Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
nützt«, sagte er. »Schau sie dir an. Ja, zum Teufel, schau dich doch selbst an. Bei dir ist es am schlimmsten.«
Der Zwerg maulte. »Was ist mit mir?«
»Der Zweck des Reitens ist es nicht, soviel Luft wie möglich zwischen dein Hinterteil und den Sattel zu lassen, mußt du wissen – der Grund, warum du dein Pony soviel führen mußt, ist, daß du auch nicht die leiseste Ahnung hast, wie man reitet. Das gilt auch für die anderen; nur sind die nicht ganz so schlecht.«
Aristobulus' Pferd machte einen Schritt zur Seite, um nicht in eine Rille zu treten. Wie immer versuchte der Magier, seine kleine Stute zu sehr zu kontrollieren, und frustrierte damit das Pferd noch mehr als sich selbst.
Ahiras rechte Hand glitt an den Griff der Axt. Das geschah wahrscheinlich unbewußt. Karl widerstand dem Wunsch, sein Schwert in der Scheide zu lockern. Ruhig, du bist unter Freunden.
»Verdammt, Karl, hab doch etwas Mitgefühl. Wie lange hast du gebraucht, um reiten zu lernen?«
Karl zuckte mit den Achseln. »Ich habe es anscheinend einfach aufgeschnappt.«
»Ist mit der Umgebung gekommen, richtig? So wie Hakims Fähigkeit, sich lautlos zu bewegen und – und meine, nachts zu sehen, oder?« »Na und?«
Der Zwerg warf die Arme hoch und erschreckte sein Pony. »Langsam, du verdammtes kleines – ruhig, habe ich gesagt. Also, mir ist es nicht zugeflogen. Andrea auch nicht, ebensowenig Hakim, Doria oder Ari. Bilde dir bloß nichts ein, weil du besser reiten kannst als wir. Du hast nur Glück gehabt. Es ist nicht dein Verdienst.« Ahira faßte hinter sich und rieb heftig. »Nicht doch!« »Nicht doch – was?«
Karl seufzte. »Rutsch nicht so im Sattel hin und her. Dein Pony weiß nicht, was du machst, und es gefällt ihm gar nicht.«
Ahira machte den Mund auf, als wollte er etwas sagen, etwa in dem Sinn, daß es ihm völlig egal sei, ob etwas sei nem Reittier gefiel oder nicht. Dann zuckte er aber nur mit den Achseln. »Du hast meine Frage noch nicht beantwortet.«
Karl dachte kurz nach. Ahiras Vorschlag würde den Reitern die Gelegenheit geben, abzusteigen und beim Gehen etwas von der Steifheit loszuwerden. »Ich habe noch eine bessere Idee.«
Ahiras Mund verzog sich. »Laß mich raten: Wir gewöhnen die Biester an das Gelände, indem wir ein paar Meilen galoppieren, richtig?«
»Falsch. Ein Pferd ist kein Auto. Wenn du es zu hart antreibst, kannst du es umbringen. Nein, wie wäre es damit: Wir schlagen hier das Lager auf, warten, bis es dunkel wird, und reiten nachts weiter. Zumindest heute können wir die Decken wie Planen aufspannen, um die Sonne abzuschirmen. Ich weiß, du siehst kein Problem mit dem Wasser mehr; aber wir sollten doch soviel sparen wie möglich. Auf diese Weise können die Pferde, zumindest die, die es nötig haben« – er tätschelte den Nacken seiner Stute – »sich langsam an die Oberfläche gewöhnen, indem sie nur darauf herumstehen.«
»Gemacht!« Der Zwerg riß sein Pony am Zügel, daß es abrupt stehen blieb und er herunterspringen konnte. »Zeit für eine Pause!«
Andrea ließ sich in den Sattel sinken. »Gott sei Dank!«
»Wird auch Zeit.« Aristobulus glitt vom Pferd.
»Mir soll's recht sein.« Doria schwang sich aus dem Sattel und sprang locker hinunter.
Walter zügelte die Mulis und zuckte mit den Achseln. »Ich sehe zwar nicht ein, wo die Schwierigkeiten liegen. Aber von mir aus.« Er band die Zügel hinten an seinen Sitz und sprang auf den von der Sonne ausgedörrten Boden. »Wie lautet der Plan? Wir haben bis Sonnenuntergang noch einige Stunden – sollten wir nicht noch weiterziehen?«
Ahira, der jetzt von seinem Pony befreit war und auch nicht mehr auf Karls Ratschläge hören mußte, sein Tier nicht scheu zu machen, rieb sich kräftig den unteren Teil seiner Wirbelsäule, als wollte er den Schmerz wegscheuern. »Das Gelände ist hier so flach, daß es nicht gefährlich ist, nachts zu reiten. Das wollen wir auch machen, jedenfalls heute. Wir spannen den Sonnenschutz auf, schlafen etwas und brechen so gegen Mitternacht wieder auf, wenn der Boden etwas abgekühlt ist.«
Doria nickte. »Du machst dir immer noch wegen des Wassers Sorgen.«
»Keine Sorgen. Reine Vorsichtsmaßnahme.« Ahira streckte sich. »Wenn wir die andere Seite der Wüste erreicht haben, möchte ich noch soviel wie möglich übrig haben. Wir wissen nicht, wie tief im Bremon das Tor liegt, und wir brauchen vielleicht alles, was wir tragen können.«
Karl nickte. Ein guter Punkt, daran hatte er gar nicht
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