Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
ansteckend. »Darf ich dreimal raten?«
»Nein. Du würdest es sowieso nicht erraten. In der Stadt – direkt in der Mitte der Stadt – ist die Große Bibliothek von Pandathaway. Ich zitiere Doc. › Die Große Bibliothek von Pandathaway ist im Vergleich zur Großen Bibliothek von Alexandria wie ein Breitschwert zu einem Obstmesser.«
Andrea kicherte. »Du meinst, daß sie riesig und umständlich ist und man damit keinen Apfel schälen kann.«
»Laß mich doch … «
»Halt die Klappe!« Ahira mußte mitlachen. »Was er sagen will, ist, daß es dort vielleicht eine Karte gibt, die uns zeigt, wo das Tor sich befindet.«
»Vielleicht? Wenn man etwas darüber weiß, dann dort. Es kommt mir jetzt komisch vor, wie er immer wieder darauf zurückgekommen ist. Ich dachte, Doc klopft sich selbst auf die Schulter.«
Aristobulus hatte still zugehört, sein Gesicht war ernst geblieben, den Kopf hatte er auf die Seite geneigt. »Vielleicht ist da noch etwas, was wir dringend brauchen.« Seine Handbewegung schloß ihn und Andrea ein. »Zauberbücher. Gebt mir ausreichend Zeit, und ich mache Kopien von … «
Ahira schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, wir haben dafür Zeit; aber vielleicht auch nicht. Überlege … «
»Ich überlege nichts! Hast du eine Idee, wie sich ein Magier ohne Zauberbücher vorkommt? Es ist, als wäre man ein … ein … «
»Ein Krüppel?« sagte Ahira leise, aber seine Hände hatten sich zu Fäusten geballt. »Ich … ich habe eine ungefähre Vorstellung, wie man sich da vorkommt.« Er zwang sich, die Hände wieder zu öffnen. »Das kannst du mir glauben. Aber sage mir: Wie lange dauert es, einen Zauberspruch zu schreiben? Nur einen Zauberspruch, einen ganz einfachen.«"
Aristobulus zuckte gleichgültig die Schultern. »Mit dem richtigen Material und genug Ruhe … vielleicht zehn Tage. Könnte sein. Aber ich sehe nicht … «
»Ganz genau. Du siehst nichts. Und wenn du nicht alles, was du brauchst hast? Wie lange würde es dann dauern?«
»Das kommt darauf an, natürlich. Für den Blitzzauber muß die Tinte Ruß von einem enthalten, in den der Blitz eingeschlagen hat – wenn möglich natürlich Eiche. Dann muß die Feder aus … « Der Magier breitete die Hände aus. »Aber das ist egal. Ich muß die Zauberbücher haben. Und sie auch.«
Ahira schüttelte den Kopf. Kapierte der alte Idiot denn nicht, daß alles – alles – hinter dem Erreichen des Tors zurückstehen mußte? Diese Welt war gefährlich. Sie hatte bereits einem von ihnen das Leben gekostet. Sie mußten nach Hause.
Und ich? Soll ich Sicherheit für die Fähigkeit, ein vollwertiger Mensch zu sein, eintauschen? Hier bin ich kein Krüppel. »Jetzt hör mal zu … «
Barak trat dazwischen. »Lassen wir das doch im Augenblick. Wir haben genug Zeit, darüber auf der Fahrt zu streiten, oder?«
Ahira nickte und akzeptierte den unausgesprochenen Tadel. Barak hatte natürlich recht. Es war nicht Sache des Anführers, sich auf ein Streitgespräch einzulassen, wenn es galt, wichtige Dinge zu erledigen. Vielleicht sollte Barak das Kommando übernehmen. Nein, während des Kampfes hatte er sich auch nicht besonders intelligent verhalten. Ein Überschuß an Wagemut war bei einem Teilnehmer schon schlimm genug.
Und außerdem habe ich die Verpflichtung übernommen. Ich muß es machen, nicht er! »Stimmt, Barak. Meine Schuld. – Du hast doch nicht etwa deinen Panzer eingepackt?«
»Hm? Was hat das denn mit irgendeiner Sache zu tun? Ich habe ihn zwar nicht eingepackt, aber … «
»Dann zieh dich aus – ich brauche dein Wams. Die Hosen kannst du anbehalten. Du kannst ja den Panzer auf die nackte Haut ziehen.«
»Was?«
Ahira lächelte. »Ich habe gesagt, zieh dich aus!« Es war zwar nicht gerade der günstigste Augenblick, aber er wollte nicht, daß Barak sich über die Unzulänglichkeit des Anführers Gedanken machte. Am besten hielt man ihn in Trab. Er war jetzt wieder ganz bei der Sache. »Ich habe nicht vor, es einreißen zu lassen, daß ich meine Handlungen erkläre, aber … was meint ihr: Wie stehen die Chancen, daß sie da unten nach Hakim suchen? Nach einem Riesen von einem Mann, der nur Hosen trägt und kein Hemd? Was wir bis jetzt von den Einheimischen gesehen und gehört haben, ist es nicht allgemein üblich, so herumzulaufen. Also wollen wir sicherstellen, daß er nicht nur Hosen trägt, sondern konventioneller gekleidet ist. Du bist der einzige, der größer ist als er; also müßt du ihm deine Sachen geben.« Ahira
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