Hueter der Daemmerung
war, die ihn zerstören würde. Er konnte spüren, wie sein Geist anfing, sich aufzubäumen. Die Zwölf verließen die Welt. Das konnte nicht sein. Ohne sie würden die Engel ihren Halt verlieren, für alle Zeiten.
Nur wenige Sekunden waren verstrichen und sieben von ihnen waren bereits verschwunden. Weiterhin fielen halblaute Pistolenschüsse. Erfüllt von dumpfer Verzweiflung glitt Raziel an der Wand herab und sah auf die glänzenden Splitter, die überall herumflogen. Was hatte er getan? Er konnte die Engel spüren, die sich, immer noch in ihrer himmlischen Gestalt, im Gebäude aufhielten – sie waren benommen, hatten Schmerzen, und die Ersten von ihnen starben bereits an dem Schock.
Kämpf dagegen an!, schrie er sich innerlich zu. Das ist nur eine Wahnvorstellung, eine vorübergehende Schwäche. Sobald die Zwölf verschwunden sind, bekomme ich genau das, was ich schon immer wollte.
Darauf konzentrierte er sich – und nur darauf-, während er mit den Zähnen knirschte. Irgendwie gelang es ihm, seinen Geist wieder an sich zu bringen, obwohl sein Körper immer noch gefangen war. Über seinem Kopf schlossen sich die verbleibenden fünf Erstgeformten zusammen und zischten simultan auf ihre Angreifer zu. Und als sie die AKs auch psychisch unter Beschuss nahmen, bemerkte Raziel mit düsterer Freude, dass ihre Macht bereits erheblich geschwächt war – denn die Fesseln, die sie ihm angelegt hatten, hatten sich soeben gelockert.
Alex jagte den Flur hinunter, Willow und Seb folgten ihm auf dem Fuß. Vor ihnen lag der hohe Saal, in dem der Empfang stattfand. Musik von einem Streichquartett schwebte durch die Luft und konkurrierte mit dem lauten Stimmengewirr der Gäste. Alex erhaschte einen schnellen Blick auf ein paar Engel, die sich zwar nährten, aber seltsam reglos wirkten. Ihre Opfer himmelten sie ehrfürchtig an.
Die AKs waren nirgends zu sehen, ihre Audienz beim Konzil musste bereits angefangen haben. Er zog seine Pistole, als sie beim Konferenzzimmer anlangten, und stieß die Tür auf.
Fünf Engel, strahlender als alle, die er jemals gesehen hatte, kämpften mit seinem Team. Verschwommene Lichtblitze, die sich zähnefletschend auf ihre menschlichen Angreifer stürzten. Nur vier AKs schossen. Alex blieb wie gelähmt stehen, als er sah, dass Trish mit tränenüberströmtem Gesicht wie eine Wilde an Wesleys Arm zerrte, der sich gegen sie wehrte. »Nicht schießen!«, schluchzte sie. »Wir dürfen das nicht, wir dürfen den Engeln nichts tun!«
Oh Gott, nein. Trish.
Kara und die anderen wirkten benommen, kämpften aber noch. Irgendwie schob Alex seine Gefühle beiseite. Aber jetzt ging ihm auf, dass er zwar die Waffe gezogen hatte, sie aber eigentlich nicht benutzen konnte, es sei denn, er wollte anfangen, auf sein Team zu schießen. Und das war völlig ausgeschlossen.
Jede Faser seines Körpers trieb ihn, seine Waffe auf die Engel zu richten, doch stattdessen warf er sich auf Kara und entriss ihr die Pistole. »Angriff einstellen!«, schrie er. »Feuer einstellen! SOFORT!«
»Nein!« Karas Gesicht war wutverzerrt, während sie gegen ihn ankämpfte. Mittlerweile waren Willows und Sebs Engel erschienen und fegten durch den Raum – einerseits fingen sie die Schüsse der Engeljäger ab, aber gleichzeitig schützten sie auch das Team vor dem Konzil. Alex sah, wie Willows Engel sich im Sturzflug zwischen Liz und einen Konzilengel drängte und, nun schon zum zweiten Mal, die Flügel über ihr ausbreitete.
Auf der anderen Seite des Raumes verschwand ein anderes Konzilmitglied in einer Fontäne aus Lichtfunken. Alex konnte nicht feststellen, wer ihn erwischt hatte. Die menschliche Willow drückte sich neben Seb an die Wand. Sie hatte ihre Pistole in der Hand, war sich aber offensichtlich ebenso wie er darüber klar, dass es nichts gab, was sie tun konnte. Wesley versuchte immer noch, sich die weinende Trish vom Leib zu halten. Als er erneut schoss, zuckte Sebs Engel in der Luft zusammen. Der menschliche Seb taumelte.
Flüchtig fiel Alex eine hellblonde Frau auf, die sich vom Fußboden aufrappelte. Mit einem kleinen zufriedenen Lächeln schaute sie sich im Zimmer um, bevor sie hinausschlüpfte. Dann landete Karas Faust beinahe einen Volltreffer und er vergaß die blonde Frau. Er schaffte es, Kara die Arme auf den Rücken zu drehen. Sie keuchte und weinte fast. »Sie hat dich verhext, Alex! Tu’s nicht!«
Er achtete nicht auf sie. »Angriff einstellen!«, brüllte er noch einmal. »Das ist genau das, was Raziel
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