Huehnerhoelle
Merkzetteln, bunten Kinderzeichnungen und Fotos tapeziert waren.
Sie kam mit der Kaffeekanne und Geschirr auf einem Tablett zurück. Als sie die Sachen auf den Tisch stellte, zitterten ihre kräftigen weiÃen Hände mit den rissigen Nägeln.
Sein Handy summte in der Manteltasche.
Es war Kevin. »Ich wäre jetzt fertig, Herr Hufeland!«, brüllte er in den Hörer. Im Hintergrund waren die bekannten lauten Gespräche und jetzt auch das Krakeelen aus heiseren Männerkehlen zu hören.
»Bestell dir noch eine Cola, Kevin. Ich melde mich«, versprach Hufeland. Er sagte ihm nicht: âºIn diesem Fall störst du nur, Kevin. Unter vier Augen wird Hanne Spieker leichter mit der Wahrheit herausrücken.â¹ (Oder bildete er sich das nur ein?). Er drückte ihn weg und schob das glatt-kühle Gerät zurück in die Innentasche seines Mantels.
Sie bot ihm an, ihm den Mantel abzunehmen, doch er lehnte dankend ab und knöpfte ihn sich nur weiter auf. Ein leichtes Zittern oder Vibrieren, wie ein permanentes Summen im ganzen Körper, hatte ihn erfasst. Wahrscheinlich die Entzündung dort unten, wo es sich kalt anfühlte wie in der Antarktis. Sofern es nicht die Situation war, denn hier und jetzt würde die nächste entscheidende Schlacht in diesem Fall geschlagen werden.
Sie setzte sich, schenkte ihnen ein und schaute ihm offen ins Gesicht.
Er sagte: »Frau Spieker, Sie wissen, warum ich zu Ihnen gekommen bin.«
Sie schwieg, hob die Kaffeetasse an, stellte sie wieder hin, ohne zu trinken, über ihre Stirn huschten die Gedanken wie nächtliche Schatten.
»Erzählen Sie mir jetzt, was wirklich geschehen ist«, sagte er einfach und bestimmt.
Sie überlegte nur kurz und nickte dann ernst, gefolgt von einem tiefen Seufzer. »Nur von letztem Sonntag?«
»Von Anfang an.«
56
Hanne Spiekers Geschichte. Das Verhältnis zwischen ihr und Bruno Kock hatte vor anderthalb Jahren begonnen. Auf einem Maigang, zu dem sie beide eingeladen waren, und an dem Vera Kock wegen Schwangerschaftsbeschwerden nicht hatte teilnehmen können. Eigentlich war sie nicht sehr in ihn verliebt gewesen, aber er war nett, solide, aufmerksam, zwar ohne Humor, aber er sah verdammt gut aus. Und sie hatte seit mindestens zwei Jahren keinen Mann gehabt. Zumindest keinen, der der Erinnerung wert gewesen wäre.
»So fing das an.«
Bis dahin war Bruno Kock kein Stammgast im Brooker Hof gewesen, danach schon. Sie trafen sich regelmäÃig, die Affäre ging weiter, auch wenn sie beide sehr darauf achteten, dass sie niemandem auffiel. »Schon wegen Vera.« Aber auch grundsätzlich, um Gerede im Dorf zu vermeiden.
Dennoch muss es hier und da Andeutungen gegeben haben. Etwa ab dem vergangenen Sommer, als Hanne innerlich schon wusste, dass sie das Verhältnis beenden wollte, tauchte plötzlich Wilhelm Kock in der Kneipe seines Bruders auf. Vermutlich wollte er sich selbst ein Bild davon verschaffen, was an den Gerüchten â oder an Hanne â dran wäre.
»Warum wollten Sie zu dem Zeitpunkt Schluss machen?«
»Weil Bruno ein Tunichtgut ist. Man kann ihm nicht trauen. Ich hatte inzwischen raus, dass ich nicht die Einzige war, mit der er seine Frau betrog. Die andere â eine der anderen vermutlich â war Corinna Wagner.«
»Die Frau des Polizisten?!«
»Sie putzt gelegentlich auch in der Golfanlage, Dorfpolizisten verdienen nicht gerade gut, schätze ich mal. Und Bruno â¦Â«
»Arbeitete ebenfalls für Osterkamp. Verstehe.«
Ob es nun die Konkurrenz zum Sohn war, oder ob Wilhelm Kock wirklich ein eigenes, besonderes Interesse an ihr entwickelte â es war ihr auch egal, sie verabscheute ihn aus vielen Gründen â, er begann ganz offensichtlich, sich an sie heranzumachen.
»Plump und anmaÃend. Wie in allen Dingen.«
»Wusste seine Frau davon?«
»Dass der Alte ein Schürzenjäger war? Mit Sicherheit. Aber es wird ihr gleich gewesen sein. Sie hat sich lieber schadlos gehalten, wie man hört. Rache ist Blutwurst, ich kann sie verstehen.«
Natürlich blieben auch Bruno die peinlichen Avancen seines verhassten Vaters, dem er sonst aus dem Weg ging, nicht verborgen. Er ärgerte sich darüber, zumal Wilhelm Kock jetzt regelmäÃig im Brooker Hof auftauchte.
»Eine schlimme Situation für mich. Und peinlich vor Margit und Werner.« Die sich aber
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