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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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Wochen war sie beinahe noch genauso bezaubernd wie davor – obwohl sie dieser Tage müder aussah und von einem quälenden Husten geplagt wurde. Gleichmütig setzte sich Raziel an seinen Schreibtisch. Vielleicht war die Zeit schon bald reif für eine neue Assistentin.
    Immer noch kein Wort von Charmeine. Nach einem weiteren unruhigen Blick auf sein Handy warf Raziel es zur Seite und rief seine E-Mails auf.
    Angesichts einer der Betreffzeilen legte sich seine Stirn in Falten: Etwas, das Sie wissen sollten. Als er die Nachricht überflog, schossen seine Augenbrauen in die Höhe. Also, das war interessant. Die Mail stammte von dem Wachmann, der bei der Ankunft der Zweiten Welle am Hintereingang der Kathedrale postiert gewesen war. Nachdenklich betrachtete Raziel die Worte auf dem Bildschirm.
    … Sie hat Willow Fields am Tag des Anschlags begleitet. Auch wenn ihre Haare anders waren, bin ich mir sicher, dass sie es war. Sie hat mir heute Morgen eine Dienstmarke gezeigt und dann hat sie angefangen, mich über diesen Terroristenjungen auszufragen, der damals reingerannt kam. Sie war ganz wild darauf ihn zu finden. Sie hat mir eine Karte gegeben und gesagt, ich solle mich melden, wenn mir einfallt, wo er sein könnte. Jederzeit, Tag oder Nacht. Ich habe der Polizei noch nichts gesagt. Mir ist einfach wohler dabei, mich mit dieser Information an einen Engel zu wenden …
    Das Handy auf seinem Schreibtisch fing an zu vibrieren. Charmeine. Raziel riss es an sich. »Was ist los?«, fragte er.
    »Mir geht’s gut, danke der Nachfrage«, sagte Charmeines Stimme, sie klang erschöpft. »Ich bin in Mexico City. Ich weiß nicht, ob du es schon von deinen Kontaktleuten erfahren hast oder nicht, aber das Konzil ist vorzeitig hierhergekommen, fast ohne jede Vorwarnung.«
    Raziel sah davon ab, ihre Annahme zu korrigieren, dass seine Kommunikation mit den Engelkillern auf Beidseitigkeit beruhte. »Das weiß ich bereits seit zwei Tagen!«, knirschte er. »Ich bin schier wahnsinnig geworden, während ich darauf gewartet habe, dass du dich meldest – was ist passiert? Haben sie herausgefunden, dass es eine undichte Stelle gab?«
    Sie seufzte. »Ja – unser niedlicher kleiner Luis. Hat sich bei einer Sekretärin verplappert, wie neugierig seine Freundin auf das Konzil ist und dass er versprochen hat, ihr und ein paar Freunden eine Privataudienz zu vermitteln.«
    Raziel stöhnte laut auf. Als er an das ernsthafte Gesicht dachte, das er in Charmeines Gedanken gesehen hatte, konnte er es sich gut vorstellen. Die Warnung, niemandem von Kara zu erzählen, musste seit seiner letzten Begegnung mit Charmeine ihre Wirkung verloren haben. Oder der Bursche war durch das Angelburn-Syndrom so durcheinander, dass er schlichtweg vergessen hatte, dass er die Klappe halten sollte.
    »Tja, wie auch immer. Die Frau hat es jedenfalls dem Priester erzählt und der ist schnurstracks zum Konzil marschiert«, fuhr Charmeine fort. »Anscheinend hatten sie sich schon die ganze Zeit einen Notfallplan zurechtgelegt, auf den sie jetzt sicherheitshalber zurückgegriffen haben.«
    »Die Zwölf haben Luis aber nicht in die Finger bekommen, oder?«, erkundigte Raziel sich argwöhnisch.
    »Nein. Glaubst du, ich könnte sonst noch mit dir reden? Er ist übers Wochenende weggefahren, um seine Familie zu besuchen. Bis sie das herausbekommen haben, hatte ich ihn mir schon geschnappt.«
    Erleichtert sackten Raziels Schultern nach unten. Wäre Luis dem Konzil übergeben worden, hätten sie in Sekundenschnelle alles gewusst. »Und was hast du mit ihm gemacht?«
    Sie schnaubte. »Was glaubst du denn? Ich hatte nicht vor, mir ein Schoßhündchen zuzulegen.«
    Er nickte vor sich hin. Bisweilen konnte Charmeine einem den letzten Nerv rauben, aber wenn es darauf ankam, schreckte sie vor nichts zurück. Irgendetwas an ihrem Tonfall beunruhigte ihn trotzdem. »Du bist doch in Ordnung, oder?«, fragte er unvermittelt.
    Charmeine seufzte. »Ich denke schon. Nur … es ist nicht leicht, Raz. Sie wühlen beinahe täglich in meinen Gedanken herum, um sicherzugehen, dass ich weiterhin gefügig bin. Sie in Schach zu halten und so zu tun, als wäre alles in Ordnung, zehrt an meinen Kräften. Aber keine Sorge, ich stehe das durch. Es sind ja nur noch ein paar Wochen.«
    »Habe ich denn noch ein paar Wochen?«, fragte er unverblümt. »Oder werden sie mich sowieso da runterzitieren und exekutieren?«
    Es gab eine Pause. »Ich weiß es nicht«, sagte Charmeine irgendwann. »Sie planen eine

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