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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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dachte er verblüfft. Hatten ihre Frequenz verringert, um sich sichtbar zu machen.
    Statt nach dem Telefon zu greifen, staunte der Wachmann mit offenem Mund das leuchtende Wesen an, das plötzlich vor ihm erschienen war und Ruhe und Freundlichkeit ausstrahlte. Willows Engel schleuderte ihm ihre telepathische Botschaft mit solcher Heftigkeit entgegen, dass sie sogar Alex noch erreichte: Lass sie durch. Es ist alles in Ordnung. Lass sie durch. Menschen, die Engeln begegneten, waren für Alex ein vertrauter Anblick, und der Wachmann starrte den Engel so ehrfürchtig an, wie die vielen Hundert vor ihm, die Alex schon gesehen hatte. Mit einem verwunderten Lächeln im Gesicht drückte er auf einen Knopf, während er weiterhin den Engel anschaute. Die Sicherheitsschranke öffnete sich, die Durchfahrtssperre dahinter versank im Boden.
    »Gracias«, sagte Alex hastig und gab Gas, bevor der Kerl wieder zur Vernunft kam.
    Die Ladezone war eine trüb beleuchtete Höhle. Sie parkten mit quietschenden Reifen und rannten, begleitet von Willows Engel, die kurze Betonrampe hoch, die zum Lastenaufzug führte. Jemand schob gerade eine leere Karre hinaus, und sie stürzten nach drinnen.
    Während der Fahrstuhl in den vierundfünfzigsten Stock hinaufsummte, schwiegen sie angespannt. Mit Mühe gelang es Alex, nicht zu den Überwachungskameras hinüberzusehen. Ein Seitenblick auf Willow zeigte ihm, wie sehr die Sache mit ihrem Engel sie erschöpft hatte, und kurz ärgerte er sich über Seb, der sie zwar besorgt musterte, aber dann einfach so dastand, ohne wenigstens den Arm um sie zu legen.
    Obwohl Willow nervös wirkte, war ihr Kinn energisch gereckt. Sie ist fest entschlossen, dabei zu sein. Sie liebt dich sehr.
    Als ihm die Worte wieder in den Sinn kamen, versteifte sich Alex und warf einen prüfenden Blick auf Willows Gesicht. Er merkte, dass er sie anstarrte und sah wieder weg. Reiß dich zusammen, dachte er. Dass Willow hier war, hatte nichts mehr mit ihm zu tun, sie liebte Seb.
    »Gibt es einen Plan?«, fragte Seb, als sich der Fahrstuhl der obersten Etage näherte. Er machte einen beinahe entspannten Eindruck, in seinen Augen stand kühle Entschlossenheit.
    Alex schüttelte den Kopf. Nach einem Blick auf sein Handy war ihm schmerzlich bewusst, dass ihre private Audienz in weniger als einer Minute beginnen sollte. »Schön wär’s. Folgt mir einfach, so schnell ihr könnt – ich weiß, wohin das Team unterwegs ist. Wir müssen sie erwischen, bevor sie reingehen.«
    Der Fahrstuhl hielt an, die Türen glitten auseinander. Ein paar Sekunden später waren sie im Treppenhaus und hetzten die Betonstufen hinauf. Die Zeit verlangsamte sich. Alex registrierte alles um sich herum mit überdeutlicher Schärfe: Willow vor ihm, deren kurze Haare auf und ab wippten, während sie rannte; die dünne Narbe auf Sebs Arm, in der sich das fluoreszierende Licht fing; das Adrenalin, das durch seine eigenen Adern pumpte.
    Sie erreichten den obersten Treppenabsatz. Alex tippte den Zugangscode ein, die Lampe sprang auf Grün und er stieß die Tür auf. Ein hohes Glasdach, ein flüchtiger Eindruck von Himmel und Wolken – dann sausten sie durch einen mit Teppich ausgelegten Korridor auf die feudale Feier zu.
    Um Punkt fünf nach drei nahm Raziel geschmeidig seine Engelsgestalt an und glitt mit weit ausgebreiteten Flügeln hinaus in den Nachmittag von Mexico City. Die Metropole mit ihren über zwanzig Millionen Einwohnern erstreckte sich in jeder Himmelsrichtung bis zum Horizont, der in weiter Ferne von niedrigen, violetten Bergen begrenzt wurde. Raziel konnte die unnatürliche Ruhe spüren, die wie eine besänftigende Decke über allem lag, seit das Konzil sich eingemischt hatte. Er ärgerte sich darüber, sodass er beinahe froh war, dass die Stadt in Kürze dem Erdboden gleichgemacht werden würde.
    Um die Kathedrale war es allerdings schade. Auf seinem Weg zum Torre Mayor flog er einmal um sie herum und bewunderte ihre verschnörkelte, uralte Fassade und den goldenen Engel, der seit Neuestem auf ihrer Spitze funkelte. Nachdem die Schäden, die die Randalierer in ihrem Inneren angerichtet hatten, erst einmal behoben gewesen wären, hätte sie wahrhaftig eine gebührende Andachtsstätte abgegeben. Trotzdem, es war höchst befriedigend, dass Tyrel ein solches Beutestück unter der Nase weggeschnappt werden würde.
    Pfui Raziel, wie missgünstig von dir, dachte er und kicherte in sich hinein, als er zum Torre Mayor weiterflog.
    Exakt um Viertel nach drei

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