Huehnerhoelle
einer kleinen Drehung der Schulter nach hinten. »Eine Auseinandersetzung, in der es vermutlich um Ihre Kellnerin ging.« Er forschte streng in den Gesichtern der beiden Wirtsleute. »Was wissen Sie darüber? Raus mit der Sprache!«
»Sah so aus, ja«, gab Margit Kock zögerlich zu.
»Irgendwas lief da zwischen den beiden, Bruno und Hanne«, ergänzte ihr Mann ebenso unbestimmt wie seine Frau.
»Aber man musste schon genau hinsehen, um es zu bemerken«, schob die Wirtin entschuldigend nach.
Die zwei waren grundsätzlich nicht unsympathisch, aber zäh wie altes Leder. »Was zum Teufel ist an diesem Abend an Allerseelen wirklich geschehen?«, kläffte Hufeland sie plötzlich an und drohte im selben Ton: »Wir wissen mittlerweile sehr viel mehr über die Hintergründe, als Sie ahnen. Wenn Sie also nicht endlich damit herausrücken, führen wir unsere Unterhaltung im Präsidium weiter, damit das klar ist!«
Sogar Kevin schien so beeindruckt von Hufelands Attacke, dass es aussah, als wolle er gleich selbst darauf antworten.
»Was genau haben Sie an diesem Abend beobachtet, ohne uns bisher davon erzählt zu haben?«, lieà Hufeland seinen Blick eindringlich von Margit zu Werner Kock und wieder zurück wandern. Denn dass sie ihm etwas verschwiegen hatten, etwas sehr Wesentliches, davon zeugte ihr verdruckstes Verhalten mehr als deutlich.
Margit Kock gab sich buchstäblich einen Ruck und legte die Hände zurück auf den Tisch. »Es stimmt zwar, was ich Ihnen gesagt habe, dass Bruno um acht rum die Wirtschaft verlassen hat. Kurz, nachdem Hanne gegangen war.«
»Aber?«
»Sie hatten sich anscheinend verabredet, hinten im Vorraum. Stritten sich. Das heiÃt, eigentlich wurde nur Bruno laut. Immer, wenn ich in den Flur kam, schimpfte er, und sie verteidigte sich wohl. Worum es genau ging, weià ich nicht, es kamen nur immer so Wortfetzen rüber.«
»Fiel der Name Ihres Schwagers?«
»Kann mich nicht erinnern. Ich weià nur, dass ich mich über Hanne geärgert habe. Erst behauptet sie, sie müsste dringend früher nach Hause, und dann zankt sie eine halbe Stunde lang mit dem Bruno im Vorraum!«
»Eine halbe Stunde lang?!«, explodierte Hufeland geradezu.
»J-ja. Ab halb neun ungefähr hörte ich sie dann nicht mehr. Ich hab ja die Zeit immer im Gefühl.«
Hufeland suchte ihren Blick. »Sie wissen, was das bedeutet â wussten es von Anfang an! Bruno und Hanne haben also in Wahrheit erst kurz vor Ihrem Schwager das Haus endgültig verlassen!« Er lieà zwei Sekunden verstreichen. »War es so?«
Die Wirtin senkte den Kopf. »Wilhelm kam von den Toiletten«, gestand sie dem Tischtuch. »Hatte wohl längere Zeit für sein Geschäft gebraucht und stampfte auf einmal wie ein wilder Stier durch die Kneipe. Mir war sofort klar, dass er Hanne suchte. Und Bruno. Ich sagte ihm, dass sie schon vor einer halben Stunde gegangen wären, damit er Ruhe gab.«
An dieser Version hatte sie zugunsten von Bruno Kock auch danach noch festgehalten. Klebrige Familienbande, ganz, wie er befürchtet hatte.
»Aber Wilhelm!«, fuhr sie kopfschüttelnd fort, »er lieà sogar seinen Mantel am Haken hängen und stürmte in seinem dünnen blauen Anzug über den Flur nach drauÃen.«
»Den beiden hinterher«, polterte Hufeland. »Ãber den Friedhof. Das ist Ihnen doch klar, oder?«
Die Wirtin blickte ihn fest an. »Bruno hat seinen Vater nicht ermordet. Dafür lege ich meine Hand ins Feuer.«
Ihr Mann hielt lieber den Mund, mit seiner Hand war er offenbar weniger leichtfertig als seine Frau. Mit zerfurchter Stirn, nervös mit den Augendeckeln plinkernd, linste er durch sein Stahlbrillchen.
53
Die Wirtsleute sprangen erleichtert auf, als Hufeland sie um die Adresse von Hanne Spieker bat und das Gespräch für beendet erklärte.
»Ich schreibâs Ihnen auf!«, bot Margit Kock an und fegte hinaus. Werner Kock folgte ihr langsam mit besorgtem Gesicht. Kurz darauf kehrte sie auch schon zurück mit einem Zettel, auf dem Hanne Spiekers Adresse stand. Hufeland warf einen nachdenklichen Blick darauf und lieà sich den Weg zu Fuà dorthin erklären. »Ãber den Friedhof, meine ich.«
Dann bat er um ein Glas Stilles Wasser, da es Zeit für seine Medikamente war, wie ihm das anhaltende Brennen im Unterleib unmissverständlich zu
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