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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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sterben. »Nein«, sagte ich. »Alex, es tut mir wirklich leid, aber …«
    Er schaute von mir zu Seb und seine Augen wurden groß. »Nein«, flüsterte er. »Nein, unmöglich.«
    »Es tut mir leid«, sagte ich wieder. »Es ist einfach passiert.« Und weil ja tatsächlich etwas passiert war, errötete ich schuldbewusst. Ich machte es mir zunutze und sprach schnell weiter, bevor ich schwach werden konnte. »Letzte Nacht haben wir uns versteckt, und … irgendwie haben wir angefangen, uns zu küssen. Und dann hat eins zum anderen geführt, und …« Ich ließ den Satz in der Luft hängen, ich konnte ihn nicht beenden. Der starre Ausdruck auf Alex’ Gesicht – der fassungslose Schmerz, der qualvolle Unglaube – brachte mich um.
    »Hat eins zum anderen geführt«, wiederholte er.
    »Ja«, brachte ich mühsam heraus. »Du bedeutest mir immer noch etwas, aber … gegen das, was ich für ihn empfinde, bin ich einfach machtlos. Tut mir leid.«
    Langsam, wie ein betäubtes Tier, schüttelte er den Kopf. »Was soll das heißen? Willst du mir sagen, dass du und er …« Er bewegte sich fast schneller, als ich gucken konnte. Aber auf einmal hatte er Seb so heftig gegen die Wand geschleudert, dass der Aufprall in der Küche widerhallte. Er spie ihm etwas auf Spanisch ins Gesicht, die Muskeln an seinen Armen waren hart wie Felsen. Seb rührte sich nicht vom Fleck, versuchte nicht, sich zu verteidigen.
    »Alex, nein!« Vergeblich zog ich ihn am Arm. »Bitte, hör auf damit! Ich kann nichts für meine Gefühle, so ist es nun mal!«
    Er und Seb waren nur Zentimeter voneinander entfernt. Alex’ Kiefer waren fest zusammengepresst, während er Seb fixierte. Endlich versetzte er ihm einen Stoß und ließ ihn los.
    »Nur damit ich das richtig verstehe«, sagte er. »Während ich die ganze Nacht lang die Straßen nach dir abgeklappert habe, in denen sich Leute gegenseitig die Köpfe eingeschlagen haben, und vor lauter Sorge, dass ich irgendwo deine Leiche finden könnte, schier verrückt geworden bin … haben du und Seb …« Er brach ab, als ein Muskel an seinem Kiefer zuckte. Schwer atmend wandte er sich ab und zerwühlte sich die Haare. Als er weitersprach, klangen seine Worte flach, leblos. »Okay, ich hab’s kapiert. Gut zu wissen. Herzlichen Dank, dass ihr hergekommen seid, um mir mitzuteilen, was für ein Trottel ich gewesen bin.«
    »Alex …« Ich war den Tränen nahe. Seb musste gespürt haben, dass ich schwach wurde. Er legte von hinten die Arme um mich und zog mich an seine Brust. Ich lehnte mich an ihn und legte meine Arme über seine, um zu verbergen, dass ich zitterte.
    »Ist schon gut, chiquita«, sagte er und küsste meinen Kopf. »Sorry, Mann«, fügte er an Alex gewandt hinzu. »So was passiert eben, weißt du.«
    Chiquita. Das spanische Wort für »Babe«, Alex’ Kosename für mich. Er erstarrte, seine Nasenflügel blähten sich, sodass ich eine Sekunde lang glaubte, er würde Seb einen Fausthieb verpassen, obwohl ich direkt vor ihm stand. »Nein«, fauchte er plötzlich. »Nein, ich werde nicht hier stehen und …«
    Er packte mich an den Schultern und riss mich von Seb weg. Seine Hände schlossen sich fest um meine Arme. »Schau mir in die Augen, Willow«, forderte er. »Schau mir in die Augen und sag mir, dass du mich nicht ebenso sehr liebst, wie ich dich. Ich glaube es nicht … Es ist mir schnurzpiepegal, was du mit ihm gemacht hast, ich glaub es einfach nicht …«
    Ich liebte ihn dermaßen, dass er es in meinem Gesicht erkennen musste. Selbst durch meine Kleidung hindurch musste er spüren, wie meine Liebe zu ihm in mir loderte. In einer Sekunde würde ich mit der Wahrheit herausplatzen. Dann würde Alex mit mir diskutieren, würde mir sagen, dass seine krank aussehende Aura nicht das Geringste mit mir zu tun hätte -dass seine Migräneanfälle lediglich Zufall waren. Ein zweites Mal würde ich ihm nicht widerstehen können. Ich würde mich einfach für den Rest meines Lebens in seinen Armen verkriechen, so wie ich es jetzt jeden Moment tun würde.
    Und dann wären wir alle, und die ganze Welt, vielleicht verloren.
    Irgendwie, ganz tief in mir drinnen, fand ich die Kraft, Worte auszusprechen, derentwegen er mich für immer hassen würde. »Es stimmt aber«, sagte ich. »Ich habe es dir nie erzählt, aber in meinem Traum vom Konzil kam Seb auch vor. Ich habe von ihm geträumt, noch bevor ich ihn überhaupt getroffen habe. Deshalb wollte ich hierherkommen.«
    Langsam nahm Alex die Hände von meinen

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