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Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Beckmann
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anvertraut, geradezu ans Herz gelegt hatte.
    Hinter sich hörte er jetzt Wagners schnaufenden Atem über seiner rechten Schulter. »Hat sich ganz schön rabiat aufgeführt, Ihr Chef«, beklagte er sich. »Scheint ihm aber nicht bekommen zu sein, was?«, schob er befriedigt nach. Er deutete mit dem spitzen Kinn auf den Kadaverberg. »Silke will anscheinend keine Anzeige erstatten, um diese Leute nicht noch mehr zu reizen, sagt sie.«
    Kevin wandte sich zu ihm um. »Diese Leute, das klingt, als wüssten Sie und die Witwe ganz genau, um wen es sich handelt«, sagte er.
    Â»Kann man sich doch denken!«, erwiderte Wagner energisch und warf den Kopf in den Nacken, dass seine weiße Mütze ins Rutschen kam.
    Â»Und zwar?«
    Â»Militante Tierschützer. Diese Spinner, Robin Hood oder wie sie nun heißen.«
    Â»Robin Wood«, verbesserte Kevin. »Und die sind gewaltfrei.« So was wusste man doch.
    Â»Ach, das behaupten die bloß! In Wahrheit fallen sie nachts in die Ställe ein und tagsüber richten sie Verwüstungen an, sobald sich ihnen die Gelegenheit bietet.«
    Â»Gibt’s von denen eine Ortsgruppe in Vennebeck?«
    Â»Nee! Hier im Ort nicht! Ein Vennebecker tut so was nicht.« Er deutete wieder auf die toten Hühner vorm Haus.
    Â»Wie kommen Sie darauf?«
    Wagner blickte ihn erstaunt von der Seite an. Aber mehr noch auf ihn herab. »Sie kommen nicht aus der Gegend hier, was?«
    Â»Nein.«
    Â»Münster?«
    Â»Jepp.«
    Â»Na sehen Sie. Feine Stadt an sich.«
    Â»Kann man so sehen.«
    Â»Aber nur für feine Pinkel. Und solche, die’s mal werden wollen.« Wagner sah ihn herausfordernd an.
    Kevin hielt seinem Blick stand und fragte sich, worauf Wagner eigentlich anspielte: die hohe Zufriedenheit – oder Selbstzufriedenheit – der Münsteraner? Dass die Stadt mal den Pott als lebenswerteste Stadt der Welt eingeheimst hatte? Was ihn betraf, er war in Kinderhaus aufgewachsen und lebte dort noch immer. Und er mochte diesen Stadtteil von Münster, der seinen Namen, egal wovon er sich ableitete, reichlich verdient hatte! Brennpunkt, klar. Kriminalität, schon richtig. Aber erstens gab’s die auch woanders in der Welt, besonders in der Wirtschaft, wie er inzwischen wusste, nur dass die kaum belangt wurde. Und zweitens: lieber kinderreich und herzlich als steinreich und herzlos.
    Aber was verstand Wagner schon davon? Er fand es lohnender, den Örtlichen auf seinen offensichtlichen Widerspruch aufmerksam zu machen: »Diese … Leute«, sagte er gedehnt, »die Tierschützer, die arbeiten im Grunde doch in Ihrem Sinne, Herr Wagner, meinen Sie nicht auch?«
    Â»Also, Arbeit würde ich das nun nicht nennen, was die tun«, wehrte Wagner kopfschüttelnd ab. »Gibt welche, die sind praktisch gegen alles. Nicht nur gegen Hühnermast, was ja vernünftig ist. Die sind auch gegen Tierversuche und sogar …« Er unterbrach sich und fuhr mit gesenkter Stimme fort: »Corinna hatte mal einen Boxer, also die Hunderasse jetzt. Klitschko hieß er, dem hat sie die Ohren schön kupieren lassen, weil’s besser aussieht, ganz klar.« Er bleckte die Zähne. »Und da geht doch so ein Aktivist aus Dinkel, der hier regelmäßig seine Freundin oder Verlobte oder was besucht, hin – und zeigt sie an!« Seine Augen waren die blanke Empörung.
    Â»Ist ja auch verboten«, erwiderte Kevin.
    Â»Was?«
    Â»Na, das Kupieren von Ohren und Schwänzen bei Hunden. Es ist verboten, Herr Wagner. Und zwar schon ziemlich lange.« Ein Verbot, das Kevin aus vollem Herzen unterstützte, das Verstümmeln von Hunden war für ihn die reine Barbarei, roh und bekanntermaßen äußerst schmerzhaft für die Tiere.
    Wagner sah das anders. »Wissen Sie, was den Viechern in der Tiermast alles abgeknipst wird? Schnäbel, Schwänze, Ohren, den Ferkeln sogar die Eierchen! Alles ohne Betäubung, millionenfach, aber das kontrolliert dort kein Mensch. Bloß wir Privatleute, wenn wir unsere Hunde da und dort mal ein bisschen anspitzen, damit sie nach was aussehen, ja, dann wird gleich Ärger gemacht!«
    Â»Was ist denn aus der Anzeige gegen Ihre Frau geworden?«, fragte Kevin ziemlich frostig.
    Â»Nichts natürlich. Wir haben den Hund rechtzeitig weggegeben, sozusagen.«
    Kevin musterte ihn skeptisch und entschied sich, besser nicht nachzufragen, was mit

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