Hüter der Flamme 04 - Der Erbe der Macht
verschwommene Aussprache und schlechte Grammatik bildeten keine Gefahr für Leib und Leben. Eine Falle durchaus.
»Ich denke, Wir sollten uns doch zu einer Verfolgung entschließen.« Valeran drehte seinen Weinpokal zwischen den Fingern. »Angenommen ...«
»Entschuldige, Valeran«, meinte Ahira, »aber es hat noch keiner davon gesprochen, daß du mitkommst. So wie ich das verstanden habe, ist es deine Aufgabe, Jason im Auge zu behalten und nicht, Sklavenhändler zu jagen.«
Valeran bedachte ihn mit einem kalten Blick. »Ich glaube, das ist eine Sache zwischen mir und meinem Kaiser. Oder zwischen mir und dem Streiftruppführer.«
»Keine Aufregung«, sagte Daherrin und fegte die Angelegenheit mit einer Handbewegung vom Tisch. »Der Junge ist hier in Sicherheit; Valeran reitet mit uns, wenn er das möchte. Was wolltest du gerade sagen, Val?«
»Valeran«, berichtigte der Soldat. »Angenommen, die Sklavenkarawane hat tatsächlich vor, sich mit einer größeren Streitmacht zu vereinen - was werden sie dann tun? Darauf hoffen, daß unser Angriff und das Eintreffen ihrer Verstärkung zum selben Zeitpunkt erfolgen? Uns daran hindern, vorab das Gelände zu erkunden? Uns dazu überreden, während des Kampfes eine Augenbinde zu tragen?«
Bei dieser letzten Bemerkung mußte Bren Adahan kichern. Bisher hatte er schweigend auf seinem Platz neben Aeia gesessen, hörte zu und beobachtete und ließ sich nur wenige Male von Aeia ablenken. Was Walter Slowotski zutiefst beeindruckte; der Mann verfügte über eine bewunderungswürdige Konzentration.
Was mich betrifft, kleines Mädchen, wenn ich in dir nicht Karls Adoptivtochter respektieren würde, gäbe es da eine Gutenachtgeschichte, die ich dir liebend gern erzählen möchte.
Ihre leicht schrägen Augen, die hohen Wangenknochen und der sahnig-glatte Teint wirkten ungemein exotisch, und obwohl Walter Slowotski seine Frau liebte - Kirah war ein patentes Mädchen - hatte er kaum je ein Hehl aus seiner Neigung zur Untreue gemacht; er war nicht für die Monogamie geschaffen. Aeias Vorliebe für enganliegende Kleidung, die sich an ihren Shorts und dem grauen Strickpullover zeigte, betonte noch die Veränderungen, die Walter an ihr bemerkt hatte.
Trotzdem ... nein, laß es sein.
Mit Karls zukünftiger Frau zu schlafen, hatte ihm vor Jahren beinahe den Tod gebracht; es drängte ihn nicht, herauszufinden, ob Karl in bezug auf seine Adoptivtochter ähnlich reagierte.
Und vielleicht ist ein Kriegsrat nicht eben die ideale Gelegenheit, um auszuknobeln, wo, wie und mit wem ich demnächst ins Bett gehe.
Andererseits, welcher Zeitpunkt eignet sich besser als die Gegenwart, um Verhandlungen zu eröffnen - selbst wenn er nicht genau wußte, ob er sie zu dem vorhersehbaren Abschluß bringen wollte.
Onkelhaft tätschelte er ihr nacktes Knie. »Was ist deine Meinung, Kleines?«
Sie legte ihre kleinere Hand auf seine Pranke, und ein Lächeln zog über ihr Gesicht, als Brens freundlicher Blick sich zu einem mißtrauischen Starren wandelte. »Meiner Meinung nach, Walter, steht es längst fest, daß ihr gegen die Sklavenhändler zu Felde zieht, daher solltet ihr euch auf das Wie einigen, statt kostbare Zeit mit Zankereien über das Ob oder Ob Nicht zu verschwenden.«
Beeindruckendes Mädchen. Nicht nur verfügte sie über bemerkenswerte Beine und zwei - wie es schien - hübsche, knackige Brüste, sondern sie hatte auch noch Verstand. Wenn sie jetzt noch eine Begabung für Diskretion erkennen ließ, stand Walters Entschluß fest. Natürlich konnte sie die Sache verderben, indem sie nein sagte. Das passierte Walter ungefähr einmal bei zehn Versuchen. Bei seinen raren Ausflügen in fremde Gefilde verlief gewöhnlich alles nach Wunsch.
»Gut beobachtet.« Riccetti nickte und erhob sich. »Dann hebe ich die Versammlung hiermit auf; ich halte noch eine lange Nacht vor mir, und ich sehe keinen Grund, irgendwelche Veränderungen vorzunehmen - außer daß die Kanonen an Ort und Stelle geschafft und bemannt werden, für alle Fälle. Aeia, Petros, Jason - ihr habt morgen genug Arbeit, ohne euch die Nacht beim Pläneschmieden um die Ohren zu schlagen. Geht zu Bett - verabschieden könnt ihr euch morgen früh.«
Ohne ein weiteres Wort lächelte Aeia in die Runde, stand auf und ging.
»Petros, du wirst bei mir im Neuen Haus zu Gast sein. Jason kann dir ein Zimmer herrichten - es ist viel zu wolkig draußen, um so spät noch nach Hause zu reiten. Daherrin, du bist entschlossen, dieses Unternehmen
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