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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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baldige Reaktion auf dein Interview, aber ich weiß nicht, was genau sie vorhaben – sie wollen dich noch ein bisschen länger zappeln lassen. Ich weiß allerdings, dass sie es vorziehen würden, dich in deiner eigenen Kathedrale zu erledigen. Sie fanden das nur angemessen. Wenn du den Ball flach hältst, könntest du fürs Erste davonkommen.«
    Raziel nickte und hoffte grimmig, dass sie recht hatte. Bevor sich dem Konzil die Gelegenheit böte, ihn sich persönlich vorzuknöpfen, würde das Blatt sich gewendet haben.
    »Sie sind momentan sowieso ziemlich stark mit ihren eigenen Plänen beschäftigt«, fügte Charmeine hinzu.
    Raziels Bürosessel quietschte, als er sich stirnrunzelnd zurücklehnte und sich an die Bilder erinnerte, die er in ihren Gedanken gesehen hatte. »Sie halten daran fest?«
    Sie lachte kurz auf. »Warst du kürzlich mal in Mexico City? Die Engel hier sind nicht gerade ein Aushängeschild in Sachen Anstand und Schicklichkeit. Die Zwölf machen sich größere Sorgen um unsere ›niederen Instinkte‹ als je zuvor. Sie werden ihre Energie zunächst mit dieser Stadt verbinden und die Situation beruhigen, bevor sie auch die anderen Orte auf der Welt miteinbeziehen, wo die Dinge ihrer Ansicht nach außer Kontrolle geraten sind.«
    Raziel richtete seinen Blick auf ein Gemälde an der Wand. Wenn sich die Energie der Zwölf mit der von Mexico City verbände und die Zwölf vernichtet würden … innerlich hob er ungerührt die Schultern. Na und? Die mexikanische Hauptstadt würde bestimmt nicht unbeschadet davonkommen. Vielleicht würde sie sogar in Schutt und Asche gelegt. Und was mit den anderen »Engel-Brennpunkten« in aller Welt passierte, wer wusste das schon? Die Art von weiträumiger Energiearbeit, die das Konzil plante, würde nicht umgehend Wirkung zeigen. Vielleicht würde die Zeit nicht ausreichen, damit sie voll zum Tragen käme. Glücklicherweise vermehrten sich die Menschen mit einem derartigen Tempo, dass ein Engpass in der Nahrungsmittelversorgung der Engel so oder so kein Thema war.
    Dass Charmeine dieselben Schlussfolgerungen zog, konnte er beinahe hören. »Auf jeden Fall müssen wir die neuen Informationen an deine kleine Gangsterbande weitergeben«, sagte sie. »Und diesmal können wir nicht schon wieder jemanden nehmen, der dem Konzil so nahesteht. Ich habe Luis nur ganz knapp noch rechtzeitig erwischt. Soll ich sie ihnen einfach selbst zukommen lassen?«
    »Sie können Auren sehen«, gab Raziel zu bedenken.
    »Na und? Ich kann mich als eine Abtrünnige ausgeben. Sie waren doch ganz dicke mit Nate, oder nicht? Ich setze einfach meine scheinheiligste Unschuldsmiene auf.«
    Raziel spielte mit einem silbernen Kugelschreiber herum, während er sich ihren Vorschlag durch den Kopf gehen ließ. Obwohl sämtliche Engel von der Massenhinrichtung der Abtrünnigen wussten, hatten die Engelkiller davon nichts mitbekommen. Und aus Willows Gedanken hatte er erfahren, dass Kylar früher einmal gehofft hatte, sich mit ihnen zu verbünden. Trotz alledem war ihm nicht ganz wohl bei dem Gedanken, denn er erinnerte sich daran, wie der junge Killer einfach den Befehl verweigert hatte, als er den Auftrag erhalten hatte, Willow zu erschießen.
    »Nein«, beschloss er. »Kylar könnte zu misstrauisch werden -und das Letzte, was wir brauchen, ist, dass er anfangt herumzuschnüffeln. Wir müssen einen Weg finden, ihm die Information so unterzujubeln, dass er sie für vertrauenswürdig hält.« Ihm fiel die E-Mail ein, die er bekommen hatte, und er holte sie wieder auf den Schirm. Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
    »Ich hätte da eventuell eine Idee«, sagte er. »Überlass das mir.«
    »Warte nicht zu lange«, mahnte Charmeine. Er konnte hören, wie sehr sie unter Druck stand. »Es macht mich nervös, so ganz ohne Plan dazustehen. Ich melde mich, sowie ich mich wieder davonschleichen kann.«
    Nachdem sie aufgelegt hatten, schrieb Raziel mehrere Mails, ein paar davon von anonymen E-Mail-Konten. Schließlich brachte er auch die letzte mit einem Klick auf den Weg und war sehr zufrieden mit sich. Ein oder zwei Wochen, länger würde es nicht dauern, dessen war er sich sicher – dem Köder, den er gerade ausgeworfen hatte, würde sie unmöglich widerstehen können. Und wenn sie erst mal in Mexico City war, würde sie die perfekte Kontaktperson zwischen ihnen selbst und Kylar sein. Auch wenn sie glauben würde, dort eine vollkommen andere, wesentlich weniger entbehrliche Rolle zu

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