Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
und seht euch mal um, ob es hier nicht eine Quelle gibt. Du brauchst nur durchs Gebüsch zu gehen. Er kann den Schlauch … «
Doria runzelte wieder die Stirn. »Ich bezweifle, daß es hier eine Quelle gibt. Und warum ich?«
Weil ich mich gerne ungestört mit Andrea unterhalten würde und das eine gute Entschuldigung ist, euch ein paar Minuten aus dem Weg zu haben. Und muß ich wegen jeder verdammten Sache erst längere Zeit diskutieren? Nein, seufzte er, das wäre nicht gut. »Wegen deines Gewandes.« Er hob einen Kiesel auf und warf ihn gegen den Ärmel ihres Gewandes. Er prallte ab, als wäre er gegen eine feste Mauer geflogen. »Wir müssen uns bei dir keine Sorgen machen, daß dich das Gebüsch zerkratzt.«
Sie nickte und ging weg.
Ahira wandte sich wieder Andrea zu.
Sie lächelte wissend und schob eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Allein – endlich allein, hm? Trotzdem« – sie klopfte ihm auf die Schulter – »glaube ich, daß du eine Spur zu klein für mich bist. Das soll keine Beleidigung sein.«
So wie sie es gesagt hatte, konnte man es gar nicht als Beleidigung auffassen. »Habe ich auch nicht gedacht. Aber darüber wollte ich nicht mit dir reden.« Er zögerte. Eigentlich ging ihn das Privatleben der Leute in der Gruppe nichts an, außer es gefährdete ihre Chancen, zu überleben und das Tor zu erreichen.
Aber eigentlich konnte alles ihre Chancen gefährden. »Was ist das Problem zwischen dir und Karl? Er ist ja nun bestimmt nicht zu klein für dich, oder?«
Sie zwang sich ein offensichtlich gequältes Lächeln ab. »Nein.«
»Na, und du machst ihm auch keinen Vorwurf, daß wir hier sind. Wenn dieser Transfer vom Wunsch allein abhängen würde, ist es meine Schuld, nicht Karls.« Für Cullinane war es immer nur ein Spiel gewesen. Und so wie Karls Verhalten immer besser wurde, je näher sie an Bremon herankamen, konnte man schließen, daß er auch viel glücklicher sein würde, wenn es wieder nur ein Spiel wäre.
»Nein.« Sie schaute weg. »So dumm bin ich nicht.«
Ahira schnaubte. »Du bist überhaupt nicht dumm. Du hast ihn wie einen Aussätzigen behandelt. Ich bin sicher, daß du dafür deine Gründe hast. Ich würde nur gern erfahren, welche das sind.« Andrea, es ist mir egal, mit wem du schläfst oder mit wem du nicht schläfst. Aber Cullinane ist wegen dir völlig aus dem Häuschen, und das könnte ihn als Krieger schwächen. Ich will, daß er sich den Kopf über unser Überleben zerbricht, nicht über dich. »Vielleicht kann ich irgendwie helfen?«
»Nein.« Sie schüttelte langsam den Kopf. »Da gibt es nicht sehr viel, was man tun könnte.« Ihre Finger faßten unbeholfen in die Luft. »Er ist irgendwie … ich weiß auch nicht – wie gut hast du ihn drüben, auf der anderen Seite, gekannt?«
»Nicht besonders gut, glaube ich. Ich habe ihn außer beim Spiel höchstens drei oder vier Mal gesehen.« Ahira lächelte. »Wir haben auch nicht dieselben Kurse gehabt – ich glaube nicht, daß Karl schon zur Informatik als Hauptfach vorgedrungen ist.«
»Noch nicht.« Sie seufzte. »Aber laß ihm nur Zeit. Er verbeißt sich dauernd in neue Sachen.«
»Ein Dilettant. Kann nicht bei einer Sache bleiben.«
»Nein. Na ja, doch. Aber es ist mehr als nur das. Er ist … so eine Art Monomane, verbeißt sich vollkommen in das, was ihn gerade interessiert … « Sie rieb sich mit steifen Fingern die Schläfen. »Dann zieht er sozusagen den Extrakt aus der Sache und geht zu etwas anderem über.« Sie ließ die Hände in den Schoß sinken und schaute ihn an. »Ich weiß, ich drücke mich nicht sehr klar aus, aber verstehst du mich?«
»Es klingt, als hättest du Angst, verführt und anschließend verlassen zu werden. Stimmt's?«
»Ich wußte, daß ich es nicht gut erklärt habe – es ist ganz und gar nicht so.« Sie spitzte die Lippen, lächelte aber dann breit und selbstsicher. »Du hältst mich für die Sorte Frau, die verführt und dann sitzengelassen wird, Ahira?« Sie drohte ihm mit dem Zeigefinger. »Na?«
Ihr Ton war fröhlich und spielerisch; aber er spürte einen ernsten Strom tief unten. »Nein, das glaube ich nicht von dir. Ich glaube, daß du mit jede Art von Beziehung gut zurechtkommst, ganz gleich, ob es sich um so eine handelt, wie sie zwischen dir und Hakim besteht, oder« – er kicherte – »eine etwas distanziertere mit einem neurotischen Zwerg.«
Sie lachte. »Danke. Aber du und Walter, ihr seid nicht das Problem. Es ist Karl und sein gottverdammt … «
»Ahira!«
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