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Hueter der Daemmerung

Hueter der Daemmerung

Titel: Hueter der Daemmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Weatherly
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mein Vater starb.
    Doch dann stieß ich einen Schrei aus, als der Boden unter unseren Füßen sich aufbäumte wie ein lebendiges Wesen. Von irgendwoher kam das Geräusch zerbrechenden Glases. Autoalarmanlagen heulten.
    Wieder bebte es … und urplötzlich brach ein dicker Energiestrang durch die Erdoberfläche.
    Er peitschte wild durch die Luft – beinahe unsichtbar, mehr zu spüren, als zu sehen – und fuhr mitten durch die kämpfenden Engel hindurch, sodass sie in alle Himmelsrichtungen davongeschleudert wurden. Dann kam der Rückschlag und einige Engel explodierten. Gänsehaut überzog meine Arme. Ich konnte nicht mehr erkennen, wer wer war – was passierte da oben?
    Alex hatte ebenfalls zugesehen. »Komm, nichts wie weg hier«, sagte er und rappelte sich auf. Er hielt mir die Hand hin. Ich wollte sie schon ergreifen, als es mir wieder einfiel. Gerade noch rechtzeitig zog ich meine Hand zurück. Ich durfte ihn nicht mehr berühren, keinesfalls – möglicherweise hatte ich ihm bereits noch mehr geschadet.
    »Tut mir leid«, murmelte ich beim Aufstehen.
    Alex sah gekränkt aus, seine Miene versteinerte. Er schaute zu Seb und den anderen hinüber, allem Anschein nach hatte Sam sich den Fuß verknackst. Er machte ein finsteres Gesicht, als Seb ihm aufhalf, und stützte sich schwer auf ihm ab.
    »Hier«, sagte Alex schroff und gab mir die Schlüssel. »Hol den Geländewagen, wir kommen nach, so schnell wir können.«
    Ich nickte und sehnte mich danach, ihm alles erklären zu können. Stattdessen drehte ich mich um und rannte. Der Torre Mayor war direkt neben uns. Die verbliebenen kämpfenden Engel über unseren Köpfen waren nur noch ein paar helle verschwommene Pünktchen. Schnelle Schritte holten mich ein und Liz tauchte an meiner Seite auf.
    »Das ist total übel«, schnaufte sie, als ein weiteres Rumpeln den Boden erzittern ließ. In der Nähe schepperten Mülltonnen. Ich konnte nicht antworten, eine beklemmende Unruhe hatte mich erfasst und ich rannte schneller, als ich je im Leben gerannt war.
    Wir bogen auf die Rio Atoyac ein. Der Wachmann hatte sein Häuschen verlassen. Wir tauchten unter der Schranke hindurch, dann kletterten wir die Durchfahrtssperre aus Metall hinauf und rutschten auf der anderen Seite wieder hinunter. Der Geländewagen war noch genau dort, wo wir ihn zurückgelassen hatten. Er sah eigentümlich normal aus, wie er da in der Ladezone stand.
    Liz sprang auf den Beifahrersitz, während ich bereits den Motor anließ. Ich kurbelte am Lenkrad, legte krachend den Rückwärtsgang ein – und starrte auf die Durchfahrsperre am Ende der Zufahrt. Aus diesem Blickwinkel sah sie aus wie eine steile Rampe, die direkt ins Nichts führte. Als wir von einer weiteren Erschütterung durchgerüttelt wurden, schickte ich in rasender Eile meinen Engel in das Wachhäuschen. Sie untersuchte die Knöpfe auf dem Bedienungsfeld, aber man brauchte einen Schlüssel, um sie zu betätigen – und der war nirgends in Sicht.
    »Was … was willst du jetzt machen?«, fragte Liz, als mein Engel hastig zurückkehrte. Plötzlich schossen mir die zahllosen Verfolgungsjagden aus meiner Lieblingsserie durch den Kopf. »Hmm … ich glaube, Anschnallen wäre eine gute Idee«, sagte ich grimmig und ließ meinen Sicherheitsgurt einrasten. Mein Mund war trocken. Die Rampe sah von Sekunde zu Sekunde steiler aus. Ich umklammerte das Lenkrad, holte tief Luft und fasste sie fest ins Auge.
    Liz legte ihren Sicherheitsgurt an, ihre blassen Wangen wurden noch blasser, als sie mir einen schnellen Blick zuwarf. »Willow, du willst doch nicht wirklich …«
    »Festhalten«, sagte ich – und drückte das Gaspedal durch.
    Als wir auf die Rampe trafen, fuhren wir fast fünfzig. Wir segelten durch die Luft und uns blieb fast das Herz stehen, aber dann hatten wir die Schranke überwunden. Mit den Vorderreifen zuerst krachten wir auf den Asphalt. Der Wagen bockte wie ein Wildpferd, wir wurden herumgeschleudert wie zwei Crashtest-Puppen. Irgendwie gelang es mir, ihn unter Kontrolle zu halten. Ich trat aufs Gaspedal und riss das Lenkrad herum. Wir schlingerten auf die Straße, und dann raste ich zurück in die Richtung, aus der wir vorhin gekommen waren.
    »Oh mein Gott, wir haben es tatsächlich geschafft!«, keuchte Liz. Zitternd atmete ich aus. Ich war direkt selbst überrascht.
    Alex und die anderen waren noch einen halben Block weit entfernt. Als ich neben ihnen anhielt, riss Alex die Autotür auf und er und Seb halfen Sam auf den Rücksitz.

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