Hueter der Daemmerung
überwiegend wirkte sein Blick so, als sei ich ein Teammitglied, dem er Instruktionen erteilte. Ich nickte und versuchte mich auf das, was gesagt wurde, zu konzentrieren, anstatt auf meine verkrampften Muskeln. Jedes Wort, jede Geste von Alex war eine Bestätigung: Sein Handy war nicht ausgeschaltet gewesen, und meine Nachricht war nicht einfach irgendwo im Äther verschwunden.
»Ich werde bei dir und Seb sitzen. Wenn ihr nach vorne geht, komme ich mit«, fuhr Alex fort. »Und wenn du den Segen empfängst, werde ich neben dir stehen, Willow. Ich stelle mich darauf ein, euch nötigenfalls zu verteidigen. Seb, ich werde dir eine Waffe geben. Aber ich möchte, dass du heute und morgen den ganzen Tag damit trainierst.«
»Alles klar«, entgegnete Seb mit ebenso unbeteiligter Stimme. Obwohl wir nicht direkt nebeneinanderstanden, berührten sich die Ränder unserer Auren und ich konnte seinen Ärger auf Alex spüren, der in ihm simmerte.
»Das betrifft dich doch nicht weiter, oder Willow?«, sprach Alex weiter. »Du kannst dein Aura-Training inzwischen allein absolvieren, richtig?«
Obwohl auch dieser Satz nach einer versteckten Bedeutung klang, blieb sein Ton emotionslos. Ich räusperte mich. »Ja, ich glaube, ich hab den Bogen jetzt raus. Eigentlich sollte ich vielleicht auch lieber ein wenig Schießen üben.« Mir war siedend heiß bewusst, dass das restliche Team alles beobachtete und was das Gesprächsthema Nummer eins des heutigen Tages gewesen sein musste, nachdem Seb und ich morgens das Haus verlassen hatten. Karas braune Augen glitten distanziert über mich hinweg, ihre Miene war undurchdringlich.
»Bitte, wenn du es für nötig hältst«, sagte Alex. »Mach aber trotzdem mit deinem Aura-Training weiter, vielleicht teilst du deine Zeit zwischen beidem auf.« Er wandte sich wieder dem Grundriss zu und streckte einen Finger aus. »Sam, ich möchte, dass du zusammen mit Trish hier Stellung beziehst, ungefähr fünf Reihen weiter hinten. Sucht euch Plätze am Gang, falls möglich. Kara, dich will ich, wie besprochen, in der ersten Reihe haben, oder wenigstens so dicht dran, wie es geht. Wesley, Brendan und Liz …«
Ich starrte auf den Plan und schaltete ab. Als Seb und ich nach Hause gekommen waren, war Alex schon wieder da gewesen. Er hatte zusammen mit den anderen im Fernsehzimmer gesessen und Nachrichten geguckt. Es gab eine Sondersendung über die Menschenrechtsaktivisten, die für den nächsten Tag eine Kundgebung planten, die mit dem Festgottesdienst in der Kathedrale zusammenfallen sollte. Allerdings schien niemand sonderlich aufmerksam zuzuhören. Vielmehr hatte ich das schreckliche Gefühl, dass alle auf uns gewartet hatten … und das noch viel schrecklichere Gefühl, dass es Alex nicht überraschte, dass ich den ganzen Tag mit Seb unterwegs gewesen war. Er hatte mich kühl begrüßt, ohne vom Sofa aufzustehen, wo er zusammen mit Kara und Sam saß. Es war mir unmöglich erschienen, ihn unter den starren Blicken der anderen um ein paar Minuten unter vier Augen zu bitten.
Während ich Alex’ Hals über dem Kragen seines T-Shirts betrachtete, packte mich der Zorn. War er tatsächlich gewillt, alles, was wir gehabt hatten, derart leichtfertig wegzuwerfen? Wie konnten zwei Menschen, die sich so sehr liebten, nur derart lausig miteinander kommunizieren? Und das, wenn einer von ihnen sogar Gedanken lesen konnte?
»Okay, ich glaube, das war’s, was den Plan angeht«, verkündete Alex und warf den Stift hin, den er in der Hand gehabt hatte. »Aber ich habe euch noch etwas mitzuteilen.« Er atmete tief aus und ließ seinen Blick um den Tisch wandern. »Viele von euch haben gehört, wie Willow und ich uns gestern Abend wegen Seb gestritten haben.«
Das hatte ich nicht erwartet. Ich erstarrte und meine Kehle wurde trocken.
Das Team wurde mucksmäuschenstill.
Ich konnte spüren, wie Sebs Aura sich mir tröstend entgegenstreckte.
»Das war etwas Persönliches, das ausschließlich uns beide angeht«, fuhr Alex fort. »Das, worüber wir gestritten haben, hat mit dem Team nichts zu tun. Willow und Seb werden uns die Informationen zu den Sicherheitsvorkehrungen besorgen – das heißt, unser Leben liegt in ihren Händen. Was ich niemals zuließe, wenn ich ihnen nicht uneingeschränkt vertrauen würde.
Vergesst also, was ihr gehört habt. Es ist vollkommen irrelevant.«
Rund um den Tisch herrschte Schweigen. Karas Miene besagte, dass das wohl schwierig werden würde, doch sie nickte. »Das verstehen wir.« Ich
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