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Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht

Titel: Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Rosenberg
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kannst du dir aus dem Kopf schlagen.
    Jason würde seine eigene Bestimmung finden und nicht als Marionette in Deightons Spiel agieren.
    Karl Cullinane zwang sich zu einem Kichern, das sich selbst für seine Ohren etwas dünn anhörte. Sich des Schwertes bemächtigen, ha! Nicht wegen des Schwertes war er nach Melawei gekommen; nicht wegen des Schwertes saß er in dieser Höhle. Doch er hatte noch einmal einen Blick darauf werfen wollen; er konnte nicht eine so lange Reise unternehmen, ohne sich zu überzeugen, daß es sich noch an Ort und Stelle befand.
    Nein, die Höhle barg noch eine weitere Besonderheit, die Karl Cullinane einen beträchtlichen Vorteil über seine Feinde verschaffte.
    Ahrmin hatte die Bewohner des Dorfes Eriksen vertrieben und sich selbst dort eingenistet. Verständlich: Eben in dieser Gegend Melaweis war er schon einmal von Karl besiegt worden und wollte sich vermutlich an dem Land und den Dörflern ebenso rächen wie an Karl Cullinane.
    Doch die Umgebung des Dorfes hatte etwas zu bieten, wovon Ahrmin nichts wußte.
    Du machst einen großen Fehler, Bastard, dachte er, als er den Vorraum betrat. Du hast dir die falsche Stelle ausgesucht, um mir aufzulauern.
    Schimmernde Kristalle übersäten Wände und Decke der Felsenkammer; eingefangenes Sternenlicht flimmerte über die fleckige Rückwand der Grotte. Karl wußte, wäre in seinen Genen die Anlage für magische Fähigkeiten enthalten gewesen, hätten sich die verschwommenen Zeichen an jener Wand zu scharf umrissenen Runen verfestigt, den Worten von Zaubersprüchen, die sich dem Bewußtsein des Magiers einprägten, um im Gedächtnis gehortet zu werden, bis die Zeit kam, sie anzuwenden.
    Doch Karl verfügte nicht über die entsprechenden genetischen Anlagen; er sah nur eine fleckige Wand. Andy allerdings ...
    Aber Andy war nicht hier. Sie war nicht hier. Er mußte damit rechnen, sie niemals wiederzusehen. Was würde er geben, um sie noch einmal in den Armen zu halten. Was würde er nicht geben?
    Ruhig, Karl. Wir haben noch einiges zu erledigen. Er zwang seine Gedanken, sich mit den vor ihm liegenden Aufgaben zu beschäftigen, und befand, daß es zu lange her war, seit er das letztemal etwas gegessen hatte, obwohl er keinen Hunger verspürte. Töten verdarb ihm den Appetit.
    Wenigstens pflegte es früher so zu sein, daß ihm vor und nach einem Kampf speiübel war. Später, in den letzten paar Jahren, brachte er von seinen Abenteuern einen Bärenhunger mit nach Hause.
    Jetzt war er nicht hungrig, aber die Maschine aus Fleisch und Blut wollte geölt sein, wenn auch nur noch kurze Zeit. Karl Cullinane verließ die Höhle des Schwertes und schritt durch einen aus dem Fels gehauenen Gang zu der Grotte bei der Eingangsöffnung, wo er seine Kleider auf den klammen Steinen zum Trocknen ausgebreitet hatte. Seine Kleider? Nun ja, die Sklavenhändler, denen er sie abgenommen hatte, würden sie nicht vermissen. Sie waren noch feucht von seinem nächtlichen Ausflug, wie auch die meisten der großformatigen Handtücher, die die Melawi für ihre Stammeszauberer in der Höhle bereitgelegt hatten.
    Er zuckte die Schultern. Gemessen an den Gefahren, denen er Nacht für Nacht ins Auge sah, waren feuchte Kleider eine kaum nennenswerte Unbequemlichkeit.
    Ohne die beiden großen Säcke mit den wasserdicht versiegelten Bomben und den kleineren Packen mit Zündhütchen zu beachten, kramte er in dem fünften Beutel, förderte ein Stück Trockenfleisch zutage und biß hinein, während er dicht an die Höhlenwand herantrat.
    Etwas wie ein Aussichtsfenster schaute auf die nächtliche See hinaus.
    Wellen hoben und senkten sich unter flimmernden Sternen, Dunkelheit verdeckte den Horizont. Im Westen, Süden und Osten ragten weitere Inseln aus dem Wasser, einige kaum mehr als winzige Felsbuckel mit ein oder zwei Bäumen, andere waren größer und genaugenommen keine Inseln: Der Kanal, der sie vom Festland trennte war so schmal, daß gerade ein Kanu der Melawi hindurchpaßte. Ein Vogel querte sein Sichtfeld und war verschwunden, bevor er erkennen konnte, zu welcher Art er gehörte.
    Ein gutes Stück weiter entfernt lag ein Sklavenhändlerschiff vor Anker. Ein saftiger Bissen, aber nicht für heute nacht. Die Bastarde fingen an, ihre weit auseinanderliegenden Posten dichter zusammenzuziehen, aber das genügte ihm noch nicht.
    Es gab einen alten Vietkong-Trick, den Karl in dieser Nacht anwenden wollte, um die Einschüchterung der Sklavenjäger zu beschleunigen, die Schraube noch fester

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