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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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abgesehen, der wichtigste Mensch in meinem Leben war. Sprache ist manchmal einfach zu blöd.
    »Okay«, sagte Kara und betrachtete ihre Nägel. »War ja nur ’ne Frage. Alex scheint das nämlich zu glauben. Und … gerade warst du über eine Stunde lang allein mit Seb in diesem Zimmer. Da bekommt man schon mal einen falschen Eindruck, weißt du?«
    Ich versuchte zu ignorieren, was sie über Alex gesagt hatte, obwohl ich das Gefühl hatte, mein Herz wäre eben von einer Klippe gestoßen worden. »Dir fallt es möglicherweise schwer, das zu glauben, aber es soll tatsächlich vorkommen, dass zwei Freunde sich im selben Zimmer aufhalten, ohne dass etwas passiert«, gab ich zurück.
    Sie hob übertrieben demonstrativ die Schultern. »Hör mal, mir ist es vollkommen schnuppe, was du machst. Aber das eine sag ich dir – Alex kann diese Art von Stress im Moment überhaupt nicht gebrauchen. Es wäre also schön, wenn du dich entscheiden könntest, welchen von beiden du haben willst.«
    »Das habe ich bereits«, fauchte ich. Wütend zerrte ich mir mein Top über den Kopf und verspürte eine kindische Genugtuung darüber, dass ich in den letzten Wochen Sport getrieben hatte und selber durchtrainierter aussah. »Pass mal auf, meinst du, ich weiß nicht, dass du ein Auge auf Alex geworfen hast? Das war ja wohl vom ersten Tag an offensichtlich.«
    Sie nickte langsam und beobachtete mich. »Und weißt du auch, dass das auf Gegenseitigkeit beruht?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde gefror mir das Blut in den Adern, dann gewann ich meine Fassung wieder und lachte laut auf. »Das ist eine Lüge. Ich kann Gedanken lesen, schon vergessen?«
    »Okay. Und was verraten dir deine übernatürlichen Talente über seine erste große Liebe? Oder seinen ersten Kuss?«
    Ich stand da, in Jeans und BH, und gaffte sie an, wie eine Kuh bei Gewitter.
    »Alex ist schon seit Jahren in mich verknallt«, sagte sie. Sie sprach betont langsam, als könne ich ihre Worte nur begreifen, wenn sie sich möglichst einfach ausdrückte. »Ich habe ihn immer wieder mal dabei erwischt, wie er mich ansah und dann wurde er rot – das war richtig süß. Und jetzt, wo er älter ist … tja, ich glaube schon, dass da was sein könnte.« Sie löste sich von der Tür, rank und geschmeidig wie eine Raubkatze. »Weißt du, wenn ich das Gefühl hätte, er wäre glücklich, würde ich niemals versuchen, mich in seine Beziehung zu mischen. Aber das hier? Mit dir? Nee.« Sie schüttelte ihren kurz geschorenen Kopf. »Du machst ihn nicht glücklich, Willow. Du spielst Psychospielchen mit ihm – du und dieser andere Halbengel. Gott, warum flattert ihr nicht einfach zusammen eurer Wege und lasst Alex in Ruhe? Der hat schließlich schon genug anderes im Kopf!«
    Meine Gedanken wirbelten herum wie in einem Orkan. »Ich spiele keine Psychospielchen«, sagte ich mit gesenkter Stimme, die seltsamerweise nicht zitterte. »Ich liebe Alex, nicht Seb. Ist das wirklich so schwer zu begreifen?«
    Kara schnaubte und wandte sich ab. »Anscheinend«, erwiderte sie kalt. »Denn du bekommst deine Gefühle ja noch nicht mal selbst auf die Reihe.«
    Als ich am nächsten Morgen aufwachte, war Alex schon weg. Ich hatte vorgehabt, ihn allein abzupassen, damit wir noch einmal über alles sprechen konnten, dieses Mal in Ruhe. Aber sowie ich nach unten kam, wusste ich, dass er nicht da war. Das Haus fühlte sich irgendwie leer an, und das, obwohl es voller Menschen war. Ich machte mir einen Becher ekelhaften Instantkaffee und trank ihn langsam in der Küche, während ich versuchte, den Umstand zu verdauen, dass er weggegangen war, ohne mir Bescheid zu sagen. Das schien das Ganze noch stärker zu besiegeln, als seine letzte bissige Bemerkung vom Tag zuvor – Genieß deine Freundschaft mit Seb, Willow.
    Trish kam herein, die Haare noch feucht von ihrer morgendlichen Dusche. Als sie mich sah, erstarrte sie. »Ahm … wo ist Alex?«, fragte ich. Ich wurde rot, weil ich die Frage überhaupt stellen musste.
    »Er ist wieder zur Kathedrale gegangen« Sie schob sich an mir vorbei zu dem Laib Brot, der auf der Arbeitsplatte lag. Während sie ein paar Scheiben in den Toaster steckte, beobachtete sie mich angespannt aus den Augenwinkeln. »Also … habt ihr beide euch getrennt, oder was?«
    »Nein«, sagte ich knapp und marschierte aus der Küche.
    Ich wollte Seb suchen, war mir aber bewusst, was die anderen jetzt davon halten würden, wenn sie uns zusammen sähen. Korrektur: Was sie schon die ganze Zeit davon

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