Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
Doria rannte mit flatterndem Gewand auf sie zu. Atemlos schwenkte sie einen tropfnassen Stoffetzen und …
Tropfnassen? Er sprang auf. »Was ist da … «
»Wir haben sie gefunden!« Kurz vor ihnen blieb sie stehen und brauchte ein paar Minuten, um Luft zu schöpfen. »Aristobulus und ich – wir haben die Quelle gefunden, da hinten im Gebüsch.« Sie schüttelte den Kopf. »Es ist irre – da sprudelt es einfach so aus einer Felsspalte heraus und läuft in eine andere. Wir konnten es erst sehen, als wir praktisch schon reingetreten waren. Wie, um alles auf der Welt, konntest du wissen, daß es dort eine Quelle gab?«
Andrea verbarg ihr Grinsen hinter der Hand. Es war doch nur ein Ablenkungsmanöver von Ahira gewesen, Doria und Aristobulus auf die Suche nach einer Quelle zu schicken.
Ahira schaute sie an und zuckte mit den Achseln. »Serendipität, Doria.« Es würde sich sicher eine Gelegenheit bieten, Andrea später noch den Kopf zu waschen. »Nur Serendipität.«
»Was?«
»Das ist, wenn man nach Würmern gräbt und auf Gold stößt.« Er hob die Stimme. »Hakim, Karl – sie haben eine Quelle gefunden. Heute morgen gibt's Wasser, zu Mittag Suppe und als Nachtisch ein Bad.« Jetzt brauchte man sich wegen des Wasservorrats keine Sorgen mehr zu machen. Mit sieben vollen Fässern, nachdem Mensch und Tier gut getränkt waren, müßte die Woche Wüstenmarsch leicht werden.
Na ja, relativ leicht.
Doria schüttelte den Kopf. »Ich kapiere nichts.«
»Mach dir darüber jetzt keine Sorgen.« Er schaute Andrea an und deutete ihr mit einer Handbewegung an, daß sie die Unterhaltung später fortsetzen würden, wenn sie wieder mehr Ruhe hätten. Sie nickte. Ahira wandte sich wieder an Doria und führte einen Trick aus Hakims Trickkiste vor: Er hauchte auf seine Fingernägel und polierte sie leicht über der Brust. »Manchmal bin ich so überragend intelligent, daß ich mich selbst nicht verstehe.«
Karl und sein Pferd erreichten als erste die Wüste. Ahira hatte sie etwas vorausgeschickt, und Karl gefiel das. Er war ent spannt, fühlte sich sogar au sgesprochen wohl auf seiner gro ßen, rotbraunen Stute. Der vorne und hinten erhöhte Sattel gab ihm guten Halt. Es war aber nicht nur der Sattel. Karl zog aus seiner Barak-Persönlichkeit vollen Nutzen: Seine Schenkelmuskeln schloss en fest, die Hüften gingen auto matisch mit, so daß er fest im Sattel saß und nicht auf dem Steißbein auf und niederhüpfte wie die meisten anderen auf diesem Ritt, bis sie allmählich lernten, wie man reitet.
Mit Ausnahme von Walter natürlich. Karl drehte sich um und nickte dem Dieb zu, der Decken auf den Kutschbock gelegt hatte und sich gemütlich von der Nachmittagssonne bescheinen ließ. Die Mulis leitete er nur mit gelegentlichem Zucken seiner faulen Finger. Wahrscheinlich war ein Teil von Walters zur Schau getragener Zuneigung zu den Mulis echt. Er hatte aber auch bestimmt den Wagen mit Rücksicht auf seinen zarten Hintern gewählt und seinen grauen Wallach ohne großes Bedauern hinten angebunden. »Genießt du die Fahrt?«
Walter antwortete mit einem Nicken und Zwinkern. Nein, daran bestand kein Zweifel.
Aristobulus' Gejammer drang nach vorn. Wie immer beklagte er sich. Karl trieb seine Stute vorwärts. Ein gutes Pferd. Sie brauchte nur ein Antippen mit den Fersen, schon ging sie in kurzen Galopp über. Ein leichter Ruck an den Zügeln, und sie fiel wieder in den Schritt.
Er streichelte ihren rotbraunen Hals, der sich fest und trocken anfühlte. »Braves Mädchen – dir macht es nichts aus, mein Gewicht zu tragen, oder?« Sie hob den Kopf höher und schnaubte.
Vor ihm erstreckte sich die Wüste von Elrood über den Horizont, ein flacher, brauner Ozean aus sonnengebacke nem Lehm mit einigen Rissen in der harten Oberfläche, als hätte ein verrückter Riese eine feine Filetdecke geknüpft und darüber geworfen.
Ahiras Stimme erklang von hinten. »Karl – warte mal einen Moment.«
Karl wartete, bis der Zwerg, der auf dem Rücken seines Ponys auf- und niederplumpste, ihn eingeholt hatte. »Probleme?«
Ahira schüttelte den Kopf. »Nein. Ich brauche Rat. Der Rest dieser … Tiere scheint vor dem Gelände Scheu zu haben. Was meinst du, sollten wir sie eine Zeitlang führen? Vielleicht gewöhnen sie sich dann dran.«
Karl schaute nach hinten. Die anderen Pferde waren allerdings sehr nervös. Sie tänzelten und schnaubten. Das würde sie schneller ermüden, als es wünschenswert war.
»Ich glaube nicht, daß das etwas
Weitere Kostenlose Bücher