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Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters

Titel: Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Rosenberg
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er völlig wach.
    Oder?
    Er saß im feuchten Morgengras. und trug ein nach Moschus riechendes Lederwams und vom Tau feucht gewordene, graue Wollbeinkleider. Rechts hing an seiner Seite ein Kurzschwert mit Elfenbeingriff in der Scheide. Ein Dolch mit Scheide war um seine Brust unter dem Wams festgebunden.
    Er faßte sich mit der rechten Hand ins Gesicht, um sich wachzuschlagen. All dies war wie in einem Alptraum von der schlimmsten Sorte.
    Er schlug daneben. Luft strich an seiner Wange vorbei. Daneben? Er schaute auf seinen Arm hinunter. Statt einer Hand am Ende seines dürren, von Altersflecken bedeckten Arms war da nur ein nackter, vernarbter Stumpf.
    Meine Hand … Die Welt wurde grau.
    James Michaels Stimme kam von hinten. »Nimm's nicht so schwer, Jason. Hole tief Luft! Aber du mußt dich zusammenreißen. Du bist der Vorletzte – wir können immer noch nicht Arist- … Ricky aufwecken.«
    Er hielt die Augen geschlossen. Eine schwere Hand packte ihn im Nacken und zog ihn nach vorne. Instinktiv riß er mit der linken Hand den Dolch heraus und stieß über die Schulter nach hinten …
    Da wurde sein Handgelenk so fest gepackt, daß er meinte, alle Knochen würden zerquetscht. Der Dolch wurde ihm aus den Fingern entwunden und fiel neben ihm zu Boden.
    »Versuche das nicht noch einmal!«
    »Nun mach es ihm etwas leichter, Ahira!« In Dorias Stimme lag eine Stärke, ein Selbstvertrauen, wie Jason es nie zuvor gehört hatte. »Für ihn wird es viel schlimmer als für dich.« Finger streichelten liebevoll sein Gesicht. »Wir müssen alles eben Schritt für Schritt nehmen.«
    »Vielleicht hast du recht; aber mir gefällt es überhaupt nicht. Aristobulus ist immer noch … «
    »Psst! Einen Schritt nach dem anderen.«
    Jason machte die Augen auf. Irgendwie paßte es, daß James Michael ein Zwerg war, ein Geschöpf mit breiten Schultern, einer großen, schiefen Nase und einem vorspringenden Kinn. Es waren aber immer noch James Michaels Augen, die ihn unter den schweren Brauen musterten.
    »Du bist Ahira.«
    »Stimmt.« Der Zwerg lächelte und strich sich mit der Hand über das Kettenhemd, das offen stand. »Wir sind hier – auf der anderen Seite.«
    »Auf der anderen Seite?«
    Ahira zuckte mit den Achseln. »Auf irgendeine Art und Weise … spielt im Augenblick keine Rolle. Aber, wenn ich Ahira bin, wer bist du?«
    Doria warf dem Zwerg einen wütenden Blick zu. Dann umschloß sie Jasons heile Hand mit beiden Händen. Sie trug ein langes, hochgeschlossenes Gewand, das um die Taille eng gegürtet war. »Ganz ruhig! Laß dich von ihm nicht hetzen!«
    Jason entriß ihr seine Hand und schlug auf Dorias Ärmel. Keine Einbuchtung zeichnete sich ab. Es war, als hätte man gegen eine Ziegelmauer geschlagen. »Es funktioniert.« Im Spiel hatte Doria von der Heilenden Hand ein solches Gewand gehabt, ein Zaubergewand.
    Doria lächelte Jason beruhigend an und schlenkerte mit dem Arm. Der eng gewobene Stoff flatterte. »Es ist genauso wie im Spiel. Von innen fühlt es sich wie Baumwolle an, aber nach außen hin ist es wie eine Brüstung. Genauso wie im Spiel.« Ihr Gesicht wurde ernst. »Wir haben uns alle in die Figuren im Spiel verwandelt, irgendwie.«
    »Das bedeutet, daß ich Flinkfinger bin.« An einem Riemen hing ein kleiner Lederbeutel von ihrem Gürtel herunter. Jason ließ den Kopf vorwärts rollen, als fiele er wieder in Ohnmacht. Seine Kopfbewegung lenkte Dorias Aufmerksamkeit ab, während er seine Hand über ihren Körper gleiten ließ und den Beutel so geschickt öffnete, daß der Riemen an ihrem Gürtel sich kaum bewegte. Er steckte zwei Finger hinein und fischte eine Münze heraus, die er in die Handfläche gleiten ließ. Dann schloß er mit leichtem Ruck den Beutel und verstaute mit geübtem Griff die Münze in einer Tasche innen in seinem Ärmel.
    Der Zeitaufwand betrug keine drei Sekunden. Es kam ihm so selbstverständlich vor, als hätte er es schon tausendmal vorher gemacht. Aber ich habe doch noch nie etwas gestohlen. Es ist … «
    »Netter Versuch, Jason.« Ahira schüttelte den Kopf. »Aber ich habe nur darauf gewartet. Gib es zurück!«
    »Worauf hast du gewartet?« Doria runzelte gereizt die Stirn. Also das war merkwürdig. Sie gab dem kleinen Krüppel doch immer nach.
    Oho! Er ist nicht mehr klein. Auch nicht ein Krüppel. Nur nicht sehr hochgewachsen. Der rotzfreche Dreckskerl hat offensichtlich einen Heidenspaß an der ganzen Sache.
    »Er hat dir gerade Geld aus dem Beutel geklaut.« Der Zwerg gluckste vor

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