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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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gehalten hatten, so wie es aussah. Zu guter Letzt ging ich ins Fernsehzimmer. Bis auf Seb waren alle bereits versammelt. Doch dann wurde mir das Herz schwer, als ich feststellte, dass nicht alle da waren: Kara fehlte. Natürlich, sie war mit Alex zur Kathedrale gegangen. Bei dem Gedanken, dass die beiden allein unterwegs waren, und was sie zu ihm sagen würde, verkrampften sich meine Muskeln.
    Bei meinem Eintritt war es still im Raum geworden. Sam funkelte mich an und die anderen sahen auch nicht viel freundlicher aus. Ich versuchte, sie gar nicht zu beachten, hockte mich auf den Fußschemel und nippte weiter an meinem Kaffee. Der Fernseher lief. Ich verstand nicht, was gesagt wurde, aber offensichtlich ging es wieder einmal um die Aktivisten und die Gläubigen. Hunderte von Menschen; Schilder, die hin und her geschwenkt wurden; wildes Geschrei auf Spanisch.
    »Solltest du nicht bei Seb sein?«, fragte Liz. Ich blickte auf. Sie beobachtete mich, ihre scharfen Gesichtszüge waren hart. »Ich dachte, du sollst dein Aurazeug üben.«
    »Wir üben heute draußen«, sagte Seb, der im Türrahmen aufgetaucht war. Er trug ausgeblichene Jeans und seinen blauen Pullover, unter dessen Kragen ein weißes T-Shirt hervorlugte. Er nickte mir zu. »Bist du so weit?«
    Erleichterung. Es war nicht abgesprochen, dass wir nach draußen wollten, aber es klang himmlisch. Ich würde an der Atmosphäre ersticken, wenn ich den ganzen Tag im Haus bleiben müsste. Ich stellte meinen Kaffee hin und rappelte mich hoch. »Ja, ich hole nur noch mein Sweatshirt.«
    Er hielt es hoch, und ich hätte ihn am liebsten umarmt. »Wann kommt Alex zurück?«, fragte er die anderen, während ich mich zu ihm gesellte.
    Zur Abwechslung saß Brendan einmal nahezu reglos da und starrte wie versteinert auf den Bildschirm. »So gegen drei, hat er gesagt.«
    »Da habt ihr zwei ja jede Menge Zeit füreinander«, näselte Sam. Sein muskulöser Körper hatte sich auf dem Sofa breitgemacht. Er warf uns einen kurzen Blick zu. »Lauft bloß nicht wieder weg.«
    Ich erstarrte, beschloss aber, nicht zu antworten. »Weißt du, ich kenne alle deine Geheimnisse«, sagte Seb freundlich zu ihm, als wir uns zum Gehen anschickten. Und nichts, gar nichts in diesem Moment war witzig … aber der alarmierte, schuldbewusste Ausdruck auf Sams Gesicht war unbezahlbar.
    Es war ein strahlend sonniger Tag mit einer milden Brise. Ich verwandelte die Farbe meiner Aura in ein stumpfes lebloses Grau und zog mir mein Kapuzensweatshirt über. Als Seb und ich losgingen, holte ich mein Handy heraus und schickte Alex, ohne darüber nachzudenken, eine schnelle SMS: Tut mir leid, dass wir gestritten haben. Müssen dringend reden. Ich liebe dich.
    Es kam keine Antwort.
    Seb und ich gingen mehrere Blocks die Straße hinunter. Die schäbigen Geschäfte um uns herum wurden von Kaufhäusern abgelöst. Die gediegenen alten Steingebäude hatten große Schaufenster und an ihren Fassaden prangten helle Schilder. Die Bürgersteige belebten sich und wimmelten vor Menschen. Engelsflügel aus Satin, Aktentaschen, Tüten voller morgendlicher Einkäufe. Ich umklammerte das Telefon. Alle paar Sekunden schaute ich es an und langsam starb mein Herz in meiner Brust.
    Schließlich nahm Seb mir das Handy sanft aus der Hand und steckte es in seine Hosentasche. »Ich sag dir Bescheid, wenn es klingelt oder eine SMS kommt«, sagte er. »Los jetzt, hast du Hunger? Lass uns frühstücken gehen.«
    Nie im Leben hatte ich weniger Hunger gehabt. »Nein, danke«, sagte ich abwesend.
    Er achtete nicht auf mich und dirigierte mich zu einem Straßenhändler, der Tamales verkaufte. Ich sah Dampf von dem metallenen Kochkarren aufsteigen. »Du hast gestern Abend schon nichts gegessen«, sagte er. »Und selbst wenn du nicht hungrig bist, mir knurrt jedenfalls der Magen. Du kannst mir Gesellschaft leisten, ja? Und dann zeige ich dir el DF. Du hast dir die Stadt ja noch gar nicht richtig angeschaut, seit du hier bist.«
    Ich rang mir ein blasses Lächeln ab. »Du hasst Mexico City.« Er zuckte die Schultern, während wir an dem Tamale-Stand warteten. »Es gibt ein paar nette Ecken. Einzige Regel: Du darfst nicht fragen, ob du eine SMS hast, okay? Ich sag dir Bescheid, versprochen. Aber jetzt denk mal an was anderes.«
    Dem Himmel sei Dank, dass Seb an diesem Tag bei mir war. Wäre er nicht gewesen, wäre ich ganz langsam durchgedreht, während ich auf eine Nachricht von Alex wartete. Stattdessen zeigte er mir alles Mögliche, vom dem er

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