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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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Problem mehr dar. Der Mann krallte schreiend die Hände in sein verbranntes Gesicht; Karl hatte ihn mit seinem Tritt in das Feuer gestoßen.
    Auf den Knien liegend, tastete der Mann blind über den Boden, während seine Schreie jedes Lebewesen auf eine Meile in die Runde aufschreckten.
    Karls erster Gedanke war, sein Messer zu nehmen und zu verschwinden, doch er beschloß, daß es den Zeitverlust wert war, den Sklavenjägern diese Lektion noch unvergeßlicher zu machen.
    Als vorbeugende Maßnahme beförderte er mit einem Fußtritt das Gewehr aus der Reichweite des schreienden Mannes. Auch ein Blinder konnte eine Waffe greifen und durch Zufall jemanden erschießen.
    Doch weshalb tastete der Mann so verzweifelt über den Boden?
    Natürlich. Wahrscheinlich befand sich eine Flasche Heiltrank in dem Beutel neben dem Feuer.
    Karl griff nach der Tasche und schleuderte sie tief in den Wald.
    »Nein.« Er stieß den Sklavenjäger zurück in die Flammen, und das Gebrüll des Mannes steigerte sich zu einem irrwitzigen Kreischen.
    Ohne darauf zu achten, zog Karl seinen Dolch aus dem Leichnam des toten Sklavenjägers, schob es in die Hülle, die er sich hastig mit einem Riemen um die Hüfte band, lief über dem Strand zum Wasser und tauchte mit einem sauberen Kopfsprung unter, als es ihm bis zu den Knien reichte.
    Das Wasser ließ die Schreie verstummen, als hätte jemand einen Schalter umgelegt, doch die Erinnerung daran verfolgte ihn den ganzen langen Weg zu seinem Versteck.
    Als Karl Cullinane sich naß und erschöpft auf die flachen Steinplatten in der Höhle des Schwertes zog, hätte er schwören mögen, daß er immer noch den scheußlichen Gestank von versengtem Haar und Fleisch roch und die Schreie des brennenden Mannes hörte.
    Rasch schlüpfte er aus den Kleidern und breitete sie nach dem Auswringen über die kalten Steine, bevor er sich mit einer Melawidecke abtrocknete.
    Den Geruch wurde er nicht los. Es hatte eine Zeit gegeben, da der junge Karl Cullinane mit eben diesem Gestank in der Nase auf einer staubigen Straße kniete und sich übergab, bis er glaubte, er würde als nächstes einen Lungenflügel herauswürgen.
    Aber das war lange her. Karl Cullinane streckte sich auf einer trockenen Decke aus, schloß die Augen und bettete den Kopf auf einen angewinkelten Arm.
    Er schlief sofort ein.
    In der nächsten Nacht erwischte er nur einen Mann; in der Nacht darauf waren es drei.
    Nach vollbrachter Tat schlief Karl Cullinane friedlich bis zum nächsten Morgen, wie ein Berglöwe, der sich an seiner frisch geschlagenen Beute gelabt hatte.

Kapitel siebenundzwanzig
Die Jäger
    Die Toten sterben nicht. Sie schauen zu und helfen.
    D. H. Lawrence
    Die Höhle des Schwertes war leer, bis auf einen nackten, fröstelnden Karl Cullinane und das gleißende Schwert.
    Das Schwert ...
    Gehalten von Fingern aus Licht, hing das Schwert Arta Myrdhyns über einem grob behauenen Steinaltar.
    Kein Geräusch unterbrach die Stille, bis auf seinen eigenen Atem, seine eigenen Schritte und das schnelle, gleichförmige Klopfen seines eigenen Herzens.
    Karl Cullinane hatte sich noch nie so einsam gefühlt.
    Das Schwert sah genauso aus, wie er es in Erinnerung hatte, bestimmt war es seit Jahrhunderten unverändert geblieben: ein Beidhänder mit schnurumwickeltem Griff und einem schweren Messinghandschutz mit schneckenförmigen Seitenknäufen, dessen Metall in dem unsteten Zwielicht geisterhaft schimmerte. Keine Flecken oder Altersspuren waren auf der Waffe zu entdecken, bis auf die insektengleich über die Klinge huschenden Schatten, die sich zu Buchstaben formten und wieder verschwanden.
    Nimm mich, sagten die Buchstaben. Bring mich zu Jason.
    »Den Teufel werd' ich«, sagte er.
    Er hatte sich unter der Melawidecke zusammengekauert. Darunter war er noch immer naß und splitternackt, bis auf sein Amulett, und er zitterte vor Kälte. Die Höhle, verborgen im Innern einer unmittelbar vor der Küste liegenden Insel, war nur durch eine Öffnung unter der Wasseroberfläche zugänglich. Erneut huschten die spinnwebfeinen Buchstaben über die Klinge.
    Nimm mich, sagten sie. Ich warte auf deinen Sohn.
    »Nicht, wenn es nach mir geht«, erwiderte er. Wie hatte Arta Myrdhyn es beschrieben? Ein Schwert, das seinen Träger selbst vor den stärksten Zaubersprüchen schützte; ein Schwert, geschaffen, um Magier zu töten.
    Arta Myrdhyns Trumpf für den Kampf gegen den Großmeister der Gilde der Magier, Lucius, seinen alten Feind.
    Nicht mit meinem Sohn. Das

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