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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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unbeschadet davonkommt. Aber …« Sie wurde blass. »Ich glaube es einfach nicht«, flüsterte sie. »Sie haben unter einem Dutzend Metropolen ihre Wurzeln in die Erde getrieben. Es besteht die Chance, dass diese noch nicht genug Zeit hatten, um ihre volle Wirkung zu entfalten. Aber es fühlt sich so an, als wären die Energie der Zwölf und die unserer Welt inzwischen ganz eng miteinander verwoben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das nicht überall ernste Konsequenzen haben wird.«
    Als ihnen nur noch etwas mehr als zehn Minuten blieben, näherten sie sich dem Torre Mayor. Anmutig gewölbt ragte seine grüne Glasfassade hinter den anderen Gebäuden in den Himmel, seine halbmondförmige Spitze funkelte. Als er in die Rio Atoyac einbog, fluchte Alex plötzlich.
    »Was ist?«, fragte Seb von hinten.
    Alex erklärte es ihm kurz angebunden. Sein ursprünglicher Plan, mit dessen Hilfe er das Team in die Ladezone hatte bringen wollen, basierte darauf, dass der weiße Van aussah wie eines der Lieferfahrzeuge – er hätte behauptet, eine Lieferung für eine Firma zu haben, die immer Ewigkeiten brauchte, bis sie jemanden herunterschickte, um den Lieferanten in den Fahrstuhl zu lassen.
    »Außerdem hätte ich das Ganze so getimt, dass es mit der täglichen Nachmittagslieferung von FedEx zusammengefallen wäre«, schloss er grimmig. »So hätten wir zusammen mit dem FedEx-Typ in den Aufzug kommen können.« Er trommelte auf das Lenkrad. Sie würden sich gewaltsam einen Weg bahnen müssen, vorbei an dem Wachmann. Bloß wie? Irgendwo über ihren Köpfen hockten Sicherheitsleute mit Argusaugen an ihren Bildschirmen – sie würden die Fahrstühle ruckzuck anhalten, sowie sie sahen, dass irgendwer mit einer Waffe herumfuchtelte.
    Willow warf ihm einen besorgten Blick zu, eine Sekunde lang schien zwischen ihnen alles wie immer zu sein. »Fahr an die Schranke und sag dem Wachmann, du hättest eine Lieferung«, sagte sie unvermittelt. »Ich glaube, ich habe eine Idee.«
    Seb schien zu spüren, was sie vorhatte. Im Rückspiegel sah Alex, dass ihm vor Überraschung die Kinnlade herunterfiel.
    »Willow! Ich bin mir nicht mal sicher, ob so was überhaupt geht – und außerdem hast du es noch nie probiert!«, brach es aus ihm heraus.
    »Einmal ist immer das erste Mal«, murmelte sie und fuhr sich durch ihre rotgoldenen Stachelhaare. »Und da du es schon mal erlebt hast, sollte es für uns kein Ding der Unmöglichkeit sein, es absichtlich hinzubekommen, oder? Theoretisch zumindest.«
    Diese Konversation, bei der die Hälfte der Worte fehlten, trug nicht zu Alex’ Beruhigung bei. Allerdings hatten sie nicht viel zu verlieren. Mittlerweile hatten sie den Lieferanteneingang beinahe erreicht. Über ihnen türmte sich das Gebäude auf. Er bog in die abgesperrte Zufahrt ein, hielt neben dem Wachhäuschen und setzte ein entspanntes Lächeln auf. »Buenos dias, Señor. Ich habe eine Lieferung für Ortega Graphics.«
    Der Wachmann runzelte die Stirn und ließ seinen Blick über den blauen Geländewagen wandern. Direkt hinter der Sicherheitsschranke befand sich eine Durchfahrtssperre, die sich quer über den Zufahrtsweg zog: ein riesiger Metallkeil, der vor ihnen aufragte wie eine massive Mauer. Unüberwindbar, bis der Wachmann sie im Boden versenken würde.
    »Ach ja?«, sagte er. »Und für welche Firma arbeitest du?« Alex nannte eine Firma, die des Öfteren etwas für Ortega anlieferte. In einem weißen Van, dem ihr Allradwagen so unähnlich war wie nur möglich. Ganz zu schweigen davon, dass er angezogen war wie für einen Kirchenbesuch, oder so.
    Er bemerkte, dass sich Willow neben ihm intensiv konzentrierte. Er wechselte die Bewusstseinsebene und sah, wie ihr Engel aus dem Wagen flatterte und unsichtbar neben dem Wachmann in der Luft schwebte, dessen Miene mittlerweile noch argwöhnischer geworden war. »Un momento, das muss ich mir bestätigen lassen.« Lieferungen für Ortega ließ er sich selten bestätigen – normalerweise winkte er die Fahrer einfach durch und gab dann Bescheid, damit jemand nach unten kam.
    Alex spürte, wie sich Willows menschlicher Körper vor Anstrengung anspannte. Und dann wurde ihr Engel langsam … greißarer. Es ließ sich nicht anders beschreiben. Er verwandelte sich, bis seine ätherische Lichtgestalt so feste Formen angenommen hatte, dass Alex meinte, nur die Hand ausstrecken zu müssen, um über einen seiner schimmernden Flügel streicheln zu können. Dasselbe hatten die Engel der Zweiten Welle getan,

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