Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
es eine nicht erkennbare Klappe gibt.«
»Aus irgendeinem Grund habe ich den Verdacht, daß es eine nicht erkennbare Klappe gibt, Ahira. Soll ich danach suchen?«
Deighton: »Von hinten hören Sie eine Stimme.«
»Schnell!« sagte Ahira. »Alle umdrehen! Barak, lockere dein Schwert – aber zieh es nicht. Aristobulus, mach dich fertig, einen Zauberspruch loszulassen – falls etwas Merkwürdiges passiert – schleudere ihn.«
»Welchen?«
»Blitz.« James Michael wußte, daß die neue Stimme Andreas Spielperson gehörte, die zur Gruppe stieß. Aber Ahira war ein mißtrauischer Typ, der das ja auch gar nicht wissen konnte. Am besten war man auf alles vorbereitet.
»Sie drehen sich jetzt um und sehen eine junge menschliche Frau, die die grauen Gewänder einer Zauberkundigen trägt. Nur zu!«
»Ich … ich soll jetzt sagen … « Andrea war unbehaglich zumute. James Michael fand sich damit ab, daß er es ziemlich schwer haben würde, sie in die richtige Stimmung für das Spiel zu versetzen.
Hakim/Slowotskis Baß ertönte: »Sprich für dich selbst! Bist du von einem Dämon besessen, Weibstück?«
»Weibstück? O nein. Ich bin nicht von einem Dämon besessen. Ich bin – hm – Lotana«, sagte sie und betonte nachdrücklich die zweite Silbe des Namens. »Und«, fügte sie leise und monoton hinzu, »das zahle ich dir heim, Karl Cullinane.«
Ist doch egal. Zurück zum Spiel.
»Sei gegrüßt, kleines Mädchen. Möchtest du vielleicht was Süßes naschen?«
»Barak!« fuhr Ahira dazwischen. »Wenn Einar Flinkfinger noch einmal das Maul aufreißt, stecke ihm ein Schwert zwischen die Lippen!«
»Mit Vergnügen.«
Einen neuen Spieler – eine neue Person, in die Gruppe einzuführen, war immer eine kitzlige Situation. Ahira hatte kein Bedürfnis, daß Flinkfinger die Sache noch schwieriger machte, nicht bei einer Novizin – einer in der Anwendung von Magie nicht sehr erfahrenen Person. »Lotana, wir sind eine Bande von Abenteurern und suchen … nach etwas, obwohl wir nicht so recht wissen, was es ist, noch nicht.«
Deighton: »Sie haben ein vages, unerklärliches Gefühl, daß das, was Sie suchen, etwas ist, das man das Tor zwischen Welten nennt.«
»Obwohl wir alle einen vagen Verdacht haben, daß wir nach dem Tor zwischen Welten suchen, was immer das auch sein mag. Möchtest du gern mit uns ziehen?«
»Sicher. Was wollt ihr mit diesen Kisten auf dem Berg machen?«
Dorias Stimme klang dem Weinen nahe. »Aufmachen, Dummerchen!«
»Na schön. Dann mache ich sie auf.«
»Nein! tu's nicht … «
»Als die erste Kiste geöffnet wird, sind Sie überwältigt von einem Ansturm von … «
James Michael konnte den Rest nicht mehr hören. Auf ihn stürmte Lärm ein, wie das unmöglich laute Aufheulen eines sich unmöglich nahe befindlichen Düsenflugzeugs. Beißender Rauch drang in seine Nase. Ein Hustenanfall zwang ihn auf die Knie, seine tränenden Augen schlossen sich völlig.
Er sprang im nassen Gras auf die Füße und griff automatisch nach der Axt, die auf seiner Brust festgebunden war. Mit zwei schnellen Rucken löste er die Riemen und nahm die Axt in seine beiden, groben, muskelbepackten Hände.
Muskelbepackten Hände?
Er öffnete die Augen.
Er stand auf dem Abhang eines Grashügels, ein Zwerg mit einer Axt in den Händen.
»Ach du lieber Gott.«
TEIL ZWEI
LUNDEYLL
Kapitel Drei
»Es ist kein Spiel mehr«
Ich weiß nicht, ob ich damals ein Mensch war, der träumte, ein Schmetterling zu sein, oder ob ich jetzt ein Schmetterling bin und träume, ein Mensch zu sein.
Tschang-Tsu
»Jason, wach auf!« James Michaels Stimme krächzte.
Jason Parker schüttelte die Hand von seiner Schulter und griff nach der Decke, um sie sich über den Kopf zu ziehen. Aber da war keine Decke.
»Soll ich's mal versuchen?« Die Stimmte gehörte Karl Cullinane, hatte sich aber verändert: ein tiefer, voller Bariton.
»Nein. Wir schaffen das schon. Geh du nur zurück zu deiner kleinen Freundin«, sagte Doria. »Vielleicht hat sie inzwischen ihren Heulkrampf überwunden.«
Jason öffnete mühsam ein Auge und blinzelte in das schmerzende, helle Sonnenlicht. Doria kniete neben ihm im Gras. Aber es war eigentlich nicht Doria. Sie war älter, hagerer. Die runden Gesichtszüge hatten sich in die klaren Linien einer Frau um die dreißig verwandelt. Und ihre Augen waren merkwürdig: Niemand hatte gelbe Iris.
Aber Doria hatte sie. Und das erschien … richtig, vertraut.
»Verdammt!« Jason fuhr hoch. Jetzt war
Weitere Kostenlose Bücher