Hüte dich vor Dracula
schwarzen Stoff zu kämpfen, der sich selbständig gemacht zu haben schien. Noch eine andere Stimme drang an meine Ohren.
Die unseres rumänischen Freundes Frantisek Marek!
»Holt sie euch, verdammt! Aber gebt acht, da sind noch Diener. Sie lauern im Hintergrund!«
Ich hatte mich durch Stoffbahnen gekämpft und freie Sicht bekommen. Die roten Ds sprangen mir wie leuchtende Fanale entgegen. Ich konnte sie auf die schnelle nicht zählen. Wahrscheinlich waren es mehr, als wir Kugeln in den Magazinen hatten.
Marek sah ich neben Suko stehen.
Der hatte die Rechte ausgestreckt und zielte genau. Zwei Schüsse peitschten kurz hintereinander auf. Zwei der unbeweglich dastehenden Blutsauger wurden getroffen, und Suko hatte verdammt gut gezielt.
Die Geschosse saßen zwischen den Augen der Vampire. Da hätten die Schädel zerspringen müssen, es geschah nichts. Zwar blieben die Einschüsse als Löcher zurück, zwar zitterten die Blutsauger, doch keiner von ihnen fiel und wurde zu Staub.
Das ging nicht mit rechten Dingen zu.
Die Lösung war schnell gefunden, als wir auf die Untoten zugingen. Sie waren nicht echt. Zwar standen sie in einer Reihe, aber keiner von ihnen konnte je durch eine unserer Kugeln sterben, ob geweiht oder nicht. Diese Blutsauger hatte Reva auf eine Leinwand gemalt, die sich quer durch den Raum spannte.
»Ich suche sie!« rief Suko und war schon verschwunden, während Marek auf mich zukam.
»Hallo, John!«
»Mit dir habe ich ein paar Takte zu reden, mein Freund. Aber später. Erst sind Reva und Mallmann an der Reihe.«
»Keine Chance«, sagte Suko, der zurückkam und meine Worte gehört hatte. »Sie haben sich einen erstklassigen Fluchtweg geschaffen. Durch die Eisentür sind sie weg.«
»Und was ist mit der Tür?« fragte ich.
»Abgeschlossen, John.«
»Verdammt auch.«
»Sicher. Da können wir mit einem Schneidbrenner arbeiten oder sie aufsprengen.«
Ich ballte meine freie Hand zur Faust. »Und dabei hätte ich ihn gehabt, verflucht! Ich habe nur zu lange gezögert. Weißt du, Suko…« Noch im nachhinein stiegen die Wellen der Erregung in mir hoch und trieben mir die Zornesröte ins Gesicht. »Ich könnte mich jetzt…«
»Laß es lieber«, sagte Suko. »Ich glaube, ich hätte an deiner Stelle nicht anders gehandelt.«
»Ja, vielleicht.«
»Will war einmal unser Freund, John.« Ich nickte und schluckte.
»Auch ich hatte die Chance gehabt«, erklärte Marek. »Aber sie ist vertan. Wißt ihr eigentlich, daß dieses verdammte Vampirweib einen skelettierten Arm besitzt?«
»Nein.«
»Es ist der rechte. Der besteht nur aus Knochen, auch die Hand, in der sie die Waffe gehalten hat. Schlimm, nicht?«
Suko trat gegen die Leinwand, auf die die Vampire gemalt worden waren. Seine Tritte fetzten sie auseinander, die Lücke wurde genügend groß, um hindurchgehen zu können.
»Bluff«, sagte Marek. »Die Vampire mit den Buchstaben auf der Stirn. Es ist ein Bluff.«
»Nein, Frantisek«, erwiderte ich. »Diesmal hast du unrecht. Ich habe sie gesehen.«
»Wie?«
»Zumindest einen davon haben wir gejagt und auch vernichten können.«
Mein Blick glitt über die noch vorhandenen Vampirgestalten. »Den da!«
Der von uns im U-Bahn-Tunnel vernichtete Vampir war tatsächlich noch auf der Leinwand vorhanden.
»Wenn das alles zutrifft, John, was ich jetzt denke«, sagte Suko mit leiser Stimme. »Dann müssen wir davon ausgehen, daß es die Blutsauger, die wir bisher nur als gemalte Figuren gesehen haben, auch in Wirklichkeit gibt.«
»Ja, das scheint mir auch so zu sein.«
»Es sind ziemlich viele!« flüsterte Marek.
Ich gab keine Antwort und fetzte einige Leinwandecken zur Seite, um in den Raum zu gehen, der dahinter lag.
Meine lichtstarke Bleistiftleuchte sorgte für genügend Helligkeit. Hier sah ich endlich das, was ich schon in dem Raum jenseits des Büros vermutet hatte.
Es war ein Lager.
Kisten mit T-Shirts und Pullovern stapelten sich in der Breite und auch in der Höhe.
Finige Kisten waren geöffnet worden. Ich leuchtete gegen ein T-Shirt und erschrak.
Will Mallmann starrte mich an!
Reva mußte das Bild vermarktet haben. Als Aufdruck befand es sich auf zahlreichen T-Shirts, und Marek, der neben uns stehengeblieben war, nickte einige Male.
»Ja, Freunde, das war meine Spur.«
»Wieso?«
»Ich habe dieses T-Shirt bei zwei jungen Leuten in der U-Bahn gesehen und erinnerte mich daran, daß ich das Gesicht eigentlich hätte kennen müssen. Es dauerte eine Weile, bis mir einfiel, daß
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