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Huehnerhoelle

Huehnerhoelle

Titel: Huehnerhoelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Herbert Beckmann
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Gebetsfahnen aufschnappen, die der Priester über die Gräber wehen ließ.
    Ihr Rückzug war also versperrt.
    Â»Sagtest du nicht, dass es zwei Eingänge zum Friedhof gibt, Kevin?«, erinnerte sich Hufeland vage.
    Â»Genau, der zweite ist dort drüben«, bestätigte Kevin und wies mit dem Kinnkissen in nördliche Richtung, wo Hufeland zwischen den Tannen hindurch ein schmales, schmiedeeisernes Tor ausmachte.
    Sie lösten sich aus der Umklammerung der Umstehenden, entfernten sich vom Geschehen, indem sie mehrere Nebenwege nahmen und im Zickzack einen großen Bogen beschrieben, mit dem sie schließlich auf den rechten Hauptweg gelangten, der sie am nördlichen Ende zum schmalen Hinterausgang des Friedhofs führte.
    Kevin zog sein Smartphone aus der Mantelinnentasche und ortete ihren Standpunkt. Hufeland hätte sich zugetraut, den Weg zur Kneipe auch ohne Hilfe von oben, sprich GPS, zu finden, aber er sagte nichts, die Jugend brauchte das Spielzeug nun mal für den Seelenunfrieden. Und manchmal war es sicher richtig nützlich, in der Sahara zum Beispiel.
    Â»Da lang«, entschied Kevin und zeigte erwartungsgemäß nach rechts, wo der Fußweg, auf dem sie standen, später in eine schmale Gasse mündete, die in den Ortskern hineinführte.
    Die Sonne schien, der Tag war hell, der Weg gepflastert und angenehm zu gehen. Ein schöner, ruhiger Spaziergang abseits der Straßen wartete auf sie und sah gar nicht nach Arbeit aus. Die Überraschung war jedoch bei ihnen beiden groß (und wahrscheinlich selbst bei Google Maps, GPS und wie sie alle hießen), als sie feststellten, dass der Weg sie am Ende eines lang gestreckten Bogens nicht erst zur Hauptstraße, sondern direkt zum Brooker Hof führte.
    Sie fanden sich in dem Hinterhof wieder, den sie bereits vom Tanzsaal her gesehen hatten, als sie am Montag mit den Wirtsleuten Kock gesprochen hatten.
    Wie Hufeland so über den Schleichweg nachdachte, der direkt zur Nordseite des Friedhofs führte, fiel ihm plötzlich siedend heiß ein, dass sie bislang nicht einmal gecheckt hatten, ob Kock eigentlich zu Fuß unterwegs gewesen war. Die Krankheit (›das Taubenei‹) hatte ihm offensichtlich so zugesetzt, dass er die einfachsten Dinge übersah. Wenigstens pochte und schmerzte es im Augenblick nicht mehr in den Tiefen seines Unterleibs; es brannte nur noch, etwa so, als würden die Bakterien dort unten noch ein letztes Lagerfeuer an seiner Prostata abhalten, bevor sie endgültig vom humorlosen Antibiotikum vertrieben wurden.
    Â»Wir müssen mit der Witwe sprechen, ob sie will oder nicht!«, sagte Hufeland entschlossen, als sie durch den Hintereingang einen kleinen Vorraum, eine Art Windfang, betraten, durch den sie den langen, dunklen Schlauch des Flurs erreichten, an dessen Ende rechts der Tanzsaal und geradeaus der Kneipenraum lagen.
    Â»Aber wird sie dann nicht erst recht an ihrer Anzeige festhalten, wenn wir ihr auf die Pelle rücken?«, entgegnete Kevin unsicher, als sie den spärlich beleuchteten Flur entlangschritten. Er dachte an die drohenden Kosten für vierzigtausend Hühner, die Wagner ihm so unbarmherzig vor Augen gehalten hatte.
    Â»Glaubst du ernsthaft, Kevin«, erwiderte Hufeland kampflustig, »ich würde mich von einer Tatverdächtigen einschüchtern lassen, der angeblich nicht passt, dass ich ihren verschissenen Hühnerstall betreten habe? Mord ist Mord, und Huhn ist Huhn. Basta.«

42
    Â»Suchen Sie wen?« Die junge blonde Serviererin (falls sie das war) schaute sie vom Tresen her fragend an, als sie die Köpfe durch die halb geöffnete Tür in den Tanzsaal hinein streckten. Sie trug eine dunkle Bluse und einen schwarzen Rock und war nur eine von drei Hilfskräften im Saal. Zwei lange Tischreihen waren feierlich hergerichtet worden, Kaffeegeschirr und Besteck, Platten mit Wurst- und Käseschnittchen (stets getoppt durch ein winziges Gürkchen), Streusel- und Rodonkuchen – Trauerherz, was willst du mehr!
    Eine zweite Serviererin, ein paar Jahre älter und deutlich stärker in den Hüften als ihre Kollegin, aber ebenfalls blond, jung und trauerschwarz gekleidet, kam hinzu. »Das hier ist eine private Veranstaltung, tut mir leid«, sagte sie streng und baute eindrucksvoll ihre Korpulenz vor ihnen auf. Die beiden Frauen, wie auch ihre Kollegin im Hintergrund, sahen aus wie Ableger der aktuellen Landesmutter, sogar die

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