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Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Beckmann
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Dinge. Du kannst zuhören. Du interessierst dich für mich. Und du willst keinen Sex mit mir.
    Umgekehrt, so empfand er es, war es genauso.
    Melanie fragte ihn jetzt gleich danach, was geschehen war. Sie kannten sich erst ein Jahr etwa, und obwohl er ihr vorhin nicht mal angedeutet hatte, was vorgefallen war, bemerkte sie doch sofort, dass etwas nicht stimmte.
    Â»Ein Toter in Vennebeck. So was wie der Hühnerbaron dort«, erläuterte Kevin knapp. »Ich arbeite mit Kommissar Hufeland dran. Wir waren auch kurz in der Hühnermastanlage des Opfers. War mehr eine spontane Aktion, verstehst du.« Er ersparte ihr jetzt beim Essen die Details der Eindrücke von heute Morgen.
    Â»Wo liegt das Problem?«, fragte sie, während sie weiter ihre Crêpes aß.
    Â»Das hätten wir nicht ohne Weiteres tun dürfen«, fuhr Kevin fort. »Jedenfalls nicht ohne Schutzanzüge. Ich meine solche, die die Hühner vor unseren Keimen schützen. Die Witwe des Ermordeten will uns jetzt anzeigen. Und vielleicht sogar Schadenersatz. Für vierzigtausend Hühner, stell dir das vor!«
    Melanie hielt sich plötzlich die Hand vor den Mund und prustete los. So laut, dass einige der anderen Gäste sich amüsiert zu ihnen umdrehten.
    Sie legte ihre schmale, weiße Hand auf seine fleischigen Pfoten und sagte: »Entschuldige, Schatz. Aber lass dich nicht ins Bockshorn jagen. Diese armen Schweine, vielmehr Hühner, sind doch schon voller Keime. Und deshalb bis zur Halskrause vollgepumpt mit Antibiotika.«
    Â»Schon, aber …«
    Â»Nichts aber!«, wischte sie seine Befürchtungen mit einem Stück Crêpe auf der Gabelspitze fort. »Gefährliche Keime gelangen nicht von außen hinein, sondern umgekehrt, von drinnen nach draußen. Das sagt einem doch schon der gesunde Menschenverstand.«
    Schon, dachte Kevin. Aber der ungesunde Juristenverstand sagte sicher was anderes dazu. Dennoch erschien ihm die Sache nun auch selbst reichlich obskur. »Vielleicht«, überlegte er laut, »will die Witwe nur von etwas ablenken.«
    Â»Aber hallo!«, bestärkte ihn Melanie und ließ sich von ihm weitere Details des Mordfalls berichten. »Vielleicht hat die Gute ihrem Männe selbst eins übergebraten«, spekulierte sie munter weiter. »Mensch, am Grab seiner ersten Frau. Kevin, das hat doch was zu bedeuten!«
    Schon, dachte Kevin. Aber angesichts der drohenden Anzeige war es besser, wenn er Kommissar Hufeland die Witwe überlassen würde. Auch wenn er als Azubi doch sicher so was wie juristischen Welpenschutz genoss. Er musste das einmal im Arbeitsrecht nachschlagen.
    Dennoch nahm er sich nun vor, gleich morgen an dem Auftrag weiterzuarbeiten, den Hufeland ihm anvertraut hatte. Und ihn zu erweitern! Nach POM Wagner sollte er am besten auch die anderen Skatbrüder vernehmen, denen Wilhelm Kock den Spaß verdorben hatte, bevor jemand seine Karte geknickt hatte. Wäre doch interessant zu erfahren, was Bürgermeister Kamphues dazu zu sagen hatte …
    Sie tranken noch einen Zichorienkaffee und widmeten sich dann ihrer gemeinsamen Leidenschaft: den Zufällen oder, wie Kevin es ausdrückte: Überzufälligkeiten.
    Ãœber diese Brücke waren sie sich ein weiteres Stück nähergekommen. Er war darauf gekommen, als ihm auffiel, dass bestimmte Personen, wenn man gerade an sie dachte, noch im selben Augenblick anriefen. Oder dass man plötzlich Leuten begegnete oder Dinge geschahen, meist kleine Begebenheiten, die mit einem Thema in Verbindung standen, das einen gerade beschäftigte. Zum Beispiel dachte er eines Abends darüber nach, demnächst einen Niederländisch-Kurs an der Kinderhauser Volkshochschule zu belegen. Und schon am nächsten Morgen fiel ihm an einer Straßenkreuzung ein Werbeplakat für eine Ausstellung niederländischer Kunst auf. Und zwar nur an dieser Kreuzung, an diesem einen Tag, denn schon am folgenden Morgen war es fort.
    Auch Melanie sammelte solche Beobachtungen. Ihr größter Fang bislang war ein Radiointerview ihres Vaters, der Jugendrichter war. Nach einer aufwühlenden Nachtschicht (ein Patient war gestorben) konnte sie am folgenden Vormittag zu Hause nicht einschlafen. Schließlich schaltete sie irgendwann das Radio ein. Und wie auf Bestellung hatte sie sekundengenau die sonore Stimme ihres Vaters im Ohr, der sich brandaktuell zu Fragen der Jugendkriminalität äußerte. Sie hatte

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