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Huete dich vor deinem Naechsten

Titel: Huete dich vor deinem Naechsten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Unger
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das Album angesehen, wenn er nicht zu Hause war und wir Streit hatten. Es beruhigte mich zu sehen, dass er früher einmal ein kleiner Junge gewesen war, schwach und verletzlich, dass er seine Gründe hatte, sich so vor mir zu verschließen. Nun fragte ich mich, ob die Bilder gefälscht waren. Oder hatten sie einem anderen gehört?
    »Anscheinend war Marcus Raine ein ziemlicher Einzelgänger - keine Familie, nicht einmal Freunde, von dem Mädchen abgesehen«, sagte Detective Crowe. »Der typische Eigenbrötler eben. Sogar seine ehemaligen Kollegen bei Red Gravity haben gesagt, dass er wenig Kontakt suchte, Partys mied und selten mit den anderen zum Mittagessen ging. Er arbeitete hart, ging den Kollegen aber aus dem Weg. Den Akten zufolge.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Detective?«, fragte ich.
    »Bevor ich Ihnen diese Frage beantworte, möchte ich etwas erzählen.« Er fuhr fort, ohne meine Reaktion abzuwarten. »Gestern Abend haben Sie ausgesagt, über seine Geschäfte nicht im Bilde zu sein. Nichts damit zu tun zu haben.«
    »Das stimmt.«
    »Warum läuft dann alles auf Ihren Namen? Warum wurde bei der Anmeldung des Gewerbes Ihre Sozialversicherungsnummer angegeben?« Eine weitere Bombe war gefallen, ein weiteres Gebäude stürzte zusammen wie ein Kartenhaus.
    »Wurde sie doch gar nicht!«
    »Doch.«
    Wir starrten einander an, ein jeder ungläubig und auf der Hut. Ich entdeckte Detective Breslow im Türrahmen. Vermutlich hatte sie die ganze Zeit draußen gewartet. Ich riss mich von Crowe los, um sie anzusehen.
    »Wir glauben, er hat Ihre Daten benutzt, um seine eigenen nicht angeben zu müssen, Mrs. Raine«, erklärte sie.
    Dünne, schwarze Schlieren trübten die Linse meiner Erinnerung ein. Unsere erste Begegnung, das leidenschaftliche Kennenlernen, die überstürzte Hochzeit. Wie er bis nach der Hochzeitsreise gewartet hatte - drei Wochen Italien -, um Razor Technologies zu gründen und Vollzeit zu arbeiten. So viele Neuanfänge; es war eine aufregende Zeit gewesen. Als er mir erzählte, er hoffe, mich als Teilhaberin der Firma gewinnen zu können, war ich geschmeichelt, weil er das alles mit mir teilen wollte. Ich unterschrieb einen Haufen Dokumente, ohne sie genauer durchgelesen zu haben.
    Er hatte darauf bestanden, den Finanzberater zu wechseln, wollte unbedingt einen Fachmann damit betrauen. Ich feuerte den Mann, der mich fast seit Beginn meiner Karriere betreut hatte, und legte alles in Marcus’ Hände. Er beauftragte ein Steuerbüro, von dem ich nie gehört hatte. Am Ende jedes Quartals und jedes Jahres unterschrieb ich alle Erklärungen zweimal - einmal für die Firma, einmal für mich.
    Wann hatte ich mir diese Unterlagen zum letzten Mal genauer angesehen, mich wirklich damit befasst? Zahlen jagten mir Angst ein, sie versetzten mich buchstäblich in Schockstarre. Ich war froh, dass ein anderer sich darum kümmerte. Mein alter Steuerberater rief noch ein paarmal an. »Isabel, Sie müssen mich zurückrufen. Wir müssen über dieses neue Beraterbüro sprechen, das Sie beauftragt haben.« Ich muss beschämt eingestehen, dass ich die Nachrichten ignorierte und ihm unhöflicherweise keine Antwort zukommen ließ.
    Die Angst überfiel mich wie eine schlimme Grippe. Ich dachte an Linda. Sie hatte es genauso gemacht, hatte einfach unterschrieben, was Erik ihr hinlegte. Zwei intelligente Frauen, die es eigentlich besser wissen müssten, die früh und auf die harte Tour gelernt hatten, dass man die Kontrolle niemals aufgeben und seine finanzielle Sicherheit niemals einem Mann überlassen durfte. Detective Crowe redete immer noch.
    »Es ist nicht besonders schwer, sich Namen und Lebenslauf eines anderen anzueignen, besonders wenn man über die nötigen Papiere verfügt - Führerschein, Green Card«, sagte Detective Crowe. »Die Männer sehen sich so ähnlich, dass er - wer immer er war - mühelos Marcus Raines Identität annehmen konnte, besonders da beide keine engeren Verbindungen hatten.«
    Breslow warf ein: »Am Nachmittag des 2. Januar 1999 räumte Marcus Raine - oder jemand, der sich als Raine ausgab und sich ausweisen konnte - die Konten leer«, sagte sie und reichte mir ein Foto.
    Ein Mann mit blauer Baseballkappe, Jeans und einem Pullover stand an einem Bankschalter. Der Rand der Kappe verdeckte sein Gesicht zur Hälfte. Ja, das hätte Marcus sein können. Das hätte jeder sein können, der ihm in Hautfarbe und Statur ähnelt.
    »Das ist doch verrückt«, sagte ich, als ich meine Stimme wiedergefunden und

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