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Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Beckmann
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anzeigen. – Und Sie.«
    Â» Was ?« Kevin blieb der Mund offen stehen. »Wieso das auf einmal?«
    Â»Sie sagt, Sie beide hätten die Anlage ohne Schutzanzug betreten. Das hätte sie aus einem der Arbeiter rausgeholt, mit dem der Kommissar gesprochen hat.«
    Â»Ja und!«, erwiderte Kevin erleichtert. »Ich bin gleich wieder raus. Und Hufela … also Kommissar Hufeland schien das Klima in dem Stall drinnen nichts auszumachen.« So weit kam’s noch, dass man sich strafbar machte, wenn man sich bei kranken Hühnern mit Vogelgrippe oder was immer ansteckte!
    Â»Es geht nicht um Ihre Gesundheit, Kuczmanik«, klärte Wagner ihn auf. »Oder um die Ihres Chefs.«
    Â»Sondern?«
    Â»Sondern um die der Hühner. Die Silke sagt, wenn durch Sie irgendwelche Keime in die Anlage getragen wurden, sodass sie die Hühner töten muss, dann würden Sie beide, Hufeland und Sie, Kuczmanik, die Rechnung dafür kriegen.«
    Kevin war, als würde soeben ein Schnellzug auf ihn zurasen. Sein Mund war trocken, sein Herz begann zu hämmern, der Schweiß brach ihm aus.
    Â»Haben Sie eine gute Berufshaftpflicht?«, setzte Wagner genüsslich nach. »Vierzigtausend Hühner, wissen Sie, was das kostet?« Er stand auf und klatschte einmal kräftig in die Hände. »Tut mir leid, dass ich Sie jetzt rausschmeiße. Ich muss zur Witwe. Die Anzeige aufnehmen.«

32
    Kevin Kuczmanik saß in Hufelands Wagen, presste die Hände gegen das Lenkrad, bis sie weiß wurden, und überlegte, was er jetzt tun sollte. Dieser ebenso umtriebige wie undurchsichtige Dorfcop hatte ihm gehörig Angst eingejagt. War der Besuch im Hühnerstall – wenn man dieses Zentrum des Grauens denn so nennen konnte – etwa schon das Ende der Karriere bei der Polizei, ehe sie begonnen hatte? Er versuchte, Hufeland anzurufen, doch der Kommissar meldete sich nicht. War wohl noch in der Klinik.
    Je mehr er darüber nachdachte, desto klüger erschien es ihm, die Mission, die Hufeland ihm übertragen hatte, für heute abzubrechen.
    Er rief Melanie in ihrem Büro an und verabredete sich mit ihr für später im ›Prütt‹.
    Er fuhr los, unter einem Himmel mit Wolken wie aus schwarzer Galle, und erreichte Münster in gut einer Stunde. Osterkamps zeitliche Angaben waren also zutreffend, aber was besagten sie schon, er war die Strecke sicher schon x-mal gefahren und wusste, wie er sich zur Not die Fahrzeiten zurechtlegen musste.
    Er parkte den Touran schräg gegenüber dem hübschen roten Bürgerwohnhaus in der Querstraße des Herz-Jesu-Viertels, in dem Kommissar Hufeland wohnte. Nah bei der Altstadt, nah zu den Geschäften in der Wolbecker Straße, nah am Kreativkai unten am Hafen mit den Cafés, Kneipen, Bars – keine schlechte Wohngegend, dachte er, als er die Straße überquerte und an der Haustür den Klingelknopf drückte. Ohne Ergebnis. Vielleicht war es doch ernster, als er angenommen hatte. Womöglich fiel Hufeland längere Zeit aus? Er klingelte auf gut Glück bei einem Nachbarn namens Waterkamp, der sich mit etwas heiserer Stimme meldete. Kevin erklärte ihm, er habe Post für Hufeland, und so wurde ihm vertrauensvoll geöffnet. Er warf den Schlüsselbund in Hufelands Briefkasten und verließ das Haus. Er lief die Querstraße hinunter bis Höhe Ottostraße, wo er die Abkürzung über die Grünfläche zur Schillerstraße nahm und dann den Weg über Hansaring und Meppener in die Bremer Straße.
    Hinter der Glasfront des ›Prütt‹, in der sich die helle Fassade des gegenüberliegenden Altbaus spiegelte, erkannte er bereits Melanies schlanke Gestalt. Sie begrüßten sich mit einem geschwisterlichen Kuss, und er setzte sich zu ihr an den runden Tisch unmittelbar vor der Fensterfront. Ihr Blick fiel auf die Traube dicht beieinanderstehender Fahrräder vor dem Lokal und den Autoverkehr, der sich müde durch den Nachmittag schleppte.
    Kevin bestellte eine Gemüsemoussaka, Melanie Crêpes mit Mangold-Käse-Füllung, dazu tranken sie Fruchtsaftcocktails.
    Sie waren ein Paar. Eines, das die Blicke auf sich zog. Auch jetzt im Café. Blicke, die ihm zu sagen schienen: Wie kommt ein so fetter junger Olm zu so einem schönen, schlanken, blonden Mädchen? Was findet die an dem? Nun, wenn er Melanie danach fragte, war die Antwort: Wir lachen über die gleichen

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