Huehnerhoelle
Kocks.«
»Wagner, Kamphues, Lanfermann â¦Â« Hufeland resümierte, mit welchen der streitlustigen Skatbrüder Kevin inzwischen gesprochen hatte. »Was ist mit dem vierten, dem Fotografen von der WUZ, diesem Leichwart?«
»Guido Teichwart. Den hatte ich mir eigentlich für heute vorgenommen«, sagte Kevin bedauernd.
Hufeland schüttelte den Kopf. »Kommt nicht infrage, Kevin«, entschied er. »Kontakte mit Presseleuten sind noch zu heikel für dich. Da möchte ich dabei sein. Aber lass uns kurz überlegen, was wir haben. â Tatverdächtige?«
»Erstens die Witwe«, sagte Kevin. »Alibi offen. Noch nicht vernommen.«
»Nein, nicht wirklich«, erinnerte sich Hufeland an Silke Kocks Zustand als kotzende Schnapsdrossel. »Mögliches Motiv?«
»Bereicherung«, schlug Kevin vor. »Sie ist die Haupterbin zusammen mit Bruno Kock. â Und sie hatte zwei Liebhaber!«
Laut Blockwart Lanfermann zumindest, dachte Hufeland. Beide Herren waren unmittelbar Opfer von Kocks Hühnerfarm. Und profitierten jetzt eventuell von seinem Tod.
»Beide sind ohne stichhaltiges Alibi«, ergänzte Kevin, als hätte er in Hufelands Gedanken gelesen.
»Quatsch nicht wie im Fernsehen, Kevin«, wies Hufeland ihn mit gequälter Miene zurecht.
Kevin wurde rot.
»Ganz konkret«, sagte Hufeland. »Osterkamp war angeblich mit dem Auto unterwegs. Und anschlieÃend in der Kneipe. Wo er sich jederzeit unbemerkt davonmachen konnte.«
»Und Kamphues gondelte zur Tatzeit mit dem Fahrrad durch Vennebeck«, ergänzte Kevin, der sich schon wieder gefangen hatte.
»Ja. Angeblich auf dem Weg nach Hause.«
»Oder zur Witwe.«
Hufeland wurde mit einem Mal bewusst, dass der Tatort, Vennebecks Friedhof, seine Lage im Ort, eine entscheidende Rolle spielen könnte. Wer konnte zu welchem Zeitpunkt am Friedhof sein, den alten Kock erschlagen und kurz darauf zu Hause oder bei der Geliebten auftauchen, ohne dass es ihn viel Zeit gekostet hätte?
Kamphues und Osterkamp mit Sicherheit. Auch die Witwe wahrscheinlich. Und sogar ⦠»Was ist mit Wagner?« Er konnte sich den Ãrtlichen zwar ganz und gar nicht als Killer vorstellen, aber trotzdem, die Frage musste gestellt werden: »Wo war er zur Tatzeit?
»Schon wieder zu Hause. Behauptet er. Seine Frau kann das bezeugen, sagt er. Ich hab sie aber noch nicht mal zu Gesicht bekommen. Sie ist dauernd am Putzen.«
»Putzfimmel, oder was?«, lachte Hufeland irritiert.
»Nee, sie putzt beruflich. Mal hier, mal da, immer woanders. Hört sich beinahe so an, als würde sie das halbe Dorf auf Hochglanz bringen.«
»Sogar das Golfhotel, wie wir wissen«, erinnerte sich Hufeland jetzt wieder. »Was uns zu einem weiteren heiÃen Kandidaten bringt. Bruno Kock. Mädchen für alles â auÃer Putzen offenbar â im leeren Golfhotel. Ausgebooteter Sohn seines Vaters. Mögliches Tatmotiv?«
»Rache«, sagte Kevin dunkel.
Hufeland wiegte skeptisch den Kopf. »Ich weià nicht.« Er traute dem Braten nicht recht, der ihm da von Kock junior selbst allzu bereitwillig aufgetischt worden war. »Aber irgendwas stimmt mit dem nicht, das ist sicher«, sagte er. »Alibi?«
»Seine Frau«, sagte Kevin und verschwand hinter dem Kaffeebecher.
»Ein wahres Wort, Kevin.« Hufeland schaute ihn, mit dem Finger wedelnd, direkt an. »Bruno Kocks junge Frau, jawohl.« Eine duldsame Seele, wie es schien. Ihrem tapferen, vom Vater übervorteilten Mann bestimmt treu ergeben. Sie verschafft ihm nicht nur ein Alibi, sondern auch eine kleine bunte Story dazu, angefangen beim schreienden Baby bis zum gemeinsamen Tagesschau-Erlebnis.
»Was ist mit Kocks Bruder, dem Wirt vom Brooker Hof?«, warf Kevin ein. »Könnte derâs nicht auch gewesen sein?«
Hufeland spitzte den Mund. »Theoretisch ja. Aber praktisch? Wäre ihm schwergefallen, die voll besetzte Kneipe unbemerkt zu verlassen. AuÃerdem sehe ich kein Motiv bei ihm. Zwei Brüder, die sich nicht verstehen, und ein Erbstreit, der Jahrzehnte zurückliegen muss â nein, das reicht mir nicht.« Hufeland selbst hatte mit seinem Bruder in Aplerbeck seit Jahren kaum mehr als zehn lauwarme Sätze gewechselt, am Telefon, jeweils zum Geburtstag. »Trotzdem, vielleicht wirft er uns nur die bekannten Brocken hin, damit wir die unbekannten nicht sehen. Wir
Weitere Kostenlose Bücher