Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
Schwertspitze glitt heran und zog über Karls Brust eine Linie. Karl schlug das Schwert beiseite und zog die Klinge auf …
Ohlmin machte einen Schritt zurück und parierte mit Leichtigkeit. »Versuch's doch noch mal, Großer!« Er spuckte aus. »Ich habe Zeit.«
Khoralt rief: »Ein Punkt für Ohlmin, keinen für den Herausforderer. Beide benötigten zwei, um zu gewinnen.«
Ohlmin machte kurz Pause. Karl stürzte vor, aber Ohlmin wich elegant zur Seite aus.
Ich kann ihn nicht schlagen. Ich bin gut mit dem Schwert; aber er ist schneller und besser.
Aber verdammt noch mal, besonders leicht will ich es ihm auch nicht machen.
Ohlmin kam jetzt. »Gib auf! Du bist nicht gut genug. Niemand ist das.« Er griff an, so daß die beiden corps-à -corps aneinandergerieten. Karl versuchte, ihn zurückzustoßen; aber der Kleine war stärker, als er aussah.
Höhnisch spuckte Ohlmin Karl ins Gesicht und wirbelte davon. »Ich hätte vor einem Novizen mehr Angst als vor dir. Ein Neuling könnte vielleicht einen Glückstreffer landen«, spottete er. »Du nicht!«
»Halt's Maul und kämpfe!« Obwohl der andere recht hatte. Ein Neuling würde vielleicht sein Schwert werfen oder Ohlmin rein zufällig vom Kampfplatz drängen …
Ich hab's! Karl warf sein Schwert auf den kleineren Mann, mit dem Griff zuerst.
Ohlmin trat geschmeidig auf die Seite. Das Schwert prallte an einer Stange ab und landete außerhalb des Kampfplatzes. »Und das ist … «
Karl sprang ihn mit bloßen Händen an, bekam noch einen gemeinen Schlag an die Schläfe, ehe er mit der linken Hand Ohlmins Schwertarm am Handgelenk packen konnte.
Karl preßte. Ohlmin schrie.
Knochen knackten. Karl griff mit der freien Hand Ohlmin vorne an der Tunika und hob ihn hoch, und …
» … zwei Punkte für Ohlmin, keinen für … «
… etwas auf seinem guten Bein wackeln hob Karl den sich krümmenden Körper des anderen Mannes hoch über den Kopf und warf ihn, soweit er konnte, aus dem Kampfplatz hinaus. Ohlmin landete mit dumpfem Aufschlag und heftigem Stöhnen.
Khoralt lächelte Karl an. »Ohlmin ist wegen Verlas sen des Kampffeldes disqualifiziert. Der Gewinner des Schwerterkampfes ist – wie heißt Ihr eigentlich?«
Karl stand gerade da. »Ich heiße Cullinane, Karl Cullinane.«
»Der Gewinner des Schwerterkampfs ist Karl Cullinane.« Der Elf beugte sich herüber. »Und wenn ich Euch einen Rat geben darf, Karl Cullinane, schlage ich vor, daß Ihr Euch mitsamt Eures Gewinnes möglichst schnel l aus Pandathaway entfernt.« Karl lächelte. »Das hatte ich auch vor.«
Ahira pfiff vor sich hin, als er die Treppe zur Suite in der »Sanften Ruhe« hinaufging. Die Streitaxt hatte er vor die Brust geschnallt; ein Ledersack, schwer mit Goldstücken, hing über der Schulter. Es würde kein Problem mehr sein, sich gut auszurüsten, wenn man seinen und Karls Gewinn und noch das, was Doria und Hakim durch ihre Wetten auf sie eingenommen hatten, zusammenlegte. Mit etwas Glück würden die anderen bald durch das Tor gehen können und wieder zu Hause sein.
Als er die Vorhänge zum gemeinsamen Wohn zimmer der Suite beiseite schob, sah er Hakim, Aristobulus und Doria auf dem Teppich sitzen. Vor ihnen lagen Münzen, fingergroße Goldbarren und Juwelen ausgebreitet.
»Wo sind die anderen beiden?«
Hakim zuckte mit den Schultern und lächelte merkwürdig dümmlich. »Karl ist noch nicht zurück und Andrea noch in der Bibliothek und arbeitet an ihrem Zauberspruch.« Er schaute vom Magier zur Klerikerin und schüttelte dann den Kopf.
Aristobulus nickte. Doria verzog das Gesicht und schnaubte verächtlich.
Was war das? So wie die drei aussahen, schien es, als hätten sie irgend etwas zu verbergen. »Wollt ihr mich nicht mitlachen lassen?«
Aristobulus dachte kurz nach. »Warum nicht! Ich habe gestern abend nichts davon gesagt. Ich wollte zuerst meine Berechnungen noch mal überprüfen.« Er spitzte die Lippen und rieb sich mit den Fingern die Schläfen. »Wenn ich mich nicht ganz gewaltig irre, funktioniert das Tor zwischen den Welten nicht ganz so, wie Deighton sich das gedacht hat – wie er es sich vorgestellt hat.«
»Wir können nicht durch das Tor nach Hause kommen?« Ahira kippte fast um. Heißt das etwa, daß alles umsonst war?
»Nein, nein – so ist es nicht. Es ist nur, daß die Magie nicht so funktioniert wie … in unserem heimischen Universum. Ein Tor auf dieser Seite schafft noch keinen … Durchgang zwischen den Welten; es ist eher wie eine Falltür. Wir können
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