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Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Beckmann
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sich in die Wohnung, und eine halbe Stunde später stand Kevin in der Tür: frisch gekämmt, rund und gesund. Wenngleich etwas schuldbewusst, wie Hufeland scheinen wollte.
    Er komplimentierte ihn in die Küche und setzte ihm einen frisch gebrühten Becher Kaffee vor.
    Â»So, Kevin, und jetzt raus mit der Sprache. Was hast du angestellt in Vennebeck?«
    Â»Sie meinen den Kamphues, ja?«
    Â»Wen sonst? Van Heest hat gepetzt. Also, was ist vorgefallen? Wieso hast du dir ausgerechnet den Bürgermeister vorgeknöpft?«
    Kevin Kuczmanik erinnerte ihn jetzt daran, dass Kamphues am Mordabend gehörig Streit mit Kock gehabt hatte. Wagner habe das bestätigt. »Sie waren krank, Herr Hufeland, und da wollte ich …«
    Â»Schon gut, Kevin, entspann dich«, winkte Hufeland ab und gab damit bereits Entwarnung. »Was hast du rausgekriegt?«
    Kevin atmete einmal kräftig durch und schnaubte leicht mit seinen Rosslippen. »Kamphues wurde von Kock ziemlich übers Ohr gehauen, das hatte ich schon von Wagner.« Er erklärte ihm die Hintergründe des Hausbaus und der politischen Mittel, die Kamphues vor fünf Jahren hinter den Kulissen eingesetzt hatte, damit sein alter Kumpel Kock seine vermeintlich umweltneutrale Hühnermast hatte starten können. »Der konkrete Streit mit Kock am Sonntagabend drehte sich darum, dass Kamphues – ›aus Gründen der Wertminderung‹, wie er meinte – dem Kock schon seit einiger Zeit nur noch die Hälfte der Raten für den Grundstückskauf zahlt.«
    Â»Und weshalb regt sich Monsieur so auf, dass er gleich seine Partei alarmieren muss, um uns die Hölle heiß zu machen?«, wunderte sich Hufeland.
    Â»Wahrscheinlich …« Kevin stupste sich etwas verlegen an der breiten Nase. »Na ja, ich habe ihn damit geärgert, dass die Wertminderung des Hauses vielleicht auch darin besteht, dass ihm nach seinem Sohn nun auch seine Frau von der Fahne gegangen ist.«
    Â»Getrennt?«
    Â»Richtig. Sie ist kürzlich zu ihrem Sohn nach Münster gezogen. Seitdem soll Kamphues zu beiden keinen Kontakt mehr haben.«
    Â»Woher, zum Teufel, willst du das wissen, Kevin?!«
    Â»Ich unterhalte mich eben gern mit den Leuten.« Kevin Kuczmanik linste frech durch eine schon fast wollüstig grinsende Grimasse. »Und besonders ergiebig ist der Friedhofsgärtner.«
    Â»Lanfermann?«
    Â»Er wohnt in der gleichen Siedlung wie Kamphues und Wagner. Ganz allein in einem halben Rohbau im Grunde genommen, von dem er nur einen Raum beheizt. Die Küche.« Ihn gruselte jetzt noch, wenn er an seinen Besuch dort dachte. »Hat seine Augen und Ohren überall, der Lanfermann. Auf dem Friedhof in Vennebeck wird anscheinend getratscht wie im Fernsehen. Und dem Lanfermann entgeht nichts, sage ich Ihnen, Herr Hufeland, schon gar nicht, was in der Nachbarschaft läuft.« Er machte eine effektvolle Pause. »Auch nicht Kamphues’ gehäufte Besuche in letzter Zeit bei Kocks, drüben auf der anderen Seite der Umgehungsstraße. Wenn der alte Kock außer Haus war, versteht sich.«
    Â»Was denn? Läuft was zwischen der Witwe und dem Bürgermeister?«
    Â»Sieht so aus. Auszahlen würde es sich für Kamphues genauso wie für Osterkamp, wenn er mit der Witwe gut kann«, spekulierte Kevin und senkte durchtrieben die Stimme. »Lanfermann ist jedenfalls sicher, dass er mit ihr gut kann. Vielleicht stundet sie ihm die Schulden, jetzt, wo der Alte tot ist. Oder sie machen gleich gemeinsame Sache und …«
    Â»Gut, gut, Kevin, denken wir lieber mal zurück«, stoppte Hufeland die Gedankenflüge seines Azubis mit erhobener Hand und versuchte, sich die Lage des Bürgermeisters vor Wilhelm Kocks Ermordung bildlich vorzustellen. »Kamphues wohnt also in fortgeschrittenem Alter und am Ende seiner Karriere allein in seinem großen, verlassenen, noch nicht abbezahlten Haus. Und schaut Kocks höhnischen Abluftrohren zu, wie sie ihm und der ganzen vor Wut schäumenden Gemeinde das Leben endlos verpesten. Es sei denn … – Alibi?«
    Â»Kamphues hat nach dem Streit mit Kock am Stammtisch noch ein Bier oder zwei gestemmt«, erläuterte Kevin. »Nur Wagner war schon gegangen. Gegen Viertel vor neun will Kamphues mit dem Fahrrad nach Hause gefahren sein. Lanfermann sagt, er ist noch geblieben. Und das bezeugen auch die Wirtsleute, die

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