Hueter der Daemmerung
Brownings, die keiner von ihnen gerne benutzte. Wenn er fürs Erste so tat, als würde er nach Karas Pfeife tanzen, könnte er möglicherweise an eine von ihnen herankommen.
Langsam griff er nach seiner Pistole und warf sie auf den Boden.
Kara ließ ihn nicht eine Sekunde lang aus den Augen. Ihr Unterarm lag immer noch erbarmungslos eng um Willows Hals. Sie nahm ihre Pistole in die andere Hand und drückte Willow den Lauf unter das Ohr. Dann beugte sie sich vor und schnappte sich Alex’ Pistole, die sie in ihren Hosenbund steckte.
»Gut«, sagte sie, als sie sich wieder aufrichtete. Willow rang nach Luft. »Und jetzt deinen VIP-Pass und die Schlüssel für den Geländewagen.«
Alex spannte die Muskeln an. Der Schrank stand ungefähr drei Meter weit weg. Wenn Karas Aufmerksamkeit auch nur für den Bruchteil einer Sekunde nachließe, würde er einen Versuch wagen. Er steckte die Hand in die Tasche. Seine Finger verharrten kurz auf dem, was darin steckte. Dann fielen auch Schlüssel und Karte klimpernd zu Boden.
»Du machst einen Fehler, Kara«, sagte er. »Raziel will den Tod des Konzils – und wenn sie getötet werden, könnten Millionen Menschen sterben.«
»Ist es das, was sie dir erzählt hat?« Karas Oberlippe kräuselte sich verächtlich. »Gott, du bist immer noch so verknallt in diese kleine Lügnerin, dass du nicht mehr klar denken kannst.« Ohne Vorwarnung stieß sie Willow durch die Kellertür. Er hörte Willow aufschreien.
Alex stürzte sich auf den Waffenschrank. Abgeschlossen. Oh verdammt, das war ja ganz was Neues. Er schoss auf die Kellertür zu. Dunkel war er sich des zunehmend heftigeren Kampfs in seinem Rücken bewusst. Sebs laute Rufe. Als er die offen stehende Tür erreichte, kam Kara herausgestürmt und schubste ihn hart gegen die Treppe. Er wirbelte zu ihr herum und versuchte, an ihre Waffe zu kommen. Aber im nächsten Augenblick war Seb in ihn hineingekracht und sie flogen beide die Treppe hinunter.
28
Alex rappelte sich auf und raste gerade die Treppe wieder hoch, als die Tür zuschlug. Er hörte den Riegel einrasten, trotzdem warf er sich gegen das unnachgiebige Holz. »Du machst einen Fehler!«, brüllte er. Er trommelte mit der Faust an die Tür. »Kara! Brich den Angriff ab, brich ihn ab!«
»Tut mir leid, Alex«, rief sie, ihre Stimme verklang bereits in der Ferne. »Aber glaub mir, eines Tages wirst du mir hierfür dankbar sein.« Das Geräusch der Haustür, die sich schloss, sickerte zu ihm herunter. Alex stieß einen verzweifelten unartikulierten Wutschrei aus und rammte erneut die Schulter gegen die Tür. Sie bebte, gab aber nicht nach.
»Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir die Tür nicht aufbrechen werden«, sagte eine ironische Stimme. Seb stand neben ihm und zog sein Springmesser aus der Hosentasche. Auf seiner geschwollenen Wange zeichnete sich bereits ein Bluterguss ab.
»Was? Du hattest die ganze Zeit ein Messer?«, fragte Alex.
Seb ließ die Klinge herausspringen und schob sie in den Spalt zwischen Tür und Wand. Er stocherte an dem Riegel herum und versuchte, ihn zurückzuschieben. »Du hattest eine Pistole -und dir wurde noch nicht mal die Fresse poliert«, versetzte er. »Wenigstens habe ich es geschafft, mein Messer zu behalten.«
Während das Messer hin und her kratzte und schabte, sah Alex zu Willow hinunter, die am Fuß der Treppe stand und sich am Geländer festhielt. Sie verzog ein wenig das Gesicht, als sie ihren Knöchel bewegte. Ihre Blicke trafen sich. »Alles okay?«, fragte Alex nach kurzem Zögern.
Sie nickte und trat probeweise auf. »Ja … schon. Sie hat mir nur einen richtig heftigen Stoß versetzt.«
Selbst jetzt war es Alex’ erster Impuls, zu ihr zu gehen und sie in den Arm zu nehmen. Aber das war nicht mehr seine Aufgabe – sondern Sebs. Er schaute weg.
Die Minuten dehnten sich. Seb fluchte leise, als die Klinge am Riegel abrutschte. Irgendwann schüttelte er den Kopf und fing an, stattdessen die Türangeln zu bearbeiten. Geschickt drehte er mit dem Messer die Schrauben heraus. »Oh Mann, das dauert doch ewig«, brummte Alex und strich sich die Haare zurück. Der Empfang würde bald beginnen und ihre Privataudienz war die erste. Ihnen blieb vielleicht noch eine Stunde, allerhöchstens. »Ich bin schon gespannt auf deine viel bessere Idee«, bemerkte Seb, ohne ihn anzusehen. Eine der Schrauben löste sich, es klimperte ganz leise, als er sie zur Seite warf. Nach einer gefühlten quälend langen halben Ewigkeit waren
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