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Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Beckmann
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Hufeland.
    Â»Ich mach dir einen Vorschlag«, sagte van Heest besänftigend. »Unsere Version ist, ihr konntet ›Gefahr in Verzug‹ nicht ausschließen, deshalb seid ihr dort rein.«
    Â»Stimmt doch auch!«, bekräftigte Hufeland. »Die Gefahr, die von dort ausgeht, besteht in vierzigtausend verseuchten, todkranken Vögeln, die kurz bevor sie von allein verrecken, noch in Laster gepfercht, abtransportiert und weiß der Deibel wo noch schnell geköpft werden.«
    Â»Du weißt, wie ich das meine«, sagte van Heest. »Ich regle das. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass nicht doch noch was nachkommt. Onnebrink ist nun mal …«
    Â»Eine Plage isser. – Okay. War’s das, Ernst? Mein Urologe ist schon ganz scharf auf meine Blase.«
    Â»Leider noch nicht, Felix.«
    Â»Was denn noch?« Nngg, das Taubenei zwischen seinen Beinen meldete sich mit heftigen Stichen zurück. Es zwang ihn leicht in die Knie.
    Â»Eine Beschwerde. Gegen Kuczmanik. Vom Vennebecker Bürgermeister. Kamphues heißt er.«
    Â»Was hat der Kevin mit dem Bürgermeister von Vennebeck zu tun?«, fiel Hufeland aus allen Wolken.
    Â»Das frage ich dich, Felix! Kamphues hat ziemlich viel Wind gemacht.« Van Heest senkte die Stimme: Ȇber seine Partei. Er lasse sich von einem unverschämt und respektlos auftretenden kleinen Polizei-Azubi doch nicht ausfragen wie ein Verbrecher. Diese Tonart, du kennst das.«
    Hufeland musste schmunzeln. Er hatte zwar keine Ahnung, wie der kleine Kuczmanik dazu kam, außer Wagner, der ja weitläufig sogar zur Polizeifamilie gehörte, auch noch andere Personen zu vernehmen. Das war eigentlich nicht der Auftrag gewesen. Aber nach den Erfahrungen vom Montag wusste er, dass Kevin Kuczmanik einen eigenen Kopf und vermutlich seine guten Gründe für die Vernehmung hatte. Allerdings hätte der Junge ihm natürlich Bericht erstatten müssen … na ja, vielleicht hatte er es sogar versucht …
    Â»Ich kümmere mich darum, Ernst«, sagte er schließlich.
    Â»Soll ich mich beim Bürgermeister für den Jungen entschuldigen?«, bot van Heest an.
    Â»Nein«, sagte Hufeland energisch. »Sollst du nicht.« Er bedankte sich bei van Heest und legte auf, um endlich aus der Wohnung zu kommen.

34
    Der Notdienst am Montag hatte ihn ins nächstgelegene Krankenhaus gefahren, das St. Marien in Berkel, überraschender und beruhigender Weise ein hypermodernes Riesentrumm mit fünfhundert Betten. Unter einer Landklinik hatte er sich bis dahin eine Einrichtung in der Größe einer Gebetskapelle vorgestellt.
    In der Ambulanz hatte man ihn zunächst von Kopf bis Fuß untersucht, seinen Unterleib geröntgt und ihm ein starkes Schmerzmittel gespritzt, das wie ein erlösender K.-o.-Schlag gewirkt hatte. Einer der Ärzte hatte ihm auch eine vorläufige Diagnose mit auf den Weg gegeben, aber er konnte sich hinterher beim besten Willen nicht mehr daran erinnern, so benommen war er durch die verabreichte Spritze gewesen. Eine stationäre Aufnahme konnte er dennoch verhindern, lieber bestellte er auf Kosten seiner Dienststelle einen Krankentransport, der ihn nach Hause fuhr.
    Seine Hausärztin in der Ottostraße um die Ecke hatte ihn am folgenden Tag, also gestern, zu einem Spezialisten überwiesen, Hufeland fand einen Urologen, der seine Praxis in der Lambertistraße führte. Das waren fünf Minuten Fußweg. Häusliche Nähe war das Prinzip, nach dem er alle seine Ärzte aussuchte.
    Es war windig heute und bedeckt, hin und wieder nur stachen Sonnenblitze durch die dunkle Wolkendecke über der Stadt. Hufeland zog sich Schal und Mantelkragen dicht um den Hals zusammen und nahm den Weg die Ottostraße entlang, schlitterte über das herbstliche Laub des Hubertiplatzes, wo die Händler des Mittwochsmarkts bereits weitgehend ihre Waren eingepackt hatten, und erreichte die Praxis in der Lamberti.
    Er brauchte zehn qualvolle Minuten, um endlich einen Plastikbecher mit seinem Urin füllen zu können, und wartete dann geschlagene zweieinhalb Stunden in einem passenderweise weiß und uringelb gestreiften Wartezimmer. Er saß buchstäblich und im übertragenen Sinn wie auf heißen Kohlen. Das Taubenei zwischen seinen Beinen brannte und schmerzte, und er fragte sich schwitzend, welche verfluchte Krankheit er sich eingefangen hatte. Ihm fiel ein Woody-Allen-Film ein, in

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