Hüter der Flamme 01 - Die Welt des Meisters
ausgestrecktem Arm auf Karl los. Er traf Karls linken Arm, den Dorias Gewand schützte.
Die Klinge klirrte und prallte ab, als wäre sie gegen eine Wand geschlagen.
Ehe Karl zuschlagen konnte, war Ohlmin zurückgesprungen. Der schlanke Mann schürzte die Lippen. »Wenn es so ist, dann erledige du ihn, Magier!«
Blenryth hob den Arm hoch in die Luft; ein Sturzbach harter Silben ergoß sich aus seinem weinverschmierten Mund …
Die Dunkelheit zerriß, als von hinten ein Blitz neben Karl vorbeizischte und den Magier mitten in die Brust traf.
Blenryth explodierte. Karl wurde von der Wucht der Explosion zu Boden geschleudert. Er bekam keine Luft.
Beweg dich! Du weißt nicht, wo Ohlmin ist.
Hände schossen sich um seine Schultern. Karl griff hinter sich.
»Ruhig«, flüsterte Walter. »Es ist nur die – hmm – Kavallerie.«
Karl sprang auf die Füße. Neben dem Dieb stand Aristobulus. Er sah ziemlich mitgenommen aus und rieb sich die rauchenden Hände.
Und grinste.
»Keine Zeit für Glückwünsche«, sagte Karl kurz und deutete mit dem Daumen auf den Wagen mit den Frauen. »Sie sind in dem dort. Rein mit euch und dann nichts wie los. Ich hole euch schon ein.« Er musterte schnell die Umgebung. Kein Zeichen von Ohlmin. Der Bastard war so gescheit, um zu wissen, wann er weglaufen mußte.
Die beiden blieben noch einen Augenblick stehen. »Los!« fuhr Karl sie an und versetzte Walter einen Stoß in die richtige Richtung. »Ich muß Ahira finden.« Und Ohlmin. Er packte den Krummsäbel fester. Unbedingt Ohlmin.
Die Welt war eine unglaublich tiefe, unwahr scheinlich dunkle Grube. Alles in Ordnung, Ahira?
Nein. Mir geht es gar nicht gut. Ich bin doch tot, oder?
»Gib mir die letzte Flasche.« Hakims Stimme war ruhig, wie immer, jedenfalls meistens. »Ich werde noch ein bißchen mehr in die Wunde gießen, ehe sie sich schließt.«
»Seine Lippen bewegen sich«, sagte Aristobulus. »Gieß es ihm lieber in die Kehle.«
»Wenn er es aber nicht schluckt – wenn es in den falschen Hals gerät … «
»Sei nicht albern. Schließlich ist es ein Heiltrank – die einzige Art und Weise, wie du ihm damit weh tun kannst, ist, wenn du ihm die Flasche über den Schädel schlägst.«
Behutsam zwang eine Hand in seinem Nacken den Kopf nach vorn. Eine widerlich süße, sirupartige Flüssigkeit wusch den Blutgeschmack aus dem Mund. Ahira hob die Hand und schob den Flaschenhals weg. »Aufheben für später.« Er öffnete die Augen. In dem schwachen Schein der Lampe über ihm sah er Hakim und Aristobulus neben sich. Sie beugten sich über ihn. »Wir … «Er schluckte und fing neu an. »Wir bewegen uns nicht.«
Hakim hob die Hand. »Keine Sorge. Wir sind jetzt weit genug weg.« Er hob den Kopf. »Karl – er ist wach!«
Weit genug weg? Ein Weit-genug-Weg gab es nicht. »Wer«, fragte er mit heiserem Krächzen, »wer sagt das?«
Karl Cullinane schaute durch die offene Tür herein. Sein Gesicht war mit Blut verschmiert und rußgeschwärzt. »Ich sage das. Die haben andere Sorgen als uns in der Dunkelheit nachzujagen.«
»Wie geht's … « Er rang nach Luft. »Wie … «
»Seht.« Karl beugte sich kurz nach draußen, dann kam er herein. »Sie sind beide … sie sind jedenfalls hier. Andy geht es nicht allzu schlecht.« Er zuckte mit den Achseln. »Wenn man die Umstände berücksichtigt. Doria ist immer noch etwas … durcheinander. Nicht körperlich«, sagte er und lächelte ein bißchen. »Beide hatten genug von dem Zeug. Aber sie haben verdammt viel mitgemacht.«
»Was … ist passiert?«
»Später.« Karl nickte ihm aufmunternd zu. »Hauptsache, daß wir ihnen entwischt sind. Du hast einen Bolzen in die Lunge abbekommen. Wenn Ari nicht den Kasten mit den Heiltränken gefunden hätte, den sie unter einen Wagen geschnallt hatten, wärst du tot. Aber er hat's geschafft, und du lebst. Reicht dir das für den Augenblick?«
Ahira versuchte, heftig den Kopf zu schütteln. Es kam aber nur zu einem Zucken. »Wie … bin ich … hierher gekommen?«
Walter klopfte ihm auf die Schulter und setzte sich dann auf eine Bank an der gegenüberliegenden Wand des Wagens. Wie unbeteiligt hob er eine Armbrust auf und zählte die Bolzen, die im Köcher waren, der daran befestigt war. »Karl hat dich auf der Erde gefunden, falls du das meinst. Dann hat er dich – schneller als der Tod, verzeih den Vergleich – getragen, bis er uns wieder eingeholt hatte.« Er sah zu dem großen Mann hinüber, der immer noch im Türrahmen lehnte. »Elf
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