Hüte dich vor Dracula
es sich um Will Mallmann handelt. Von den jungen Leuten erfuhr ich die Adresse des Magic Shop, wo sie die Kleidungsstücke erworben hatten. Das war eigentlich alles. Ich habe dann versucht, im Alleingang die Blutsauger zu erledigen. Das alte Blut ist aus Rumänien gestohlen worden. Es war das Blut der Opfer, die auf Vlad Draculas Mordkonto gehen.«
»Wer es trinkt, wird zum Vampir«, flüsterte Suko.
Marek nickte nur.
»Sei froh«, sprach ich den Pfähler an, »daß du noch daran gedacht hast, bei uns im Büro anzurufen. Ich bin mir nicht sicher, ob du beide Blutsauger geschafft hättest.«
»Damit kannst du allerdings recht haben, John.«
Suko rieb über sein Kinn, bevor er fragte: »Ich weiß nur nicht, wozu das gut sein soll, daß Mallmanns Gesicht oder Vampirfratze auf einem TShirt zu sehen ist?«
Marek hob einen Zeigefinger und wirkte wie ein alter Oberlehrer. »Denke immer daran, daß er als Nachfolger des Blutgrafen Dracula aufgebaut werden soll.«
»Und du glaubst, daß es möglich ist?«
»Ich will mich auf nichts einlassen. Was ich glaube oder nicht glaube, spielt keine Rolle mehr. Die Vampire befinden sich in einem Auf-oder Umbruch. Wir müssen uns dagegen anstemmen, falls wir es noch können.«
Ich wollte da nicht widersprechen. Wenn ich allerdings daran dachte, welche Gefahr sich zusammenbraute, konnte mir übel werden. Eigentlich hätte ich damit rechnen müssen, daß sich die Blutsauger irgendwann wieder zusammenfanden und darangingen, gegen die Welt der Menschen zu kämpfen. Anfänger hatte es immer gegeben. Schon vor Jahren, als wir es mit der Vampir-Familie Mortimer zu tun bekommen hatten.
Besonders schlimm an dieser Sache war, daß ausgerechnet Will Mallmann zum Nachfolger des Vaters aller Vampire ausersehen worden war. Will ein zweiter Dracula, ein echter Vampir und keiner, der seine Gefangenen auf spitze Pfähle setzte, wie es der Vlad getan hatte. Hinzu kam, daß Mallmann sämtliche Tricks kannte und mit allen Wassern gewaschen war. Die Ausbildung beim BKA gehörte zu den besten, die man sich nur vorstellen konnte.
»Du denkst nach?« fragte Marek.
»Sicher.«
»Ich ebenfalls.«
»Und worüber?«
»Ja, worüber?« Er nickte und starrte ins Leere. »Worüber denke ich schon nach. Mir will das Bild einfach nicht aus dem Kopf, dieses verdammte Gemälde.«
»Ich kenne es, weil ich es schon in Germany gesehen habe. In einem kleinen Dorf im Spessart.«
»Welche Bedeutung hat es?«
»Sorry, da bin ich überfragt. Reva hat Mallmann gemalt, mehr weiß ich auch nicht.«
»Ohne Grund hat sie das bestimmt nicht getan.« Marek ballte die Hand zur Faust. »Weißt du was, John? Ich kann es in meiner Nähe nicht ertragen. Ich will es zerstören.« Jetzt horchte auch Suko auf.
»Wie denn? Willst du es verbrennen?«
»Nein.« Marek lachte hart auf. Er hielt uns den Eichenpflock vor die Nase. »Ich will ihn pfählen, versteht ihr? Ich will die Spitze durch seine Brust oder seinen Kopf rammen.«
Ich hob einen Arm. »Es ist ein Gemälde, denk daran.«
»Na und?«
»Es lebt nicht.«
Marek knetete seine Wangen. »Da wäre ich mir nicht so sicher, John.«
Als ich widersprechen wollte, redete er schnell weiter. »John, ich habe davorgestanden. Ich habe mir das Gemälde angeschaut, und ich habe so etwas wie einen Schauer gespürt, der mich traf.«
»Das mußt du mir erklären.«
Auch Suko lauschte gespannt auf die Antwort des Pfählers. »Ich kann euch nichts Genaues sagen. Möglicherweise - darüber habe ich nachgedacht - ist eine bestimmte Farbe genommen worden.«
»Ölfarbe.«
Marek lächelte. »Das streite ich nicht ab. Man könnte dieser Farbe noch etwas zugesetzt haben.«
»Und was?«
Marek feuchtete mit der Zungenspitze seine Lippen an. »Kann es sich dabei um das alte Blut gehandelt haben?«
Nein, schockiert waren wir nicht. Suko und ich schauten uns nur an. Ziemlich staunend, auch fragend, aber es wagte keiner, den Kopf zu schütteln und die Frage grundsätzlich zu verneinen.
»Hast du einen Beweis?«
»Nein, Suko. Du kennst mich. Es war einfach das Gefühl, als ich vor dem Bild stand. Ich stoppte meine Schritte, schaute mir das Gemälde an und merkte, daß es sein mußte. Es floß wie Strom durch meinen Körper. In diesem Gemälde steckt ein gefährlicher Rest, ich würde sagen, auch ein Erbe. Das alte Blut stammt aus meiner Heimat. Es ist einmal in den Körpern von Vlads Opfern geflossen. Man hat es verwahrt, bestimmt nicht ohne Grund.«
»Dann versuche es!« sagte der
Weitere Kostenlose Bücher