßig auf Wagners Autodach oder gegen die Windschutzscheibe seines Passats schlugen. Was bei Wagner, wie man von hinten sehen konnte, heftige Drohgebärden und offenbar auch entsprechende Schimpftiraden nach sich zog.
    Â»Ein Güllefass«, sagte Kevin. »Und was für eins!« Er legte unwillkürlich zwei seiner kurzen Finger an die fleischige Nase. Doch nach einiger Zeit bog der Trecker rechts ab, während Wagner weiter geradeaus fuhr.
    Die Szenerie vor ihnen änderte sich jetzt. Hohe, herbstbunte Laubbäume säumten die Straße, die sich verengte und in einen asphaltierten Weg mündete.
    â€ºPrivat‹, stand auf einem Schild. ›Zugang nur für Gäste der Golfanlage. Schrittttempo fahren!‹
    Â»Sag mal, mir kam’s so vor, als hätte ich vier T gelesen«, sagte Hufeland, als sie an dem Schild

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